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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Malerei. »Sonst ist er doch immer als wilder Mann oder Riese dargestellt.«
    Mayröcker zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich eine etwas freie Interpretation des Themas…«, murmelte er.
    »Das ist der heilige Leopold, der sich wiederum als Christophorus malen ließ«, warf Sina ein, »nur nicht als alter, sondern als junger Mann dargestellt, wie es für die Zeit Friedrichs III. üblich gewesen ist.«
    Die Sache wird zunehmend seltsamer, überlegte er, während er langsam in Richtung Altar schlenderte. Vor zwei Jahren waren sie Kaiser Friedrich III. auf Schritt und Tritt begegnet, seiner Signatur AEIOU und seinen persönlichen Heiligen. Und der fromme Markgraf Leopold, dessen Heiligsprechung Friedrich so am Herzen lag, war der erste Bewahrer des kaiserlichen Geheimnisses gewesen.
    Mayröcker war inzwischen weitergewandert, die Nonne an seiner Seite. Dem heiligen Christophorus gegenüber waren die Reste eines weiteren Freskos zu sehen, dessen schwarze Linien einen überlebensgroßen Teufel zeigten. Georg runzelte die Stirn. Ein Teufel? Der Satan hatte eine hässliche Fratze, Fledermausflügel auf dem Rücken und Löwenpranken anstelle der Füße. In den Händen hielt die Figur etwas, das wie Schreibzeug und ein Tintenhorn aussah. Ein Schriftstück vor ihm war zur Gänze vollgeschrieben.
    Sina stockte der Atem. Ein verkrüppelter Zwerg mit einer Beinprothese hielt dem Teufel das rechteckige Blatt hin. »Jauerling…«, flüsterte Georg entsetzt.
    »Die Figur stammt aus der Reformationszeit«, hörte der Wissenschaftler den Geistlichen dozieren, »wahrscheinlich die Darstellung eines Teufels, der das Sündenregister führt.« Er kicherte und wies auf den Zwerg. »Haben Sie seinen kleinen Diener gesehen? Ein niedlicher Bursche, nur etwas zu kurz geraten.«
    »Wer hat das Fresko anbringen lassen?«, erkundigte sich Buchegger.
    »Darüber können wir auch nur Vermutungen anstellen«, bedauerte Mayröcker. »Der Grundherr zu jener Zeit war allerdings ein gewisser protestantischer Freiherr von Teufel. Vielleicht hat er sich ja als Teufel hier abbilden lassen…«
    »Unsinn!« Georg war zu dem Fresko hinübergeeilt und betrachtete es genauer.
    »Aber Sie müssen zugeben, es würde passen. Schöngrabern war im 16. Jahrhundert evangelisch und besaß einen Pastor«, sagte Mayröcker. »Und den Leiter einer Lateinschule, diesen Niclas Eighorn«, gab Sina zu bedenken.
    »Den Teufel haben wir hier vorne noch einmal, diesmal als Schlange.« Mayröcker wies mit dem Finger. »Er beißt sich in den Schwanz, niedergedrückt und im Zaum gehalten von der Allmacht Gottes.«
    »Ein bisschen viel Teufel auf einmal«, gab Sina zu bedenken, »wie im kirchlichen Gruselkabinett…«
    »Das da drüben sind aber hübsche Fresken«, meldete sich Barbara zu Wort, die ein wenig weiter geschlendert war. »Wen stellen sie dar?«
    »Leider ist nicht mehr allzu viel von der alten Farbfassung zu sehen.« Mayröcker stellte sich neben Barbara. »Das sind die Heiligen Wolfgang und Oswald sowie eine Schutzmantelmadonna. Und daneben stehen Katharina und Barbara. Sie stammen aus derselben Zeit wie der Christophorus.«
    Sina war wie elektrisiert. Die drei Heiligen standen, daran erinnerte er sich, für jeweils eine Farbe: Weiß, Rot und Schwarz! Diese Kirche hier war ein riesiges Rebus, eine Ansammlung von Hinweisen. Vielleicht auch ein Wegweiser. Aber wohin?
    »Wolfgang und Oswald?«, hakte er nach. Du darfst hier nichts übersehen, sagte er sich.
    »Der heilige Wolfgang war Bischof von Würzburg«, erklärte Mayröcker geduldig. »Geboren wurde er als Sohn eines schwäbischen Grafen zur Zeit der Ottonen. Bereits mit sieben Jahren wurde er zur Erziehung auf die Klosterinsel Reichenau im Bodensee gebracht, und seither wird dort auch eine besondere Reliquie aufbewahrt: einer der sechs Krüge der Hochzeit zu Kana!«
    »Wie bitte?« Georg traute seinen Ohren kaum. »Sie meinen, am Bodensee gibt es einen der sechs Krüge, in denen Jesus angeblich Wasser zu Wein verwandelt hat? Einen jener Krüge, die wir draußen als Relief gesehen haben?«
    »Aber ja doch«, sagte der Priester. »Nicht nur die Reichenau, sondern sogar mehrere Klöster aus ottonischer Zeit in Deutschland besitzen einen.«
    »Wie viele gibt es davon? Bestimmt Hunderte! Das würde mich nicht wundern«, brummelte Sina und erinnerte sich daran, dass die Splitter vom wahren Kreuz wohl zwischenzeitlich einen Wald ergäben. Und doch… dies war ein weiterer Baustein, um Jauerlings Rätsel zu knacken.

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