Teufel - Thriller
entgegen. Wir treffen uns um 11.00 Uhr auf einen Imbiss an der Piazza Navona. Seien Sie pünktlich!« Goldmann legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
Der junge Sicherheitsoffizier strahlte sie noch immer bewundernd an.
»Und jetzt geben Sie mir bitte eine sichere Leitung zu Oded Shapiro in Tel Aviv«, bat ihn Valerie. »Ich bin gerade in der richtigen Stimmung dafür.«
An Bord eines Learjet 45 auf dem Flug nach Magdeburg-Cochstedt
K ardinal Bertucci ließ sich aufatmend in die tiefen Lederpolster des Sitzes fallen. Das Platzangebot und das Ambiente in dem neunsitzigen Learjet 45 mussten jeden Passagier der ersten Klasse in normalen Linienflugzeugen vor Neid erblassen lassen. Edle Holztäfelungen, große Tische für Besprechungen oder elegante Diners, Beinfreiheit bis zum Horizont. Der zweistrahlige Business-Jet war an Komfort kaum zu überbieten.
Als eine lächelnde Valerie Goldmann durch die Cockpittüre kam und es sich gegenüber von Bertucci bequem machte, legte sich der Learjet in eine weite Kurve nordwärts. Wien verschwand aus dem Blickfeld und machte den weiten Hügeln des Weinviertels Platz, die sich in der Abenddämmerung bläulich färbten.
»Eine exquisite Art des Reisens, das muss ich zugeben«, stellte der Advocatus Diaboli fest. »Ich habe ganz eindeutig etwas falsch gemacht in den letzten vierzig Jahren. Meist hat es nicht einmal für die Business Class gereicht. Oder nur dann, wenn die Economy ausgebucht war.«
Valerie lachte. »So schlimm wird es schon nicht gewesen sein«, gab sie zurück. »Leider war keine Zeit mehr, Essen und Getränke an Bord zu nehmen. Wir werden versuchen, das in Magdeburg nachzuholen.«
»Ach was, das Essen ist nicht so wichtig. Ich wollte mich bei Ihnen für den Flug nach Rom bedanken«, meinte Bertucci und sah auf seine Rolex. »Wenn alles nach Plan läuft, dann bekomme ich vielleicht doch noch ein paar Stunden Schlaf, bevor ich morgen pünktlich um zehn bei meinem Termin im Vatikan erscheine.« Er blickte aus dem Fenster hinunter auf die vorbeiziehende Landschaft. Auf einer viel befahrenen Straße waren die Scheinwerfer der Autos wie auf einer doppelten Perlenschnur aufgefädelt. »Der arme Major Weinstein. Er sah nicht gerade glücklich aus.«
Goldmann winkte ab. »Vergessen Sie es! Weinstein sieht nie glücklich aus, wenn er aus seinem tagtäglichen Trott gerissen wird. Er wird Ihren Wagen rechtzeitig nach Rom bringen, Eminenz. Dafür lade ich ihn morgen zu einem Frühstück ein«, schmunzelte sie. »Die paar ermunternden Worte von Oded Shapiro haben ihn völlig ausgenüchtert. Dafür hat der gute Shapiro ein Händchen, das muss man ihm lassen.«
»Ich bin nicht im Geringsten unglücklich darüber, nicht nach Rom fahren zu müssen, sondern die luxuriöse Reisevariante gewählt zu haben«, entgegnete Bertucci. »Der kleine Umweg nach Magdeburg und Turin fällt dabei wirklich nicht ins Gewicht.«
»So haben Sie auch Gelegenheit, Paul und Georg kennenzulernen«, gab Goldmann zu bedenken. »Unser Flug nach Turin wird knapp zwei Stunden dauern, das sollte für einen Informationsaustausch genügen.«
»Daran habe ich auch gedacht.« Bertucci warf Goldmann einen nachdenklichen Blick zu. »Ich frage mich, ob Sie das bewusst eingefädelt haben, Major. Was erwarten Sie von mir?«
»Ich habe es Ihnen bereits bei unserem Gespräch in der Universität gesagt, Eminenz. Sie können Paul und Georg vertrauen. Ich lege meine Hand für die beiden ins Feuer.« Valerie erwiderte Bertuccis Blick ungerührt. »Legen Sie einfach die Karten auf den Tisch. Seien Sie offen und ehrlich, damit kommen Sie bei den beiden am weitesten. Fragen Sie alles, verschweigen Sie nichts. Kommissar Berner und Paul sind in den letzten Jahren so die besten Freunde geworden. Und die hatten einen schlechteren Start als Sie, glauben Sie mir.« Goldmann musste lächeln, als sie an das anfängliche Misstrauen dachte, das Berner »der Presse« im Allgemeinen und damit Paul im Speziellen entgegenbrachte.
»Paul Wagner ist ein internationaler Journalist auf der Jagd nach Schlagzeilen«, erinnerte sie Bertucci. »Professor Sina gilt als lebende Legende, was die Mittelalterforschung betrifft, und verfolgt die Spur eines alten Archivs, das ihm Ruhm und wissenschaftliche Ehren einbringen kann. Warum sollten die beiden nicht so schnell wie möglich an die Öffentlichkeit gehen? Warum sollte ich ihnen auch noch zusätzliche Informationen liefern? Ich will und werde dem Vatikan nicht schaden, Signorina
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