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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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gelogen, würde ich sagen, ich sei nicht neugierig.«
    Meitners Büro, eigentlich ein einfacher Schreibtisch zwischen hohen Bücherregalen, die alle vier Wände des Raums einnahmen, glänzte im Gegensatz zum Arbeitsraum Sinas durch rigorose Ordnung. Zwei bequeme Besucherstühle standen vor einem ordentlich aufgeräumten Schreibtisch, den ein Computerbildschirm dominierte, auf dem sich das Siegel der Universität als dreidimensionaler Bildschirmschoner drehte.
    »Kaffee und Mineralwasser kommen gleich«, begann der Historiker mit einem entschuldigenden Blick zu Bertucci, »auch wenn ich mit keinem original italienischen Espresso dienen kann. Und jetzt erzählen Sie mir, was es genau mit diesem Archiv und den drei Namen auf sich hat.«
    »Es geht um einen Teil des Geheimarchivs des Vatikans«, führte Valerie aus, die ihr Diktiergerät aus der Tasche zog, es auf den Tisch stellte und einschaltete. »Wir werden Sie nicht zitieren, Professor Meitner, aber es erspart mir das Mitschreiben. Genauer gesagt, geht es um jenen Teil…«
    »… der 1815 verschwunden ist«, vollendete Meitner den Satz lächelnd. »Habe ich recht? Das war zu erwarten, nachdem Sie gleich geistliche Verstärkung aus Rom mitgebracht haben.«
    Valerie nickte überrascht.
    »Ein Transport, der unter keinem guten Stern stand«, fuhr Meitner fort. »Aber lassen Sie uns beim Anfang beginnen. Im Februar 1810, auf dem Höhepunkt seiner Macht, erließ Napoleon ein Edikt zur Beschlagnahmung der päpstlichen Archive in Rom. War zuerst Reims in der französischen Champagne als Bestimmungsort vorgesehen, so wurde etwas später Paris zum Aufbewahrungsort bestimmt. In der Folge machten sich mehrere Züge von riesigen Wagen mit insgesamt mehr als 3200 Kisten, wenn ich mich recht erinnere, auf den Weg und verließen Rom im Februar 1811. Kisten- und körbeweise wurden Dokumente, Bücher, Verzeichnisse, Originalakten aus den Archiven der römischen Kurie nach Paris gekarrt. Der Hauptteil der transportierten Akten gehörte zu den Beständen des Vatikanischen Geheimarchivs. Aber es blieb nicht bei dem einen Transport, weitere folgten. Napoleon wollte alles haben.«
    Eine Sekretärin stellte ein Tablett mit den Getränken auf den Schreibtisch.
    »In Paris wurden die zahlreichen und wertvollen Schriftstücke der päpstlichen Archive im Palast Soubise zwischengelagert, von wo sie in das damals im Bau befindliche Zentralarchiv beim Champ de Mars gebracht werden sollten. Aber alles kam ganz anders. Der Stern Napoleons sank rasch, wurde zur Sternschnuppe. Sein Nachfolger, König Ludwig XVIII., entschied sich, die Vatikanischen Archive wieder dem Papst in Rom zurückzugeben, das Pariser Gastspiel war zu Ende. Die Akten traten wieder die Heimreise an, oder besser gesagt, so lautete der Plan.«
    Meitner rührte nachdenklich seinen Kaffee um.
    »Der Papst schickte zwei Männer nach Paris, um die Verpackung und Rückkehr des Archivs zu überwachen. Den damaligen Präfekten des Vatikanischen Archivs, einen gewissen Gaetano Marini, und dessen Neffen, Marino Marini.«
    »Sagten Sie Marini?«, warf Bertucci erstaunt ein und sah Valerie an. »Daher der Name auf dem Zettel! Verzeihen Sie, Professor, ich wollte Sie nicht unterbrechen.«
    Der Historiker nickte nachsichtig.
    »Die beiden Marinis machten sich also auf den Weg nach Paris und übernahmen tatsächlich im April 1815 offiziell die Bestände. Doch dann machte das Schicksal dem Vatikan einen Strich durch die Rechnung: Napoleon kam zurück, es gab das berühmte Zwischenspiel der Hundert Tage, und in dieser Zeitspanne liefen die Bestimmungen der Archivrückgabe ab. Wenig später geschah etwas Seltsames: Einer der Marinis, Gaetano, starb noch in Paris, den anderen, Marino Marini, warf man kurzerhand aus der Stadt. Er reiste unverrichteter Dinge wieder nach Italien zurück.«
    »Das Archiv blieb also vorläufig in Paris?«, stieß Valerie nach.
    »Ja, und es erlitt bereits da große Verluste«, bestätigte Meitner. »Ich habe mich mit dieser Geschichte deshalb so intensiv beschäftigt, weil einer meiner Doktoranden seine Arbeit über das › französische Intermezzo ‹ verfasst hat. Selbst wenn es schwer vorstellbar erscheint, aber damals tauchten vatikanische Akten sogar auf dem Pariser Fischmarkt als Einpackpapier auf. Wie auch immer, im August 1815 war Marino Marini wieder zurück in Paris, nachdem der Stern Napoleons endgültig untergegangen war. Und der junge Monsignore Marini erwies sich als eifrig und zielstrebig. So rollte

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