Teufel - Thriller
doch der Kommissar zog unbeeindruckt einen Kabelbinder aus der Tasche und fesselte dem Agenten, der laut vor sich hin fluchte, die Handgelenke auf den Rücken.
»Alles bleibt ruhig«, brummte Berner, »außerdem verstehe ich kein Wort.«
Der Advocatus Diaboli seinerseits war weniger feinfühlig. Er zischte wutentbrannt dem Gefesselten etwas auf Italienisch zu, das ihn auf der Stelle verstummen ließ. Als Berner aufblickte, war Valerie bereits im Inneren des Presshauses verschwunden, ihr Fahrrad lehnte verwaist an der Hausmauer.
»Verdammt«, murmelte der Kommissar, zog den Colt aus der kleinen Seitentasche seines Drahtesels und bedeutete Bertucci, bei dem Gefangenen zu bleiben. Dann entsicherte er die Waffe und sprang in die Dunkelheit des Presshauses, Goldmann hinterher.
Berner hatte natürlich vergessen, dass es keine Treppe in Burgis Weinkeller gab, und so segelte er auf den gestampften Lehmboden hinunter mit der Eleganz eines abstürzenden Graureihers. Sein Bein gab nach, ein stechender Schmerz schoss hoch bis zur Hüfte. Gleichzeitig peitschten zwei Schüsse durch den Raum. Die Kugeln verfehlten den Kommissar um Haaresbreite, weil er auf einer der zahllosen leeren Flaschen ausglitt und der Länge nach hinfiel. Auf dem Bauch liegend, hielt Berner verzweifelt nach Valerie Ausschau und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren. Im Halbdunkel sah er außer den sich auftürmenden Bergen von Gerümpel, leeren Kisten und einem Meer von Flaschen gar nichts. Jedes Mal, wenn er sich bewegte, klirrte Glas in der Stille des Presshauses und gab seine Position preis.
Ein kühler Luftzug auf seinem Gesicht verriet Berner, dass die Kellertüre offen stehen musste. Wahrscheinlich versteckte sich der Schütze hinter den schweren Eichenbrettern des doppelflügeligen Tores in der Kellerröhre und wartete nur darauf, dass sich im Presshaus irgendetwas bewegte.
Valerie war unbewaffnet, das wusste Berner. Die Idee mit dem Chilipulver und der Fahrradpumpe war eine Improvisation gewesen, aus der Eile und den Umständen heraus geboren. Es würde also an ihm liegen, den letzten Agenten der Einsatzgruppe Caesarea unschädlich zu machen.
Doch da hörte der Kommissar ein seltsames Geräusch, so als öffnete jemand die alten Springschlösser eines Reisekoffers … Der Koffer des SS-Mannes Markhoff! Ohne lange nachzudenken, ergriff Berner eine der leeren Flaschen und schleuderte sie in Richtung Kellertüre. Und noch eine … und dann noch eine. Der Krach splitternden Glases erfüllte den Raum. Zwei weitere Schüsse waren die Antwort, doch sie lagen zu hoch und schlugen weit über Berner in die unverputzte Wand ein. Was für ein Glück, dass Burgi hier noch nicht aufgeräumt hat, dachte Berner und warf zwei weitere Weinflaschen. Flach auf dem Boden liegend, konnte er die Kellertüre zwar nicht sehen, weil sie hinter einem Berg von Gerümpel versteckt lag, aber er hörte, wie seine Wurfgeschosse mit einem dumpfen Laut auf dem Holz auftrafen und dann zersplitterten.
Dann schien es, als explodierte die Luft im Presshaus. Die alte Luger-Pistole in Valeries Hand erwachte zum Leben, als sie den Abzug betätigte und rasch hintereinander drei Schüsse auf die Tür abgab. Die Kugeln durchdrangen das massive Holz, ein lauter Schrei ertönte, gefolgt von einem italienischen Fluch. Aus den Augenwinkeln sah Berner Goldmann aufspringen, leichtfüßig einen Haken um einen Stapel Kisten schlagen und an der Wand entlang zur Kellertür hasten.
Der Kommissar richtete sich auf, ignorierte sein protestierendes Bein und brachte den Colt in Anschlag. Als er bemerkte, dass der Türflügel langsam aufschwang, lag sein Finger bereits am Abzug. Die blasse Hand, die kurz im Spalt erschien, hielt eine Handgranate, bereit zum Wurf. Goldmann war zwei Meter entfernt und rückte ahnungslos auf die Kellertür vor. Berner überlegte nicht lange. Er schrie »Vorsicht, Valerie!« und drückte ab. Der erste Schuss ging daneben, aber der zweite traf die Hand, riss sie zurück, die Handgranate fiel auf die Treppe und kullerte davon in Richtung Keller.
»Deckung!«, rief Berner, ließ sich fallen, und dann schien die Welt unterzugehen. Eine ohrenbetäubende Explosion, gefolgt von einem Feuerball riss die beiden schweren Türflügel aus ihren Verankerungen und schleuderte sie meterweit durch die Luft. Die enge Röhre des Kellerabgangs konzentrierte die Druckwelle und spie sie aus. Im Presshaus brach das Chaos aus, alles schien zu rutschen. Eine Flut von Kisten und Flaschen,
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