Teufel - Thriller
Bertani, die Leiter der Auslandsabteilung von › Pro Deo ‹ , nickten dem Advocatus Diaboli kurz zu und verließen dann mit großen Schritten das Arbeitszimmer.
»Darf ich Eure Heiligkeit an die Konferenz erinnern?«, flüsterte der Sekretär dem Heiligen Vater ins Ohr und wies auf Bertucci, der sich erhoben hatte und mit seiner übergroßen Aktentasche wie ein alter Schuljunge aussah.
»Paolo, es tut mir leid, dass Sie warten mussten«, murmelte der Papst, als Bertucci niederkniete und den Fischerring küsste. »Ich bin schon voll und ganz für Sie da. Kommen Sie. Lassen Sie uns anfangen.«
Fast zwei Stunden später schritt ein nachdenklicher Paolo Bertucci langsam dieselben Treppen hinab, die er zuvor so voller Elan hinaufgelaufen war. Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte auswendig eine Nummer, doch der Teilnehmer hob nicht ab. Und was er zu sagen hatte, sollte auf keiner Mailbox landen. So steckte der Advocatus Diaboli sein Telefon wieder ein und machte sich auf den Weg über den Cortile del Belvedere in das Vatikanische Geheimarchiv.
Es war an der Zeit, Erkundigungen einzuziehen, diskret, umsichtig und doch mit Nachdruck. Wenn es tatsächlich stimmte, was in den Privatgemächern des Papstes gerade erörtert worden war, dann befand sich die Kirche in der größten Gefahr seit ihrer Entstehung. Denn gegen das, was der Papst soeben vorsichtig angedeutet hatte, war eine eventuelle Heirat des Erlösers mit Maria Magdalena vor knapp zweitausend Jahren geradezu eine Meldung auf Seite fünf, links unten.
Einspaltig.
Unterretzbach, Weinviertel/Österreich
D as ist ein Jahrhundertprojekt!« Paul Wagner schaute sich interessiert im Presshaus um, das von einigen Kerzen mehr schlecht als recht erleuchtet wurde. Burghardt hatte ihn durch sein kleines Anwesen geführt, dann in den Keller mit den schimmelüberzogenen leeren Flaschen. Jetzt standen sie im Presshaus.
»Sag ich ja«, brummte Berner und stieß von innen die beiden Türflügel zur Straße ganz auf. »Nach dieser Besichtigungsrunde sind nur mehr Baulöwen guter Laune.« Im Licht der hereinfallenden Sonnenstrahlen tanzte der Staub, und der Kommissar stieß mit dem Fuß ein paar schmutzige Flaschen zur Seite. »Passen Sie auf, wo Sie hintreten, hier sind Sie schneller gefallen und begraben, als Sie glauben.«
Mit der Sonne drang auch die warme Frühlingsluft ins Presshaus. Burghardt blies die Kerzen aus, und Paul pfiff durch die Zähne, als er im Zwielicht die Berge von alten Kisten, Abfall, Zeitschriften, Gerümpel und Flaschen sah, die sich fast bis zur Decke auftürmten. »Was für ein Chaos! Was habt ihr beiden eigentlich bisher gemacht? Die Flaschen gezählt?«
»Wenn dieser Lkw nicht ins Denkmal gerauscht wäre, dann hätte ich schon den Abfallcontainer vor der Tür stehen und wäre am Aufräumen«, gab Burghardt trotzig zurück. »Ihr wollt mir ja nur meinen Weinkeller vermiesen!«
»I wo, wir genießen jede Minute«, murmelte Berner und verdrehte die Augen. »Wo hast du den Koffer hingestellt, Burgi? Ich wollte ihn Wagner zeigen, und außerdem sollten wir ein paar Fakten überprüfen, bevor wir loslegen.«
»Warte, Bernhard, ich hole ihn gleich.« Mit diesen Worten nahm Burghardt seine Taschenlampe, umrundete einen Stapel alter Holzkisten und verschwand im Keller.
»Was hat Burgi bloß geritten, als er diese Bruchbude gekauft hat?«, wunderte sich Paul, der mit spitzen Fingern eine alte Zeitschrift ins Licht hielt und versuchte, das Datum zu entziffern.
»Manche Menschen haben zu wenig Probleme und erwerben deshalb ein paar«, antwortete Berner lakonisch. »Er wollte wohl ein kleines, feines Weingut für die Pension haben.«
»Ich hoffe, dass seine Pension so lange dauert …«, gab Paul spöttisch zurück und ließ die Zeitung fallen. Dann warf er einen Blick in Richtung Kellertür. »Wohin ist er jetzt wieder verschwunden? So groß ist das Gewölbe für den edlen Tropfen nun auch nicht.«
Als Burghardt einige Augenblicke später auftauchte, war klar, dass etwas nicht stimmte. »Ihr werdet es nicht glauben, aber der Koffer ist weg! Jemand muss ihn aus dem Keller gestohlen haben, während wir unterwegs waren.«
»Was für ein Zufall«, brummte Berner, »damit sind im richtigen Augenblick auch die SS-Uniform, die gut verpackte Pistole und das Originaldokument des Ortsbauernführers verschwunden.«
»Hier hereinzukommen ist nicht gerade ein großes Problem«, stellte Wagner fest, der die Türe des Presshauses untersuchte. »Dieses
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