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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Ordnungsstörern untertan? Lautet so Ihre Philosophie, Cavoretto? Meine jedenfalls nicht…« Der elegante Herr lächelte vieldeutig und entfernte sich dann gemessenen Schrittes, ohne sich ein weiteres Mal umzusehen.
    Cavoretto zuckte zusammen und fuhr erschreckt zurück. Dann sah er dem ungleichen Paar hinterher, schüttelte den Kopf und bedeutete Wagner und Sina, ihm rasch in den Dom zu folgen. »Sanctuarium. Geweihte Erde…«, fluchte er dabei kaum hörbar durch die Zähne.
    Paul und Georg wechselten verwirrte Blicke.
    Der Maler bemerkte ihr Zögern und winkte rasch ab. »Ein alter Bekannter, ich habe ihn nur nicht gleich erkannt…«, versicherte er. »Ich bin eben sehr umtriebig, habe viele Freunde in der Stadt und kann mir nicht jedes einzelne Gesicht merken…«
    »Für mich sah das aber gerade ganz anders aus…«, murmelte Paul Georg zu und beobachtete zugleich misstrauisch, wie Cavoretto durch das Tor die Kathedrale betrat. Er stieß einige Besucher brüsk zur Seite, würdigte die Weihwasserbecken am Eingang keines Blickes und drängte sich in das Gotteshaus.
    »Unser Fremdenführer scheint nicht nur Freunde in der Stadt zu haben«, stellte Paul fest.
    »Sieht auch nicht so aus, als ob er sich unbedingt überall welche machen will…«, ergänzte Georg halblaut und schüttelte nachdenklich den Kopf. Er sah dem alten Mann im Anzug hinterher. »Woher kenne ich den bloß?«, murmelte er in seinen Bart. Lauter sagte er zu Wagner: »Ich bleibe hier draußen mit Tschak. In die Kathedrale kann ich ihn sowieso nicht mitnehmen und noch einmal verlieren will ich ihn nicht…« Er wies in die Richtung, in die der Mann mit dem Stock verschwunden war. »Ich bestelle mir dort drüben einen Espresso und warte unter den Lauben im Trockenen auf euch. Vielleicht läuft mir ja Schwester Barbara auch noch über den Weg. Ich würde mich sehr wundern, wenn ihr erster Weg nicht hierher geführt hat, in den Dom zum Grabtuch…« Georg sah den Reporter ernst an. »Wenn dir an dem pinselnden Komiker irgendwas spanisch vorkommt, dann lauf einfach und ruf mich an, ich bin in der Nähe!«
    »Gemacht!«, rief Wagner, lief die Stufen hinauf zum Dom und schloss sich mit gemischten Gefühlen Cavoretto an.
    Im Dom war es trotz der Besuchermassen ruhig und kühl. Der Maler wartete bereits auf ihn und wunderte sich darüber, dass Sina nicht mit zur Besichtigung gekommen war.
    »Was hat der alte Mann zuvor bloß mit › Ordnungsstörer ‹ gemeint?«, erkundigte sich Paul neugierig. Die flüchtige Begegnung vor San Giovanni ließ ihm keine Ruhe, ja mehr noch, sie brachte alle seine Alarmglocken zum Schrillen.
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, ich kenne einfach zu viele Menschen…«, brummte der Maler unwirsch.
    »Das mag ja sein…«, entgegnete der Reporter trocken, »dennoch scheint es mir so, als hätte der Mann etwas ganz Spezielles angesprochen, etwas, das nur Sie beide wissen können…«
    »Was weiß ich, was in so einem alten Krauskopf vorgeht«, beruhigte ihn Cavoretto und lächelte verschmitzt. »Vielleicht meinte er einfach nur den unbedingten Respekt vor dem Alter. Aber das entspricht nicht meiner Vorstellung von Ordnung.«
    »Sondern?« Wagner ließ nicht locker.
    »Nur das Starke hat Respekt verdient, das Junge, Kräftige und Lebensbejahende«, gab der Maler leise zurück. »Das aktive Prinzip, das den Willen zur Macht verinnerlicht hat, den Willen zum Leben, nicht das Passive und schon gar nicht das Reaktive. Das ist Ordnung!« Er deutete auf die Knienden in den Kirchenbänken. »Alles Passive, Schwache und Winselnde hat sich dieser, der wahren Ordnung unterzuordnen, ihr zu dienen. Sie alle, die hier mit ihren Gebeten die Luft verunreinigen, haben sich dem Willen der Starken unterzuordnen. Sie glauben vergeblich, ihr Sklavengott wird sie erretten.« Er unterdrückte ein Lachen. »Aber es gibt kein ewiges Leben nach dem Tod, das Leben ist hier und jetzt. Und die Jahre machen nicht weiser, oder respektwürdiger, sie machen nur alt. Alt, schwach und gläubig. Verstehen Sie mich, Herr Wagner?«
    »Ja. Wer reine Luft will, hat nicht in Kirchen zu gehen. Friedrich Nietzsche, Antichrist «, antwortete Paul ungerührt. »Und Sie? Sind Sie die › blonde Bestie ‹ , von der er an anderer Stelle schreibt, die sich die Welt erobert dank ihrem ungebrochenen, unverzagtesten Willen zur Macht?« Unwillkürlich musste er bei seinen Worten an Obersturmbannführer Lindner und an die SS denken.
    »Sehen Sie mich an, Herr Wagner«, lachte der

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