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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Schreiben gefaltet und in sein Soldbuch gelegt hatte, war Himmler mit einem seltsam forschenden Blick ganz nah vor ihn getreten. »Glauben Sie an Gott, Obersturmbannführer?«, hatte er hervorgestoßen und den erstaunten Lindner damit in ein Dilemma gestürzt. Was sollte er dem obersten SS-Mann des Reiches darauf antworten? Jenem Mann, der den Schwarzen Orden zur Religion erhoben hatte? Lindner hatte sich geräuspert, um Zeit zu gewinnen. Doch Himmler hatte nicht lockergelassen, ihn unverwandt angesehen wie eine Schlange.
    Dem Obersturmbannführer war der Schweiß ausgebrochen. »Glauben wir nicht alle an irgendetwas?«, hatte er es lahm versucht.
    »Keine Ausflüchte, Lindner«, hatte Himmler gezischt, »ja oder nein?«
    Der Obersturmbannführer hatte schließlich genickt und ein leises »Ja« gemurmelt.
    Himmler hatte ihn lange stumm angeschaut, schließlich den Kopf gesenkt, sich wortlos umgedreht und den Raum verlassen.
    Zuerst war alles gut gegangen. Sie waren zügig vorangekommen, südwärts, dann ostwärts wegen einiger beschädigter Strecken, dann noch weiter in Richtung Osten. Dann hatte ihre Pechsträhne begonnen. Von einem direkten Weg war keine Rede mehr, immer mehr Strecken waren unterbrochen, und sie waren gezwungen, im Zickzack über Nebenstrecken zu fahren, die Russen im Nacken. Endlich war der Zug im Bahnhof von Deutschbrod angelangt, und Lindner hatte innerlich aufgeatmet. Die Grenze zur Ostmark lag in greifbarer Nähe. Doch dann, wie aus heiterem Himmel, war dieser Lamettahengst dagestanden und hatte die Lokomotive requiriert.
    »Dem verfluchten Oberst soll die Lokomotive unter seinem breiten Arsch explodieren«, rief Lindner gegen den Fahrtwind. »Zum Glück sind die beiden Wachen noch vor Ort und bewachen den Waggon.« Er schüttelte entsetzt den Kopf. »Unvorstellbar! Eigentlich sollte der Transport schon längst in der Alpenfestung eingetroffen sein.«
    Lindner war Richtung Prag gefahren, um eine Lok zu organisieren. Dabei war er dem SS-Trupp begegnet und hatte den Männern die Befehle Himmlers unter die Nase gehalten.
    Der dritte Offizier trug eine Motorradbrille und schaute grimmig nach vorne. Der Kragen seines schwarzen Mantels war hochgeschlagen, die Kappe mit dem Totenkopf tief ins Gesicht gezogen, und auf seinen Knien lag eine matt glänzende MP42. Er würdigte Lindner keines Blickes und schaute über die Schulter des Fahrers nach vorne auf die dunkle Alleestraße.
    »Und jetzt haben wir das Theater. Die Russen rücken schneller vor, als alle dachten. Da ist ein Wettlauf zwischen den westlichen Alliierten und den Iwans ausgebrochen.« Lindner klang verzweifelt. »Und dazwischen – der Zug mit dem verfluchten Waggon.«
    Sein Sitznachbar unterbrach ihn mit erhobener Hand und einem Blick aus eiskalten, stechend blauen Augen, die durch die Gläser der Motorradbrille leicht vergrößert wurden.
    »Niemand konnte vorhersehen, was geschehen würde. Der Zug schien dem Reichsführer-SS das beste und schnellste Verkehrsmittel von der Wewelsburg in die Alpenfestung, und es hat ja auch funktioniert, trotz aller Umleitungen, bis knapp vor der Grenze. Jetzt müssen wir retten, was noch zu retten ist, und Schuldzuweisungen bringen uns keinen Schritt weiter.« Der Mann im schwarzen Mantel hatte seinen Blick kaum von der Straße gewandt, während er sprach. Er trug keine Rangabzeichen, aber allein der missbilligende Zug um seinen Mund und der befehlsgewohnte Ton ließen Lindner verstummen.
    An einer Wegkreuzung hielt der kleine Konvoi unvermittelt an, und der Fahrer des Kommandowagens beratschlagte sich kurz mit dem Beifahrer, der ihm die Karte hinhielt und mit seinem Finger eine Linie nach Süden zog. Der Mann mit der Maschinenpistole beobachtete beide ungeduldig und trommelte mit den Fingern auf das lange Magazin. Das Donnern der russischen Geschütze war deutlich zu hören. Die Front war nicht mehr weit und sie bewegte sich schnell auf sie zu.
    Die Zeit arbeitete gegen sie.
    Da endlich entschied sich der Fahrer für die rechte Straße, kurbelte am Lenkrad und beschleunigte eine weitere schmale, dunkle Allee hinunter, deren Bäume sich drohend über die Fahrbahn zu lehnen schienen. Tief herabhängende Äste streiften fast die Kübelwagen der Kolonne und verdunkelten die Fahrbahn. Am Ende bremste eine enge Linkskurve den Konvoi ab, und ein verlassenes, umgestürztes Pferde-fuhrwerk zwang die Wagen zu einem Ausweichmanöver in Schrittgeschwindigkeit. Eines der Pferde lag neben dem Wagen, der Bauch

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