Teufel - Thriller
Wien, Alon Bar Ilan, direkt in die Hände. »Exzellenz, so früh schon unterwegs?«, fragte Goldmann, nachdem sie Bar Ilan begrüßt hatte.
»Leider ja, ein wichtiger Termin im Bundeskanzleramt mit dem diplomatischen Korps, selbst an einem Samstag«, antwortete der Botschafter. »Und glauben Sie mir, Major, es tut mir wirklich leid, weil ich das Vergnügen hatte, mit Kardinal Bertucci zu frühstücken und mich gerne noch länger mit ihm unterhalten hätte. Ein überaus interessanter und gebildeter Gesprächspartner. Ich hatte bereits viel von ihm gehört, aber noch nicht das Vergnügen, ihn persönlich zu treffen. Es würde mich freuen, Sie beide gemeinsam zu einem Abendessen in der Botschaft begrüßen zu können, wenn es Ihre Zeit erlaubt. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss wirklich los!«
Mit einem Lächeln und einem Kopfnicken war Bar Ilan auch schon um die Ecke verschwunden, als Goldmann vom zweiten Stock Schritte hörte, die sie nur zu gut kannte. Samuel Weinstein, in voller Uniform mit Ordensspange und der Kappe unter dem Arm, eilte die Treppen herunter und versuchte, sich mit einem kurzen Gruß an Valerie vorbeizudrängen.
»Guten Morgen und nicht so hastig, mon cher!«, bremste ihn Goldmann. »Der Samstag ist noch jung, und das mit dem arbeitsfreien Wochenende wollen wir gleich wieder vergessen. Das Vaterland braucht Sie. Also keine Fahnenflucht.«
»Ich muss zu einem Empfang in der Hofburg in offizieller Mission…«, protestierte Weinstein.
»… und sind schon wieder zu spät dran, ich weiß«, vollendete Valerie. »Ich nehme an, es handelt sich um ein informelles Mittagessen, gefolgt von einem lockeren Beisammensein bei Kaffee und Cognac, das wir in den Sonntag ausklingen lassen.« Sie tippte auf die Ordensspange. »Interessant … und so dekorativ. Wenn ich daran denke, dass Eddy Bogner im vergangenen Jahr das goldene Verdienstkreuz um die Republik Österreich bekommen hat und den ganzen Tag im fleckigen Blaumann herumläuft…«
Weinstein machte ein saures Gesicht. »Major Goldmann…«
»Wie geht es meiner Liste, die ich Ihnen gestern Abend in die Hand gedrückt habe?«, erkundigte sich Valerie mit unschuldigem Augenaufschlag.
»Sie meinen heute früh, Major«, verbesserte sie der Militärattaché, »oder besser gesagt, mitten in der Nacht.«
»Keine Spitzfindigkeiten«, beendete Goldmann die Diskussion. »Haben Sie alles zusammengestellt?«
»Fast alles«, gab Weinstein zurück. »Bestimmte Dinge sind nicht um drei Uhr morgens aufzutreiben.«
Valerie schaute unbeeindruckt auf die Uhr. »Aber um zehn Uhr vormittags sicherlich«, gab sie zurück. »Waffen?«
»In einer Sporttasche, auf die Ihr italienischer Besuch aufpasst. Er ist übrigens in meinem Büro«, erwiderte Weinstein ungeduldig.
»Auto? Und ich hoffe, Sie haben keinen weiteren › Pizza-Expresss ‹ aufgetrieben.«
»Steht auf dem Botschaftsparkplatz.«
»Und…?«
»Major, ich muss jetzt wirklich weg!«, unterbrach sie Weinstein, winkte ihr kurz zu und stürmte die Treppen hinunter.
Misstrauisch schaute ihm Valerie hinterher. »Warum habe ich nur so ein blödes Gefühl im Magen?«, murmelte sie und machte sich auf den Weg in den zweiten Stock.
Der kleine Italiener saß auf dem Besuchersofa in Weinsteins Büro und blätterte in einer neuen Ausgabe der »Jerusalem Post«.
»Ich hoffe, Kardinal Lamberti wird nicht böse darüber sein, dass kein Artikel über ihn erschienen ist«, lächelte Valerie zur Begrüßung. »Guten Morgen, Eminenz. Gut geschlafen? Dass Sie in den höchsten Kreisen gefrühstückt haben, das hat man mir schon berichtet.«
Der Advocatus Diaboli lachte leise. »Guten Morgen, Major Goldmann, und danke für das perfekte Nachtquartier. Das nächtliche Gespräch mit… Tel Aviv war äußerst aufschlussreich. Auch wenn nicht alles, was ich über meinen Freund Rossotti gehört habe, meine Zustimmung findet, um es diplomatisch auszudrücken.«
»Ich habe es für einfacher gehalten, Sie direkt mit Shapiro kurzzuschalten, als um den heißen Brei herumzureden«, gestand Valerie und suchte nach der Tasche, von der Weinstein gesprochen hatte. »Haben Sie hier eine Sporttasche gesehen, Eminenz? Der Militärattaché meines Vertrauens hat meine Bestellliste von heute Nacht abgearbeitet, zumindest behauptete er das im Vorüberfliegen.«
»Meinen Sie diese?«, fragte Bertucci und deutete auf eine schwarze Tasche mit der Aufschrift »We think we can«, die unter Weinsteins Schreibtisch stand. »Wo sollen
Weitere Kostenlose Bücher