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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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eingebracht hatte. Umtriebig, wieselflink und immer mit einer scheinbar viel zu großen Aktentasche bewaffnet, war Bertucci in der Kurie vor allem für seine spitze Zunge gefürchtet. Als privater und oft inoffizieller Gesandter des Papstes hatte er eine Macht im Vatikanstaat, von der andere nur träumen konnten. Sein phänomenales Gedächtnis, sein ausgedehntes Netzwerk und seine offenbar erstklassigen Beziehungen in Europa und zu fast allen Konfessionen machten ihn zu einer Respektsperson. Bertuccis Einfluss war gewaltig und seine Bonmots berüchtigt.
    Diesmal war er zu spät dran, und das ärgerte ihn. Der Kurier des »Heiligen Stuhles«, wie ihn einige missgünstige Mitglieder der Vatikan-Kamarilla im Hinblick auf die Doppeldeutigkeit des Wortes abfällig nannten, legte auf Pünktlichkeit ausnehmend großen Wert, bei anderen und noch mehr bei sich selbst. Er warf einen Blick auf seine Rolex Daytona – eine seiner lässlichen Sünden, wie er immer betonte – und beschleunigte erneut den Schritt. Beinahe wäre er gegen Kardinaldekan Hartmut Kleinert, den Vorsitzenden des Kardinalskollegiums und graue Eminenz im Apostolischen Palast geprallt, der mit seiner Leibesfülle fast die Hälfte der Treppe unpassierbar machte.
    »Le chapeau en flamme?« Die Stimme Kleinerts war eine Mischung aus Gift und Sahnetorte.
    »Und einiges andere auch noch«, gab Bertucci kurz angebunden zurück. Er hatte weder Zeit noch Lust, sich mit dem Emporkömmling Kleinert zu streiten, der eine Karriere im Schnellverfahren hingelegt hatte. Damit hatte er sich eine Opposition im Vatikan geschaffen, um die ihn jeder gestandene Regierungschef beneidet hätte. »Wenn die Kirche etwas anzündet, dann macht sie es gründlich.«
    »Seit Jahrtausenden im Dienste Gottes«, nickte der Kardinaldekan und wischte sich mit einem fleckigen Taschentuch den Schweiß von der Stirn. »Aber jetzt mal im Ernst. Sie nehmen an der Sitzung im privaten Arbeitszimmer des Heiligen Vaters teil?«
    Bertucci schaute demonstrativ auf seine Uhr. »Ich werde in zwei Minuten erwartet.«
    »Dann haben Sie ja noch eine Minute Zeit. Wie ich Sie kenne, gibt es eine Abkürzung, von der keiner außer Ihnen etwas weiß.« Kleinert lächelte und zeigte dabei seine schlechten Zähne. »Ich habe erfahren, dass Sie eine Reise planen?«
    »In der Fremde hört man mehr als zu Hause«, antwortete Bertucci unverbindlich und versuchte, rechts an dem massigen Kardinal vorbeizukommen. »Tut mir leid, aber ich lasse Seine Heiligkeit ungern warten.«
    »Das Beste, was man von einer Reise zurückbringen kann, ist eine heile Haut, sagt ein altes persisches Sprichwort.« Kleinert hatte sich vorgebeugt und flüsterte in Bertuccis Ohr. »Geben Sie acht, Scaglietti und Bertani von › Pro Deo ‹ sind vor zehn Minuten im Arbeitszimmer des Heiligen Vaters verschwunden. Es war scheinbar so dringend, dass Seine Heiligkeit trotz einem übervollen Kalender Zeit gefunden hat.« Der Kardinal lächelte bedeutungsvoll, bevor er dem kleinen Italiener den Weg freigab und gemessenen Schrittes die Stiegen hinabging.
    Bertucci runzelte die Stirn. › Pro Deo ‹ war der Geheimdienst des Vatikans, den wenige kannten und alle fürchteten. Seine Ursprünge gingen auf Papst Pius X. zurück, der die Kirche innen und außen von den Ketzern des Modernismus bedroht sah. Aus dem Zweiten Weltkrieg ging die Organisation dank Zusammenarbeit mit dem OSS, dem Vorgänger der CIA, gestärkt hervor, verlegte ihr Hauptquartier nach Rom und arbeitete eng mit dem Collegium Russicum in der römischen Via Carlo Cattaneo zusammen, wo man priesterliche Agenten für den Osteinsatz ausbildete. Gut informierte Kreise bezeichneten › Pro Deo ‹ als ebenso effektiv und skrupellos wie den weltbesten Geheimdienst, den israelischen Mossad. Bertucci hatte keinen Grund, daran zu zweifeln.
    Der persönliche Sekretär des Papstes erwartete ihn bereits mit offenen Armen an der Tür zu den Privatgemächern. »Paolo! Schön, dass du es doch noch schaffen konntest. Der Heilige Vater ist noch in einer Besprechung, aber er hat mich gebeten, dir einen jungen Mann aus Deutschland vorzustellen, der als freier Journalist für einige der wichtigen Zeitungen des Landes schreibt. Vielleicht könntest du …?«
    Bertucci nickte und folgte dem Sekretär, der ihn einem schmalen, brillentragenden und etwas enttäuscht wirkenden Journalisten vorstellte, der wohl den deutschen Papst erwartet hatte und stattdessen einen kleinen Italiener bekam.
    »Darf ich

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