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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Rom/Italien
    D er kleine Sitzungsraum unter dem Dach des Collegium Russicum war stickig und voller Rauch. Die Aschenbecher auf der polierten Tischplatte quollen über, leere Zigarettenschachteln lagen durcheinandergewürfelt zwischen offenen Mineralwasserflaschen und gebrauchten Pappbechern. Mit sonorem Klang schlug die Uhr der Basilika Santa Maria Maggiore ein Uhr morgens.
    Die vier Männer, die sich um den runden Tisch mit der päpstlichen Flagge in der Mitte versammelt hatten, waren jedoch hellwach. Keiner von ihnen hatte in den letzten achtundvierzig Stunden geschlafen. Nachdem ein junger Priester ein weiteres Tablett mit vollen, dampfenden Kaffeetassen abgestellt hatte, entließ ihn einer der Anwesenden mit einer ungeduldigen Handbewegung.
    »Fassen wir zusammen.« Der Mann im dunklen Anzug und mit dem dünnen, goldenen Kreuz am Revers warf einen Blick in die Runde. Er mochte etwa sechzig Jahre alt sein, hatte eine Adlernase, auf der rahmenlose Gläser saßen, und dunkle Augen, denen nichts entging. Ein goldener Montblanc-Füllhalter rotierte ohne Pause um seinen Zeigefinger. »Die Situation ist Ihnen aus den Händen geglitten. Der Vatikanische Geheimdienst torkelt von einer Niederlage in die andere. Und ich dachte, Sie wüssten, was Sie tun.« Der Ton seiner Stimme war eisig. »Ich weiß nicht, warum ich Sie nicht alle an die Inquisition ausliefern sollte. Kardinal Frazer hätte seine wahre Freude daran, Sie wie sein Steak zu sezieren. Zum Frühstück.«
    Major Alessandro Bertani schaute sein Gegenüber seelenruhig an. »Überschätzen Sie sich nicht, Dottore«, meinte er leise, »auch Sie sind nur eine Karte in diesem Spiel, die geopfert werden kann. Ein kleiner Hinweis hier, eine Vermutung dort…«
    »… und Sie wären tot«, zischte der Mann im Anzug. »Sie haben alle die gleiche Berufskrankheit. Sie sind größenwahnsinnig und glauben, Sie seien unverwundbar. Nur ein kleiner Fingerzeig von mir und Sie verlassen dieses Gebäude nicht mehr lebend. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Bertani lächelte dünn. »Ich halte nichts von Übertreibungen. Und sie helfen uns nicht weiter.«
    »Ach ja? Was hilft Ihnen denn weiter? Stehen Sie doch einfach einmal auf, gehen Sie ans Fenster und schauen Sie hinunter. Was sehen Sie? Eine der üblichen römischen Nebenstraßen. Aber so ist es nicht…«
    Der Chef der Auslandsabteilung von Pro Deo stand auf, und Scaglietti sah die erste Unsicherheit in den Augen seines Kollegen aufblitzen. Bertani schob den Vorhang zurück und legte seine Stirn ans Fenster, um besser zu sehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen ein paar Gruppen von Männern vor einer kleinen Bar beisammen, diskutierten, tranken Kaffee oder blätterten in Zeitungen.
    »Genau bis dahin kämen Sie, Bertani, und dann würde man Ihre Leiche in die Autopsie bringen«, meinte der Mann im Anzug. »Ach ja, und natürlich würde man Ihren Tod nie aufklären, nach alter Tradition.«
    Sein Nachbar am Tisch war ein kleiner, rundlicher Geistlicher mit Hamsterbacken, der unentwegt an seiner fleckigen Soutane herumwischte. Nun kicherte er. »Wie schön, wie schön, wer möchte schon einen Mord aufdecken, der dem Vatikan peinliche Fragen und Nachforschungen bescheren könnte?«
    Er fuhr sich mit einem Taschentuch über die Glatze und verzog sein Gesicht. »Ich muss dem Dottore recht geben. Bisher haben Sie eine sehr mittelmäßige Vorstellung gegeben, Bertani. Ich hatte mir von Pro Deo mehr erwartet. Ich habe Ihnen Bertucci vom Hals geschafft, indem ich ihn nach England geschickt habe, das Bild des armen Luigi vor Augen. Rossotti ist tot, Lamberti vollbeschäftigt damit, die Wogen zu beruhigen. Kleinert, dieser Hampelmann Gottes, tänzelt um den Heiligen Vater herum und macht sich wichtig. Worauf warten Sie noch? Sie kennen die Namen, Sie haben freie Hand, Sie waten in Geld. Wir warten auf die Erfolgsmeldungen.«
    Major Ettore Scaglietti warf Bertani einen kurzen Blick zu, dann legte er die Hände flach auf den Tisch. »Das ist alles nicht so einfach, wie Sie sich das vorstellen, Eminenz. Unangenehmerweise ist Bertucci nicht in England, sondern untergetaucht. Oder besser gesagt, bereits wieder aufgetaucht. Leider in Österreich und nicht auf den Britischen Inseln.«
    Der Mann im Anzug fuhr herum. »Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, Scaglietti. Oder?«
    »Doch, leider. Wir haben Grund zu der Annahme, dass der Advocatus Diaboli uns alle an der Nase herumgeführt hat. Vor ziemlich genau zwei Stunden traf eine SMS

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