Teufel - Thriller
nervös auf und ab lief. Immer wieder blieb er kurz stehen, um nach einem entfernten Bellen zu lauschen.
Doch nichts war zu hören, außer dem Nachmittagsverkehr und Vogelgezwitscher.
Da fiel Pauls Blick auf einen kleinen Zettel, der unter einen der Scheibenwischer geklemmt worden war. Nach einem kurzen Seitenblick auf den Wissenschaftler zog er das Blatt heraus. Ein Zeichen, das Nagelkreuz über einem Pentagramm, sprang ihm als Erstes ins Auge. Es entsprach bis ins letzte Detail dem Symbol auf dem Titelblatt der Akte »Il Diavolo in Torino«.
Georg hatte also recht gehabt.
Der Killer aus Österreich war hier. Er war ihnen auf den Fersen.
Die Nachricht war kurz und eindeutig. In zackiger Blockschrift, wohl in großer Erregung zu Papier gebracht, stand da: »Wenn Sie die Nonne und den Hund lebend wiedersehen wollen, dann kommen Sie zur Klosterkirche von Memleben. Einen Anfahrtsplan finden Sie auf der Rückseite.«
Paul drehte den Zettel um und bemerkte, dass seine Hände zitterten. Die skizzierte Wegbeschreibung war hastig hingekritzelt, aber verständlich.
»Ich weiß, wo sie sind!«, rief er seinem Freund zu. »Wir müssen nach Memleben.«
Mit wenigen Schritten war der Wissenschaftler bei Paul am Wagen und starrte ungläubig auf das Blatt in der Hand des Reporters. »Ich hatte doch recht, er hat uns gefunden…«, murmelte er verzweifelt.
»Leider«, musste Wagner zugeben. Er stieg rasch in den Mazda und klemmte sich hinter das Lenkrad. »Los, komm!«, rief er Sina zu. »Jetzt wird’s ungemütlich… Keine Zeit hatten wir gestern…«
Unterretzbach, Weinviertel/Österreich
D ie Nachmittagssonne stand bereits tief über dem Manhartsberg. Die Straßen und Wege gehörten den Fahrradfahrern, die am Wochenende Spritztouren in das nördliche Weinviertel unternahmen. Kurzausflügler mit Kindern, Tourenfahrer mit Rucksack und Packtaschen, dazwischen Sportfahrer mit den neuesten Titanium-Rennmaschinen bevölkerten den Hauptplatz von Unterretzbach, kehrten in der Gastwirtschaft oder bei den drei Heurigen des Ortes ein und genossen das warme Wetter.
Der Spielplatz neben dem Kriegerdenkmal wurde lautstark belagert. Kaum jemand achtete auf die Beschädigung des Gedenksteines oder bemerkte die fehlenden Figuren.
Eine kleine Gruppe von Radlern strampelte gemütlich die Weinberggasse entlang. Die beiden älteren Männer und die junge, dunkelhaarige Frau ließen sich die leicht abfallende Straße herunterrollen und plauderten angeregt miteinander. Zwei Kinder mit ihrer Mutter kamen ihnen entgegen, grüßten kurz und traten dann in die Pedale. Einige der Weinkeller standen offen, neben einer der verwitterten Türen saß ein dicker, alter Mann mit einer roten Knollennase. Er hob grüßend seine Hand, als die Gruppe vorbeirollte.
Dann schien es plötzlich, als habe die junge Frau Probleme mit ihrem Rad. Sie bremste, stieg ab und beugte sich zu ihrem Vorderreifen hinunter. Ihre Begleiter hielten ebenfalls an und schauten ihr neugierig zu. Die Frau rollte schließlich ihr Fahrrad an den Straßenrand, lehnte es an die Wand eines etwas heruntergekommenen Presshauses. Sie ging in die Knie, schüttelte bedauernd den Kopf und nahm ihre Fahrradpumpe vom Rahmen. Doch bevor sie begann, den offenbar platten Vorderreifen wieder aufzupumpen, klopfte sie mit einem lauten »Hallooo!« an die verschlossene Tür des Hauses.
»Könnten Sie uns vielleicht helfen?«, rief sie und hämmerte hartnäckig mit der Faust gegen die kleinen Fenster, die in den Rahmen klirrten. »Wir haben ein Problem!« Ihre laute Stimme hallte durch die Straße, und die ersten Fenster öffneten sich, neugierige Gesichter erschienen.
Im Haus blieb es ruhig. Nichts geschah, es war, als sei das alte Gebäude verlassen. Doch die junge Frau ließ nicht locker. Sie klopfte wild entschlossen abwechselnd an die Tür und an die Fenster, laut rufend, immer wieder. Schließlich öffnete sich die Tür einen Spalt und ein dunkelhaariger Mann schob sich heraus, der die Fahrradfahrerin unwirsch ansah. »Gehen Sie, gehen Sie!«, bedeutete er ihr schroff, stieß sie zurück und wollte den Türflügel wieder zuschlagen, da pustete ihm Valerie Goldmann mit ihrer Fahrradpumpe eine Ladung Chilipulver in Augen und Nase. Völlig überrascht schlug der Mann die Hände vors Gesicht, doch bevor er aufschreien konnte, rissen ihn Berner und Bertucci von der Türe weg auf die Straße und warfen ihn unsanft auf den Asphalt.
Nun wurden die ersten neugierigen Rufe aus den Nachbarhäusern laut,
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