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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Niederdonau/Ostmark
    D ie staubigen Straßen lagen verlassen da, niemand wagte sich aus dem Haus. Walkowski und Richter hatten eine schnelle Runde durch den lang gestreckten Ort gedreht, ohne einer einzigen Menschenseele zu begegnen. Hie und da glaubten die Soldaten eine Bewegung hinter den kleinen Fenstern der geduckten Bauernhäuser wahrzunehmen. Die Angst vor den abziehenden Deutschen war bei der Bevölkerung wohl ebenso groß wie die vor den anrückenden Russen.
    Richter blickte über Walkowskis Schulter nach vorn. Er sah Weinberge, die sich bis an den Horizont erstreckten, und hatte plötzlich Heimweh.
    Die BMW tuckerte beruhigend gleichmäßig unter ihnen, als sie am Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs vorbei, das malerisch unter zwei ausladenden Buchen stand, in Richtung Kirche fuhren.
    Im Osten wurde das Donnern der Artillerie lauter und bedrohlicher. Die deutsche Armee musste ihre Verteidigungsstellungen bereits weiter westlich bezogen haben. Sie waren im Niemandsland, im Auge des Orkans.
    »So, das ist die letzte Chance für die Kisten in den Raupenschleppern«, rief Walkowski seinem Beifahrer zu und gab Gas. »Sonst bleiben sie einfach, wo sie jetzt sind: auf dem Abstellgleis. Und wir machen uns vom Acker.«
    Die kurze Straße zur Kirche war mit Schlaglöchern übersät, und faustgroße Steine, die von Panzerketten aus dem Straßenpflaster gerissen worden waren, lagen wie Würfel über die Fahrbahn verstreut.
    »Das ist genau das, was wir suchen«, rief Richter angesichts des Hügels, auf dem der große barocke Kirchenbau thronte. Allein an der Straßenseite zeugten vier alte, schief in den Angeln hängende Doppelflügeltüren von Weinkellern, die offenbar vor Jahrhunderten unter dem Gotteshaus angelegt worden waren. »Der perfekte Platz für unsere Kisten.« Kaum hatte Walkowski das Motorrad angehalten, war Richter auch schon abgesprungen und rüttelte mit aller Kraft an dem nächstgelegenen Tor. Es war fest verschlossen.
    »Halten wir uns nicht mit Kleinigkeiten auf«, stieß Walkowski nervös hervor. »Lassen Sie uns lieber so schnell wie möglich diese verdammten Raupenschlepper hierher holen und dann nichts wie weg. Einen besseren Platz gibt es nicht, und wenn wir uns jetzt nicht beeilen, dann können wir gleich unser Grab schaufeln. Die Iwans werden nicht lange fackeln, wenn sie uns in diesem Nest mit Taschen voller Geld und einer geheimnisvollen Ladung SS-Kisten finden.«
    Richter war immer weiter gelaufen, hatte an allen Toren in Sichtweite gerüttelt und schließlich aufgegeben. Er kletterte wieder hinter Walkowski aufs Motorrad und musste sich festhalten, als der Berliner Vollgas gab und die schwere Maschine in die Kurve legte.
    Keine halbe Stunde später tuckerten die zwei Raupenschlepper Ost – im Heeresjargon RSO genannt – mit quietschenden Ketten vom Bahnhof kommend die Ortsstraße entlang.
    Walkowski hatte die BMW nur ungern mit den langsamen RSO vertauscht und warf immer wieder nervöse Blicke in die leeren Gassen, die sie auf ihrem Weg zur Kirche passierten. Die beiden Fahrzeuge rüttelten und ratterten über die Pflastersteine, und der Berliner verfluchte die geringe Höchstgeschwindigkeit der Raupenschlepper.
    Dann hörten sie die ersten Schüsse von Panzerkanonen in der Ferne. Richter zog instinktiv den Kopf ein und erwartete jeden Moment den Einschlag, stellte aber erleichtert fest, dass die Russen wohl ein anderes Ziel hatten.
    Vor den Toren der Keller angekommen, bog Walkowski einfach von der Straße ab und rumpelte den kleinen Abhang hinauf. Richter, der hinter ihm fuhr, sah ihm nach, wollte ihm etwas zurufen, aber der Feldwebel verlor keine Zeit mit Anhalten. Im Gegenteil. Er verminderte kaum seine Geschwindigkeit, zielte kurz und krachte einfach mit seinem Raupenschlepper durch eines der Tore. Die Torflügel flogen zur Seite, eine dichte Wolke aus Staub und wurmstichigem Holz schien das kleine Fahrzeug fast zu verschlucken, bevor es abrupt nach vorne kippte und mit aufjaulendem Motor in der Tiefe verschwand.
    Jetzt ist er völlig durchgeknallt, dachte Richter, lenkte jedoch seinen RSO in den Spuren des ersten Raupenschleppers die Schräge hinauf. Der dunkle Eingang zum Keller wurde immer größer, und Richter schaltete die Scheinwerfer ein. Dann kippte auch schon die Welt, und der Oberleutnant versuchte, das rutschende und schlingernde kleine Kettenfahrzeug in der Mitte der Tunnelröhre zu halten, die steil nach unten ging. Kalte Luft schlug ins Führerhaus, aber

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