Teufel - Thriller
Reiter schneidet sich vor drei Tagen die Pulsadern auf, der Pfarrer wird gefoltert und an die Glocke gehängt«, ergänzte Paul und spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. »Sie haben recht. Nur der alte Maurer hat bis heute überlebt.«
»Ich möchte jetzt nicht Orakel spielen«, meinte Ahrends, »aber es würde viel dafür sprechen, dass auch er nicht friedlich im Bett stirbt.«
Wagner schwieg betroffen.
»Es sieht ganz so aus, als habe der Transport Unglück gebracht«, fuhr der Historiker fort, »und zwar nicht nur damals, sondern auch heute noch.«
»Geweihte Erde«, flüsterte Paul. »Gibt es durch die Jahrhunderte nicht Artefakte, die man besser nicht anrührt? Die mit einem Fluch belegt sind, oder habe ich zu viele amerikanische Filme gesehen?«
»Sie meinen Dinge wie die Bundeslade, den Sarkophag des Pharao oder bestimmte berühmte Diamanten?« Ahrends zuckte mit den Schultern. »Kommt darauf an, woran Sie glauben. Manchmal sieht es fast so aus.«
»Wollte Himmler deshalb den Transport in geweihter Erde wissen?«, dachte Paul laut nach. »Weil er um die Gefahr wusste, die von ihm ausging?«
»Nun, der Reichsführer-SS war sicher ein esoterisch angehauchter Mensch, der Astrologen und Wahrsagern ebenso zuhörte wie Vertretern der Hohlen-Erde-Fraktion«, lächelte Ahrends. »Niemand wird ihn je ganz durchschauen können, dazu war diese Persönlichkeit zu vielschichtig und manchmal auch einfach zu unberechenbar. Stiftung Ahnenerbe, Suche nach dem Gral, Expeditionen nach Tibet. Also erwarten Sie von mir bitte keine Erklärung für die geweihte Erde. Vielleicht wollte Himmler auch nur sichergehen, eine Art Rückversicherung abschließen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Paul nickte. »Nutzt es nichts, dann schadet es auch nichts.«
»Zum Beispiel«, erwiderte der Historiker.
»Aber war es nicht so, dass der Reichsführer-SS im Krieg mit der katholischen Kirche lag?«, gab Paul zu bedenken. »Wollte er nicht eine eigene NS-Religion anstelle aller anderen einführen? Dann passt die geweihte Erde aber nicht unbedingt zu seinen spirituellen Weltanschauungen.«
»Ich habe Ihnen ja gesagt, er war nicht einfach zu durchschauen.« Ahrends trank seinen Kaffee aus. »Denken Sie an Quedlinburg, den berühmten Dom, in dem Himmler seine Heinrichsfeiern abhalten ließ. Da wählte er auch eine katholische Kirche als Rahmen für seinen Kult. Obwohl die Gebeine des Angebeteten nie gefunden wurden.«
»Wie weit ist Quedlinburg von hier?«, erkundigte sich Paul.
»Ach, etwas mehr als zweieinhalb Stunden Fahrt, über Kassel, Göttingen und Goslar. Sie sollten sich die Stadt und den Dom anschauen, wenn Sie bereits so weit gefahren sind.« Der Historiker klappte den Deckel der Schatulle zu und nickte Paul zu. »Danke für die Erinnerungsstücke. Ich werde sie gut verwahren und ausstellen, das verspreche ich Ihnen. Ich wollte, wir hätten mehr erhaltene Unterlagen über die Wewelsburg zur Zeit der SS. So haben wir ja nicht die leiseste Ahnung, woraus dieser Transport überhaupt bestand. Und wenn wir ganz ehrlich sind, dann wissen wir ja auch nicht, wo er geendet hat. Unterretzbach kann nur eine Zwischenstation gewesen sein. Fiel er in die Hände der Russen? Kam er etwa bis nach Wien? Oder nach Moskau? Niemand weiß es.«
»Sie sehen also keine Chance, den Inhalt zu rekonstruieren?«, erkundigte sich Paul.
Ahrends schüttelte den Kopf. »So leid es mir tut, nein. Zumindest nicht hier, nicht aus den Papieren, die noch vorhanden sind. Es gibt so viele unbeantwortete Fragen, was die Wewelsburg betrifft, da ist Ihr mysteriöser Transport nur eine mehr.«
Donaustadt, Wien/Österreich
B urgi und der alte Maurer sind verschwunden, und ich habe lausig geschlafen«, brummte Berner schlecht gelaunt, als Eddy ihm einen Becher Kaffee in die Hand drückte und entschuldigend lächelte.
»Mein Sofa in der Werkstatt ist kein Himmelbett und nicht für Übernachtungen gedacht, Herr Kommissar«, meinte Eddy und schob Berner einen Teller mit zwei belegten Brötchen zu. »Aber dafür ist das Frühstück umso besser und die Nachtruhe eine sichere.«
»Wie wäre es einmal mit ein wenig Putzen und Aufräumen, oder sind das unanständige Begriffe in der Metallbearbeitungsbranche?«, erkundigte sich der Kommissar, nachdem er einen Blick auf die fleckigen Wände und die fast undurchsichtigen Scheiben von Eddys Büro geworfen hatte. »Ein paar neue Einrichtungsstücke würden dem Konzern Bogner auch nicht schlecht stehen.«
Der Mann
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