Teufel - Thriller
aufgebläht.
Als die beiden ersten Wagen an dem Hindernis vorbeigerollt waren, rasten plötzlich von beiden Seiten der Straße zwei Feuerzungen auf die letzten zwei Kübelwagen zu. Die Panzerfäuste trafen ihr Ziel auf diese kurze Distanz mit tödlicher Sicherheit, und die Explosionen schleuderten die Wagen und ihre Insassen in den breiten Graben, in dem ein kleiner Bach gurgelte. Eines der Autos begrub seine Insassen unter sich, das andere kam auf der Seite zu liegen. Wie auf Kommando sprangen aus dem Gebüsch ein Dutzend Männer, dunkle Gestalten mit Pistolen und Gewehren im Anschlag. Als sie im ersten, fahlen Tageslicht die Totenköpfe auf den Kragenspiegeln blitzen sahen, schossen sie sofort.
Wenige Augenblicke später waren alle SS-Männer, die den Unfall überlebt hatten, tot.
Der Fahrer des Kommandowagens wollte anhalten, als er im Rückspiegel die beiden Feuerbälle der Explosionen sah, und begann schon zu bremsen, da belehrte ihn der Lauf der MP42, die ihm der Mann mit der Motorradbrille ans Ohr hielt, eines Besseren.
»Weiterfahren, schnell!«, befahl der Mann knapp, und der Fahrer beschleunigte den Kübelwagen sofort wieder, nahm Fahrt auf und verschwand, dicht gefolgt vom verbliebenen zweiten Fahrzeug, hinter einer Bodenwelle in einer Staubwolke.
Mit einem zischenden Schnauben, das Musik in den Ohren von Oberleutnant Richter war, fuhr die Dampflok an und rollte langsam aus dem Schuppen, rumpelte über zwei Weichen und die uneben verlegten Abstellgleise, bevor sie von Feldwebel Walkowski behutsam vor den Zug rangiert wurde. Der Berliner war vor seiner Musterung Heizer auf einer kleinen Werksbahn von Potsdam nach Steglitz gewesen und hatte oft genug den Lokführern über die Schulter geschaut. Jetzt hatte er seine Uniformjacke und sein Hemd ausgezogen und beide Funktionen übernommen. Er schaufelte mit nacktem Oberkörper Kohlen in den stets hungrigen Schlund des Feuerlochs, wenn er nicht an den Reglern stand.
Richter und zwei seiner Männer kuppelten den Zug an die Lokomotive, und gerade als sie wieder zurücktreten wollten, sausten die nächsten russischen Sprengkörper durch die Luft und schlugen in das Bahnhofsgebäude ein, das nach fünf oder sechs Volltreffern wie ein Kartenhaus zusammenfiel. Der Dachstuhl legte sich um, kippte auf die Straße, und Tonnen von Dachziegeln rutschten auf die Fahrbahn.
»Los! Nichts wie weg hier«, kommandierte Richter und sah zu, wie die Reste seiner Gruppe in die letzten drei Güterwaggons kletterten. Dunkle, ölige Rauchschwaden zogen durch die Luft, das Lagerhaus brannte inzwischen lichterloh, und mit einer letzten Geste hob Richter den toten, aufgespießten SS-Mann vom Waggon und legte ihn neben den anderen Toten am Fuß der Laterne. Dann lief er zur Lok, kletterte hoch ins Führerhaus und nahm Walkowski die Schaufel aus der Hand.
Der Berliner legte seine Hände auf die Hebel der Dampfmaschine und sah den Oberleutnant an. »Auf zur letzten Etappe«, sagte er ruhig, und dann ruckte die schwere Lok an und zog den kurzen Zug aus dem verwüsteten Bahnhof in Richtung Znaim und der Grenze.
Die Güterzuglokomotive hatte leichtes Spiel mit den paar Waggons, und die beiden Männer im Führerstand atmeten auf. Der Zug rumpelte über ein paar Weichen, gewann rasch an Geschwindigkeit und ließ bald Deutschbrod hinter sich. Der Fahrtwind blies etwas Rauch und den Geruch der nahen Wälder in den Führerstand.
»Was machen wir, wenn uns auf der Strecke ein anderer Zug entgegenkommt?«, rief Richter über den Lärm der Maschine Walkowski zu, der seinen Kopf hinausgestreckt hatte und versuchte, die Gleise vor ihnen zu überschauen.
»Dann wäre unsere Reise mit einem großen Knall zu Ende«, schrie der Unteroffizier zurück. Die Bahnstrecke nach Znaim war in einem überraschend guten Zustand und wies kaum Beschädigungen auf. Ein paar Löcher im Gleisbett, das war alles. Walkowski war zufrieden und zugleich voller Vorahnungen.
Doch nichts ging glatt auf diesem Rückzug.
Oberleutnant Richter hatte aufgehört zu schaufeln und war auf den kleinen Tender geklettert, um kurz einen Blick über den Zug zu werfen. Die Dächer der Wagen schaukelten leicht, und Richter wollte gerade wieder zurücksteigen, als er sie kommen hörte. Es lag ein Brummen in der Luft, als wäre irgendwo ein großer Motor angesprungen und liefe nun auf Hochtouren. Der Oberleutnant fluchte und blickte nach oben in den nur spärlich wolkenverhangenen Morgenhimmel. Er betete, dass sie vorbeifliegen, den
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