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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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totale Vergebung seiner Sünden, was immer man auch getan hatte. Sogar für Totschlag gab es den Generalablass! Wobei eine Fußreise dorthin damals ohnedies einem Todesurteil gleichkam, aber das ist eine andere Geschichte.« Der Wissenschaftler legte die Hand auf den Arm des Reporters. »Schau doch nach Santiago! Heute sind mehr Menschen denn je auf dem Jakobsweg unterwegs. Nicht mehr nur aus religiösen Gründen, versteht sich. Die ganze Pilgerreise ist zur Mode geworden, aber die Verehrung der Reliquie von Santiago wurde erst recht spät schriftlich dokumentiert.« Er überlegte kurz. »Die Überreste von Jakobus wurden der Legende nach in dem recht großzügigen Zeitraum zwischen 818 und 834 mittels einer Lichterscheinung entdeckt. Kurz danach setzte auch die Verehrung ein. Aber im August 997 zerstörten Truppen des Kalifen von Cordoba die Stadt und Kathedrale von Santiago de Compostela. Erst rund hundert Jahre später wurde die Kathedrale wieder aufgebaut, Ende des 11. Jahrhunderts. Und erst damit, so um 1080, wird Santiago zu einer der wichtigsten Pilgerstätten der Christenheit, neben Jerusalem und Rom.«
    »Willst du mir sagen, das Apostelgrab wurde von den Mauren zerstört?«, fragte Paul mit ungläubiger Miene. »Trotzdem senden die Ottonen den Corpus Christi zurück nach Spanien? Das wäre doch Unsinn. Wenn sie Angst gehabt hätten, die Araber könnten Europa überrennen, warum schicken sie den Körper nicht nach Grönland, ans andere Ende des Kontinents?«
    »Guter Einwand«, musste Georg zugeben. »Die Britischen Inseln wären auch eine gute Option gewesen. Es sei denn…« Er dachte kurz nach. »Im fraglichen Zeitraum, also um 1070 herum, herrscht Krieg. In Sachsen regiert ein Gegenkönig, nämlich Rudolf von Rheinfelden. Während des Investiturstreits wechselte er die Seiten. Er unterstützte ab 1077 den Papst gegen den Kaiser…«
    »Du meinst, dieser Gegenkönig nimmt den Kaisern ihren wichtigsten Trumpf aus der Hand, die Reliquie des Herrn. Was zwangsläufig dazu führt, dass die sich Rom unterwerfen müssen?«
    »Genau!«, bestätigte Sina zufrieden. »Schau dir doch nur einmal die Pfalzkapelle in Aachen an. Auf den ottonischen Mosaiken lässt sich der römisch-deutsche Kaiser als Stellvertreter Christi auf Erden verherrlichen. Wie kann er es wagen, wenn er nicht im Besitz eindeutiger Beweise für seine Behauptung wäre?«
    »Ziemlich gewagt, aber plausibel, die These…«, sagte Wagner. »Das erklärt mir aber noch nicht, warum dieser Rudolf von Rheinfelden die Reliquie nach Spanien schaffen lassen sollte, wo sie zwangsläufig den Moslems in die Hände fallen würde.«
    »Dabei hilft uns die mittelalterliche Denkweise«, erklärte Sina. »Wer immer auch den Kampf um die Vormachtstellung in Europa gewinnt, Kaiser oder Papst, ist letztlich egal, wenn der Kontinent vom Islam überrannt wird. Dann regieren die Kalifen. Welche Bedeutung jedoch Reliquien im mittelalterlichen Kriegswesen einnahmen, dafür gibt es leuchtende Beispiele: das wahre Kreuz im Heiligen Land, die Heilige Lanze in der Schlacht an der Unstrut gegen die Ungarn… Sie alle wendeten das Kriegsglück zugunsten christlicher Armeen. Hast du die Gebeine des Erlösers selbst, dann wäre das vergleichbar mit einer Atombombe, die du auf deine Gegner werfen könntest… Im mittelalterlichen Denken würden die Heere der Ungläubigen von der Allmacht Gottes zerschmettert.«
    »Mit viel Verve von dir vorgetragen, muss ich gestehen, trotzdem weiß ich nicht recht…« Paul zögerte einen Moment und blickte sich um. »Wo sind eigentlich Barbara und Tschak?«, fragte er dann. Von der Nonne war nirgends etwas zu sehen, auch nachdem sich die lärmende Reisegruppe schon längst im Inneren der Kirche verloren hatte.
    Georg stieß sich von der Wand ab und sah sich um. Dann erinnerte er sich an die beiden erschossenen Hunde auf dem Michelberg und wurde blass. »Sie wollte mit Tschak dort drüben auf der Bank auf uns warten…«, sagte er leise und rannte mit großen Schritten zum ausgemachten Treffpunkt.
    Nichts.
    Weit und breit war nichts von Barbara und Tschak zu sehen.
    Panik machte sich in Sina breit. Was, wenn ihnen etwas passiert war? Der Killer ihnen heimlich bis hierher gefolgt war?
    »Bestimmt ist sie eine Runde mit dem Kleinen spazieren gegangen«, beruhigte ihn Paul. »Schauen wir einmal zum Auto, vielleicht warten sie ja dort auf uns.«
    Aber auch beim »Pizza-Expresss« wartete niemand. Georg begann laut nach Tschak zu rufen, während er

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