Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
Vom Netzwerk:
später zu verschieben, Herr Professor«, hatte Georg gegrinst und sich auf den Weg in jenes charmante, kleine Geschäft gemacht, das bereits vor Jahren extra für seinen Haflinger eine Haltestange aufgestellt hatte.
    So konnte Sina sein Pferd anbinden, während er einkaufte.
    Der letzte Ritt in den Ort und der damit verbundene Plausch mit der energischen brünetten Ladenbesitzerin lagen auch schon wieder über eine Woche zurück. So war es kein Wunder, dass sein Haflinger fröhlich wiehernd über die Zugbrücke trabte und Georg ihn zurückhalten musste, weil der Hengst sonst durchgegangen wäre.
    Er musste lachen, als er Tschak beobachtete, der, typisch Hirtenhund, immer wieder Kreise um ihn und das Pferd zog. Der kleine zottelige Bursche hatte seinen Namen deshalb erhalten, weil er als tollpatschiger Welpe in vollem Lauf in einen Sessel gerannt war und Georg laut »Tschak!« gerufen hatte.
    »Es wird Zeit, dass ich wieder unter Menschen komme«, brummte Georg halblaut, »langsam beginne ich mich nämlich schon zu wundern, warum ihr zwei nicht mit mir redet.« Dann richtete er sich in den Steigbügeln auf und ächzte: »Die Ankunft drängt auch aus anderen Gründen. Heute würde mein indianischer Name › Der-sich-einenWolf-reitet ‹ lauten.«
    Die »Gemischte arenhandlung«, in deren Namensschild seit jeher das »W« zu fehlen schien und deren Besitzerin auch keinerlei Anstalten machte, es jemals zu ersetzen, war gut besucht. Zu gut für Sinas Geschmack. So beschloss er kurzerhand, einem Freund einen Besuch abzustatten und das Einkaufen auf später zu verlegen. Er zog den Haflinger herum und trabte los.
    Wo sich Reut- und Wolfsgraben verbanden, da lebte Benjamin, der Messerschmied, in der legendären Dumm-Mühle, weitab jeder Siedlung. Der alte Mann war seit jeher in seiner Abkehr von der Welt und der Gesellschaft noch radikaler gewesen als Georg. Es hatte Sina viel Zeit und Einfühlsamkeit gekostet, bis ihn der alte Einsiedler in sein Vertrauen gezogen und später in sein Herz gelassen hatte. Zum Zeichen seiner Freundschaft hatte ihm Benjamin schließlich zwei Wurfmesser geschmiedet, wahre Kunstwerke, die in Form und Gewicht für den Wissenschaftler maßgemacht waren.
    Instinktiv griff Georg an den Gürtel und spürte den kühlen Stahl. Die geschmiedeten Meisterwerke waren seitdem seine treuen Begleiter. Gelegentlich klebte er eines sogar an die Unterseite seines Schreibtisches in der Universität, weil ihm die Erinnerung an einen schießwütigen Priester in der Remise Pauls wie die Faust im Nacken saß. Damals, vor zwei Jahren, waren Wagner, Berner und er nur um ein Haar einem Anschlag entkommen. Seitdem begleiteten ihn die Messer, auch wenn er letzten Sommer den vollkommen harmlosen Ireneusz Lamberg, Gott hab ihn selig, um ein Haar mit einer dieser Klingen an die Wand seines Büros gepinnt hätte.
    Er zog den Kopf ein, um sich nicht an den tief herunterhängenden Ästen zu stoßen. Hinter einem Dickicht aus Buchen- und Eichenlaub öffnete sich eine Lichtung, die sich malerisch zwischen den Hängen der beiden Gräben auftat. Am Rande einer sonnenbeschienenen Wiese stand ein schlankes, mehrstöckiges Haus inmitten von mehreren Wirtschaftsgebäuden. In das einsam gelegene Gehöft gelangte man nur durch ein massives Tor, das meist verschlossen war und über das sich ein barocker Bogen spannte. Früher zum Schutz der Müller vor Räubern, Landstreichern und den Raubtieren, die dem Wolfsgraben seinen Namen gegeben hatten, hatte das Tor heute nur noch die Aufgabe, ungebetene Gäste wie geschwätzige Sommerfrischler abzuhalten. Sie waren so ziemlich das Letzte, auf das sich Benjamin in seiner Waldklause freute. Georg musste leise lachen. Er erinnerte sich an einen heißen Sommertag, an dem es eine Urlaubergruppe mit riesigen Rucksäcken auf den Schultern, knallbunt wie Kakadus, zu Benjamins Gehöft verschlagen hatte. Sina hatte damals den Schmied davon abhalten müssen, seine Messer herauszuholen …
    Als Georg diesmal näher kam, sah er die verwitterten Flügel weit offen und einen gelben, verbeulten Lada Taiga-Geländewagen in der Einfahrt stehen.
    »Seit wann fährt denn die Post hierher?«, wunderte sich Georg, trabte auf den Hof und hielt dann seinen Haflinger überrascht an. Sein Freund unterzeichnete keine Paketquittung, sondern saß auf einem Sessel vor dem Haus und schaute ziemlich unglücklich in die Welt. Benjamins Körper war in eine Art übergroßen Poncho aus braunem Kunststoff gehüllt, nur sein Kopf

Weitere Kostenlose Bücher