Teufel - Thriller
Zeitungen und Kartons setzte sich in Bewegung und begrub Berner unter sich. Glassplitter schossen wie Schrapnelle durch die Luft. Bertucci, den die Schüsse alarmiert hatten und der im Türrahmen des Presshauses kauerte und verzweifelt versuchte, etwas zu erkennen, wurde rücklings wieder hinaus auf die Straße geschleudert.
Die Deckenbalken des alten Hauses knirschten wie der Rumpf eines Holzschiffes im schweren Seegang.
»Bernhard! Alles in Ordnung?«, rief Valerie besorgt, als sie Berner nirgendwo entdecken konnte.
Kardinal Bertucci tauchte wieder im hellen Viereck des Türrahmens auf und hielt sich den Kopf. »Was war das?«, stöhnte er.
»Nicht gerade die feine Klinge«, brummte Berner und setzte sich ächzend auf. »Eine Handgranate inmitten von Hunderten leeren Flaschen ist kein Knallfrosch, sondern garantiert tödlich. Pro Deo ist wohl nicht für seine Raffinesse bekannt.«
Wenige Augenblicke später stand Valerie neben dem Kommissar und half ihm hoch. »Bist du verletzt?«, fragte sie, als Berner voll Schmerz das Gesicht verzog.
»Ich glaube, mein Bein ist gebrochen«, antwortete er missmutig. »Ich habe es gewusst. Dieses Abrisshaus bringt nichts als Unglück. Aber jetzt geh und such Burgi und den alten Maurer. Ich wette, sie liegen gut gekühlt im Keller.«
Während Valerie sich vorsichtig einen Weg durch das Chaos in Richtung Keller bahnte, kletterte Bertucci über Kisten und Kartons zu Berner. »Es tut mir leid«, murmelte er und stützte den Kommissar.
»Sie brauchen sich nicht für den vatikanischen Geheimdienst zu entschuldigen, Eminenz«, gab Berner zurück. »Sie waren der Erste, der versucht hat, ihn aufzuhalten. Caesarea ist ausgeschaltet. Jetzt müssen Sie dafür sorgen, dass Rom keinen Ersatz schickt, der morgen hier die Arbeit fortsetzt.«
Bertucci nickte wortlos. Der Kommissar hörte Stimmen aus dem Keller und atmete erleichtert auf. Burgi schimpfte lautstark wie ein Rohrspatz, dazwischen keifte der alte Maurer.
»Wenigstens geht’s dem Hausherrn gut«, brummte Berner schmunzelnd. »Besser, Sie schicken diesmal die SMS von Ihrem Handy, Eminenz. Oder wollen Sie vielleicht nicht doch telefonieren?«
In diesem Moment tauchte ein etwas zerzauster und schmutziger Kommissar Burghardt in der Kellerröhre auf, gefolgt von einem nicht minder mitgenommen aussehenden Maurer, der sich schwer auf seinen Stock stützte. Den Schluss bildete Valerie, die zu Bertucci trat und dem Kardinal etwas in die Hand drückte.
Es war ein blutverschmierter Pass des Vatikans.
»Von seinem Besitzer ist nicht mehr viel übrig«, murmelte Goldmann, »aber vielleicht brauchen Sie eine Argumentationsgrundlage in bestimmten kirchlichen Kreisen.«
»Und der Innenminister eine Entscheidungshilfe«, ergänzte Berner trocken. »Geben Sie gut auf den Pass acht, Eminenz, und überlassen Sie ihn mir, wenn Sie ihn nicht mehr benötigen.«
»Das ist wohl das Mindeste, was ich als Gegenleistung für Ihre Hilfe machen kann«, nickte Bertucci.
Während Valerie die Nummer der Rettung wählte, stapfte ein indignierter Ferdinand Maurer schwerfällig an Berner vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, stieg ächzend aus dem Presshaus und verschwand murrend auf der Straße.
»Ich glaube, er hat mir das mit der Sicherheitsverwahrung nicht verziehen«, grinste der Kommissar und wandte sich an Burghardt, der sich niesend und mit einem zerknirschten Ausdruck auf seinem Gesicht einen Weg durch das Chaos bahnte. »Das kommt davon, wenn man sich überraschen lässt und dann in seinem eigenen Keller abgelegt wird.
Wenigstens war er einmal seit Jahrzehnten zu etwas nutze. Du kannst gleich mit mir ins Spital mitfahren, Burgi.« Dann sah er sich um. »In dieses Unglückshaus bringen mich sowieso keine zehn Pferde mehr zurück. Valerie, ruf bitte auch Dr. Sina an, wir haben noch ein Mitglied von Caesarea abzuholen.«
Der Kommissar stützte sich auf Burghardt und begann mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Presshaus zu humpeln. »Ich kann nur hoffen, dass Kardinal Bertucci mit seiner Strategie Erfolg hat. Sonst können wir uns auf einen heißen Sommer gefasst machen.«
Kloster Memleben, Gemeinde Kaiserpfalz, Sachsen-Anhalt/Deutschland
E ine Stunde und etliche ausgelöste Radarfallen später erreichten Paul und Georg Memleben. Laut Navigation hätte die Fahrt rund neunzig Minuten dauern sollen, aber das hatte der Reporter hochtourig widerlegt.
Sina hatte nichts geredet, sondern die ganze Zeit über nur schweigend und mit eisigem
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