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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Selbstmord«, antwortete Berner und steckte die beiden Metallmarken wieder ein.
    »Was hat der Selbstmord mit den beiden Toten im Denkmal zu tun?«, fragte Burghardt erstaunt.
    »Alles, wenn ich nicht ganz falsch liege«, gab der Kommissar zurück. »Die damaligen Greise leben heute nicht mehr, die sind lange unter der Erde. Bleiben die Jungen.« Berner schaute Wagner von der Seite an. Der Reporter zeichnete mit der Schuhspitze Kreise in den Kies. »Würden Sie sich umbringen, wenn Sie knappe achtzig Jahre alt sind?«
    »Der Grund müsste wirklich ein triftiger sein, da gebe ich Ihnen recht«, meinte Paul leise. »Eine unheilbare Krankheit, Depressionen, ein plötzlicher Schock…«
    »Wie etwa das Auffinden von zwei Männern, die Sie vor Jahrzehnten ermordet haben und deren Leichen der Zufall ans Tageslicht bringt?« In Berners Stimme klang eine gewisse Zufriedenheit.
    »Aber Bernhard, das ist alles so lange her«, warf Burghardt ein und winkte ab. Dann dachte er kurz nach. »Andererseits, Mord verjährt nie…«
    »Mich hat der Zeitpunkt auf die Idee gebracht«, erklärte Berner. »Dieser Selbstmord in einem Haus, von dessen Fenstern man das Kriegerdenkmal sieht. Keine fünf Minuten nach dem Unfall muss sich der Alte die Pulsadern aufgeschnitten haben. Wie war der Name noch? Ach ja, Franz Reiter. Also, Reiter hörte den Lärm, als der Lkw in das Denkmal krachte. Er stürzte zum Fenster, schaute hinaus und sah die Teile der Figuren auf der Straße liegen, vielleicht noch die Köpfe der Statuen rollen. Möglicherweise stand er auch schon am Fenster, neugierig, der Lkw war ja bereits von Weitem zu hören. Dann sah er keinen Ausweg mehr. Was mehr als fünfzig Jahre im Verborgenen gelegen hatte, war nun offenkundig. Zwei Leichen, in der Ortsmitte versteckt. In Beton gegossen.« Berner machte eine Pause. »Kurzschluss.«
    »Gut kombiniert«, gab Wagner zu. »Klingt sehr plausibel für mich.«
    »Deine schöne Theorie hat einen einzigen Haken«, meldete sich Burghardt zu Wort. »Das Motiv. Warum sollte ein damals Sechzehn-oder Achtzehnjähriger zwei Soldaten der Wehrmacht umbringen und sie ins Kriegerdenkmal einmauern? Abgesehen von der Frage, ob er dazu überhaupt fähig gewesen wäre.«
    »Ah, schau an, jetzt ist auch der noch aktive Teil der Kriminalpolizei wach geworden«, stichelte Berner. »Warum, glaubst du, habe ich vorhin von einem Plan gesprochen, Burgi? Oder hast du den Koffer mit der Luger-Pistole, der SS-Uniform und der Schenkungsurkunde von 1938 für einen verschwundenen Weinkeller unter der Kirche, den keiner je gesehen haben will, vergessen?«
    Wagner schaute den Kommissar und Burghardt abwechselnd an. »Warum habe ich plötzlich das Gefühl, dass ich nicht einmal einen Bruchteil von dem weiß, worüber ihr zwei da redet? Jetzt wäre vielleicht der Zeitpunkt für einen Informationsschub gekommen.«
    Berner grinste. »Na endlich! Also – Einsatzbesprechung.« Und dann begann er von den Funden in Burghardts Keller zu erzählen.
Apostolischer Palast, Vatikanstadt, Rom/Italien
    D er Advocatus Diaboli hatte es eilig. Kardinal Paolo Bertucci lief die Treppe zu den Gemächern des Papstes im dritten Stock des Apostolischen Palasts hinauf, nahm zwei Stufen auf einmal mit einem Elan, den man dem fast Siebzigjährigen nicht zugetraut hatte. Bertucci, seit fast fünfzig Jahren im Vatikan, war einer der wenigen, die sich in dem weitläufigen Gebäudekomplex mit seinen mehr als 1400 Räumen auskannten. Er verfügte über einen ausgezeichneten Orientierungssinn, um den ihn bereits fünf Päpste beneidet hatten.
    Von Rechts wegen hätte Bertucci gar nicht existieren dürfen. Nachdem sein Amt mehr als vierhundert Jahre lang fester Bestandteil der katholischen Kirche bei Heiligsprechungen war, wurde es 1983 durch Papst Johannes Paul II. quasi abgeschafft. Eine Inflation von Heilig- und Seligsprechungen war die Folge. Hatten die Vorgänger Johannes Pauls seit Beginn des 20. Jahrhunderts gerade einmal 98 Sterbliche heilig gesprochen, waren es alleine unter dem Pontifex aus Polen mehr als fünfhundert. Von den 1300 Seligsprechungen ganz zu schweigen … Bertucci erinnerte sich mit Schaudern an die Zeit.
    Doch das Jahr 2005 hatte alles geändert. Still und leise wurde der Advokat des Teufels wieder in sein Amt eingesetzt. Dabei sah der kleine Italiener aus Como gar nicht wie ein Vertreter Luzifers aus. Er war fast glatzköpfig, bis auf den dünnen grauen Haarrand, der ihm den Spitznamen »Heiligenschein des Teufels«

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