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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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gedankenverloren mit den Fingerspitzen über die Einkerbungen auf dem Konus, bevor er ihn behutsam zurücklegte. »Aber das ist eine andere Geschichte…«
    Wagner nickte und trat zu Bogner. »Nach deren gutem Ausgang du das große Verdienstabzeichen der Republik an die Brust geheftet bekommen hast, wenn mich nicht alles täuscht«, meinte der Reporter und stupste mit dem Zeigefinger auf den fleckigen Blaumann, der zu Eddys Markenzeichen geworden war. »Und mit einem Schlag im ganzen Land bekannt warst.«
    Bogner wehrte ab. »Lag wahrscheinlich daran, dass sonst gerade nichts los war«, gab er zurück und ließ sich ächzend auf die lange Sitzbank fallen, die unter seinem Gewicht knackte. »Aber nun zu etwas ganz anderem. Ich hab heute Morgen einen Anruf bekommen…«
    Paul stöhnte leise und verdrehte die Augen. »Wenn du einen Anruf bekommen hast und ich nicht, dann bedeutet das wieder einmal, dass dein Netzwerk besser funktioniert und ich mir Sorgen machen sollte. Lass hören…«
    Eddy lehnte sich zufrieden zurück und faltete seine Hände über dem Bauch. »Man erzählt sich in außergewöhnlich gut informierten Kreisen, dass gestern am späten Abend in Wien ein etwas seltsamer Einbruch stattgefunden hat.«
    »Bei dem du …?«, begann Wagner fragend, aber Eddys indignierter Blick ließ ihn verstummen.
    »Ein Einbruch in das Museum für Völkerkunde, offenbar gut vorbereitet und professionell durchgeführt, weil kein Alarm ausgelöst wurde.« In Eddys Stimme klang ein wenig Bewunderung durch. »Und wir wissen alle, dass das Museum jahrelang umgebaut wurde und nun die Sicherheitselektronik vom Neuesten und Feinsten ist.«
    »Wir wissen nicht, aber du weißt«, gab Paul zurück. »Was wurde gestohlen? Maya-Masken aus Jade? Edelsteinbesetzte Kelche? Der berühmte Federmantel?« Er klappte seinen Laptop auf und startete das Betriebssystem. »Nur zu, Eddy, wir schreiben den Aufmacher von morgen. Ich beteilige dich am Honorar.«
    »Falsch, ganz falsch«, grinste Bogner, klappte mit einer resoluten Handbewegung den Laptop wieder zu, und Paul musste seine Finger in Sicherheit bringen, damit sie nicht zwischen Bildschirm und Tasten gequetscht wurden. »Das alles haben die Diebe links liegen gelassen. Es fehlt nicht eines der wertvollen Teile aus den berühmten Sammlungen.« Bogner genoss sichtlich die Verwirrung des Reporters. Er lehnte sich wieder zurück und schaute Paul spöttisch an.
    »Das ist wirklich etwas für dich, wenn ich so nachdenke, du magst ja diese Art von Rätsel. Nach den letzten Erkenntnissen fehlt nichts außer einer Schachtel aus der Fotosammlung des Museums.« Eddy betrachtete angelegentlich seine Fingernägel. »Ein paar dezente Nachforschungen meinerseits haben ergeben, dass es Fotografien aus dem ländlichen niederösterreichischen Raum waren, Anfang der 30er-Jahre aufgenommen und dem Museum vor rund fünfzig Jahren zum Geschenk gemacht.«
    »Das ist jetzt ein Scherz, oder?«, erkundigte sich der Reporter. »Da bricht jemand in eines der bestgesicherten Museen in Wien ein, legt die Alarmanlage still und stiehlt einen Karton mit alten Fotos? Und sonst fehlt nichts?«
    Bogner schüttelte den Kopf.
    »Wie hat man den Einbruch überhaupt entdeckt, wenn kein Alarm ausgelöst wurde?«, wunderte sich Wagner. »Sag bloß, jemand hat die Schachtel vermisst.«
    Eddy lächelte geheimnisvoll. »Das wirst du mir jetzt auch nicht glauben. Aus Personalmangel gibt es seit Monaten nur eine Hilfskraft an jeweils zwei Tagen in der Woche, die sich um die Sammlung an Glas-platten und Negativen kümmert. Sie hatte gestern am späten Nachmittag die Abteilung zugesperrt und heute früh ein ziemliches Chaos vorgefunden. Die Schubladen waren herausgezogen, die Schränke aufrissen, und einige Glasplatten lagen zerbrochen am Boden. Die Spurensicherung war schnell da und fand einen Zettel mit den Worten › Danke für die Aufbewahrung ‹ und einem großen Smiley am Platz der verschwundenen Schachtel.«
    »Ein Spinner«, warf Wagner ein, »ein chaotischer Wichtigtuer. Vergiss es, der ist mir keinen Einspalter wert.«
    »Die Handschrift auf dem Zettel ist unzweifelhaft die unseres Freundes Georg Sina«, gab Eddy zu bedenken. »Sein Vater gibt zwar offiziell keinen Kommentar darüber ab, ist aber leider offensichtlich ebenso davon überzeugt und sucht ihn deshalb seit heute Morgen mit einigem Nachdruck. Wann hast du den Herrn Mittelalterforscher eigentlich zum letzten Mal gesehen?«
12.4.1945, Unterretzbach, Gau

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