Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
Vom Netzwerk:
startet auf jeden Fall…«
    So schlenderte er hinüber zu dem großen Küchenblock, der das kulinarische Zentrum seiner restaurierten Straßenbahnremise bildete. Paul hatte nach monatelanger Überzeugungsarbeit bei den richtigen Ämtern und Behörden vor einigen Jahren die Erlaubnis erhalten, den damals noch halb verfallenen Bau kaufen und renovieren zu dürfen. Der 1908 erbaute Lokschuppen aus den roten Wienerberger Ziegeln hatte eine wechselvolle Geschichte und war vielleicht deshalb dem Reporter so ans Herz gewachsen.
    Anlässlich einer Recherche für einen Artikel über lecke Ölwaggons war Wagner eines Tages im ältesten Teil des Güterbahnhofs über Gleise gestolpert, die offenbar genau auf eine Gruppe majestätischer Buchen zuführten. Neugierig geworden, war er ihnen gefolgt und kam so zu einem desolaten, aber immer noch stolzen Jugendstilgebäude mit drei hohen Holztoren und vier kleinen Türmchen. Die Äste der Bäume wuchsen in die leeren Fensterhöhlen, und das Gras versuchte, die alten Mauern zu begrünen. Die Tore hingen windschief in den Angeln, die Vögel nisteten unter dem löchrigen Dach, und Berge von Unrat bedeckten den Boden.
    Es war Liebe auf den ersten Blick.
    Der Reporter beschloss auf der Stelle, die alte Remise zu retten, um hier zu wohnen. Er erkundigte sich bei den zuständigen Stellen und erfuhr so mehr über die Geschichte des Gemäuers. Als man nach den verheerenden Bombenangriffen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg auf Wien händeringend Werkstätten suchte, kam der alte Lokschuppen den Verantwortlichen gerade recht. Versteckt unter den mächtigen Buchen gelegen, hatte er die Bombardements unversehrt überstanden. Viele der Wiener Straßenbahngarnituren jedoch hatten weniger Glück gehabt, waren beschädigt und die regulären Straßenbahndepots und – hallen überlastet oder ebenfalls ein Opfer der Angriffe. So zogen die Mechaniker der Straßenbahn vorübergehend in das alte, verstaubte Gebäude am Güterbahnhof ein, bis mit dem Ende des Krieges 1945 auch vor diesem Zwischenspiel der Vorhang fiel. In den 50er-Jahren schließlich geriet das Ziegelgebäude nach und nach in Vergessenheit, wurde als Materialdepot, Schwellenlager und schlussendlich als Müllhalde verwendet. Dann verfiel es lange Jahre, diente Obdachlosen als Unterschlupf, Drogensüchtigen als Versteck, Kindern als illegaler Abenteuerspielplatz.
    Wenige Tage, bevor die Abrissbagger kamen, war Wagner dann über die Gleise gestolpert und hatte schnell gehandelt. Nach monatelangen Verhandlungen und einer langwierigen und kostspieligen Renovierung erstrahlte das Gebäude, das auf keinem Stadtplan eingezeichnet war, kaum zwei Jahre später in neuem Glanz. Den »Fuchsbau«, wie der Reporter ihn nannte, musste man kennen – entweder man folgte der richtigen Zufahrt über ehemalige Bahndämme und um die alten Lagerhäuser herum, oder man landete schnell in den engen, ziemlich dunklen Sackgassen des ehemaligen Güterbahnhofs, auf Kiesdeponien oder Wiesen mit hüfthohem Gras oder zwischen alten Schwellenstapeln.
    Die Schlaf- und Gästezimmer, sein Büro und alle anderen Nebenräume hatte Wagner auf einer umlaufenden Galerie unter dem Dach eingerichtet und konnte sich damit den Luxus erlauben, die ehemalige Schienenfläche als einen einzigen großen Raum bestehen zu lassen, mit einer ausgedehnten Küche in der Mitte, wo an ruhigen Abenden Kochorgien mit Freunden abgehalten wurden. Die »zweirädrigen Raketen«, wie Kommissar Berner die Motorradsammlung Wagners bezeichnete, standen im hinteren Teil der Remise, gemeinsam mit den beiden Autos des Reporters, einem alten Porsche Carrera RS, den er in jahrelanger Arbeit wieder aufgebaut hatte, und einem schnellen Mazda 3, der in den letzten Abenteuern oft eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Er war auf beiden Seiten mit riesigen Lettern beklebt, die »Pizza-Expresss« in die Welt hinausschrien und an die Vergangenheit des kleinen 300-PS-Mazda als Werbeträger erinnerten.
    Paul musste lächeln, als er sich eine große Tasse Kaffee einschenkte und daran dachte, wie sehr Valerie Goldmann den Mazda hasste. Er war versucht, sie anzurufen, den Motor zu starten und das Handy ans Auspuffrohr zu halten, nur um ihre Reaktion zu hören… Goldmann, ehemaliger Offizier der israelischen Armee, ehemalige Luftwaffenpilotin und für zwei Jahre vorübergehend zum Geheimdienst abkommandiert, hatte sich nach einer Erbschaft ins Privatleben zurückgezogen und ihre militärische Laufbahn an den Nagel

Weitere Kostenlose Bücher