Teufel - Thriller
Rufe der Mannschaft und die Riemen der zwei Ruderbänke durch die Wellen schlagen.
Am Bug der Liburne stand eine Frau mit schneeweißen Haaren in prunkvollen Gewändern und blickte forschend nach Osten auf den kaiserlichen Palast. Als sie am Ufer Athanasius erkannte, dessen Gewand in den Strahlen der untergehenden Sonne blutrot aufleuchtete, überzog ein zufriedenes Lächeln ihr Gesicht.
»Wir legen bald an, Domina.« Der Hauptmann ihrer Leibwache verbeugte sich tief und respektvoll.
»Ja, Maxentius. Dem Herrn sei Dank für diese glückliche Reise«, gab sie zurück, bevor sie sich umwandte und ihm zunickte. »Es ist gut, wieder daheim in Bithynien zu sein. Und vor allem heute, da mein Sohn seine politischen Erfolge feiert.«
»Mein Herz freut sich mit Euch, Majestät!« Der Soldat verbeugte sich lächelnd und trat zurück, als er eine der Hofdamen näher kommen sah.
»Ihr wirkt überaus zufrieden, Majestät.« Eine der Hofdamen, ein junges Mädchen mit hochgesteckten braunen Haaren, war zu der Kaisermutter getreten. Sie blickte sich kurz um, dann fuhr sie leise fort. »Woher könnt Ihr Euch sicher sein, dass dieser Geistliche am Ufer nicht dieser Arius aus Alexandria ist?«
»Wo hast du deinen Verstand, Kind?« Die siebzigjährige Helena schüttelte tadelnd den Kopf. »Arius ist ein Mann von fünfundsechzig Jahren. Und er ist Presbyter. Dieser Mann am Ufer im Gewand eines Diakons ist ein kleinwüchsiger Jüngling mit dunkler Haut. Also ist es unser treuer Athanasius, der uns über den glücklichen Ausgang unserer Sache unterrichten wird.«
Die Ruder wurden eingezogen, und das Schiff trieb, vom Steuermann geschickt gelenkt, genau auf die Anlegestelle zu. Schließlich ging es längsseits, die Leinen wurden geworfen und festgemacht. Als der Feuerball der Sonne am Horizont verschwunden war und die Schatten blau wurden, ertönten die Signalhörner. In wenigen Augenblicken füllte sich der Kai mit Palastangehörigen, Dienern und Soldaten, die geschäftig Fackeln anzündeten und beim Entladen des Schiffes halfen.
Helena bahnte sich zielstrebig ihren Weg zu Athanasius, der etwas abseits gestanden und das Treiben beobachtet hatte, bevor er ihr langsam entgegenkam.
»Ich danke Gott für Eure glückliche Rückkehr, Majestät!«, krächzte der Erzdiakon und verbeugte sich.
»Oje, mein lieber Athanasius, Ihr seid ja heiser.« Die alte Frau sah den jungen Geistlichen mitfühlend an und strich ihm über die Wange. »Ich habe schon bei meiner Abreise die Kunde erhalten, dass Ihr mit Feuereifer die gerechte Sache unseres Erlösers in begeisterten Reden vertreten habt. Euren Mangel an körperlicher Größe habt Ihr mit Disziplin und Bildung vergessen gemacht.«
»Ihr seid zu gütig, Majestät. Danke!« Athanasius nickte, ohne aufzublicken. »Ich habe als einfacher Diener der Kirche mein Möglichstes gegeben, um die Häresie des Eusebius und des Arius zu widerlegen.«
»Dann erhebt Euer Haupt, tapferer Rhetor, und leiht mir Euren Arm!«, forderte ihn Helena auf. »Wir wollen ein paar Schritte gehen, bevor ich dem Kaiser meine Aufwartung mache. Es drängt mich, alles über den Ausgang des Konzils zu erfahren.«
»Das wichtigste Ergebnis ist, dass Arius vom Kaiser nach Illyrien verbannt wurde und seine Schriften verbrannt werden müssen«, berichtete der Erzdiakon leise. »Ferner haben wir uns auf ein gemeinsames Glaubensbekenntnis einigen können, das von allen Bischöfen unterzeichnet wurde.«
»Auch von den fehlgeleiteten?«, wollte Helena wissen und runzelte die Stirn.
Athanasius nickte zustimmend und räusperte sich, bevor er wieder zu sprechen begann. »Ja! Alle haben unterschrieben, alle dreihundert Bischöfe der östlichen und westlichen Provinzen und die Schüler des Origenes sowieso. Sie wechselten in ihrer Argumentation mehrmals die Seiten und hatten sich keine ordentliche Strategie zurechtgelegt, wenn Ihr mich fragt. Aber am Ende hat sogar Eusebius von Nikomedia unterzeichnet und mit ihm alle seine Gefolgsleute. Eusebius von Caesarea erbat sich einen Tag Bedenkzeit.« Der Erzdiakon hob die Schultern. »Nur zwei Bischöfe haben sich strikt geweigert. Sie sind jetzt ihres Amtes enthoben und wurden zusammen mit Arius verbannt.«
»Und?« Die Kaisermutter blieb stehen und schaute Athanasius tief in die Augen. Sie konnte ihre Aufregung nur schlecht verbergen »Wie ist die Natur unseres Erlösers definiert worden?«
»Wie Ihr es gewünscht habt, Majestät«, antwortete der Erzdiakon lächelnd. »Gezeugt aus dem
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