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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Wie hatte der Zwerg es formuliert?
    »Staub, der lebendig Zwietracht säte, ruhte einst, wo die Kühnen des Landes in einem Ring gestanden und wo sechs Krüge angebetet werden, die Wasser zu Wein, den Mensch zum Gott veredeln wollen.«
    Hatte Mayröcker nicht vorhin »Folgen Sie den Krügen« gesagt? Klarer formulieren konnte man nicht mehr, dachte Georg. Die Steinerne Bibel stellte dieses Wunder Jesu als einziges von vielen dar, im Kircheninneren befand sich ein klarer Hinweis auf ein deutsches Kloster, das ausgerechnet einen solchen Krug stolz sein Eigen nannte.
    Sina grübelte über die Bedeutung der Krüge nach. Zeichneten sie den Weg der Reliquie nach, des gesuchten Artefakts? War dieser kryptische Sternenstaub an allen jenen Orten gewesen, wo nun die Krüge standen? Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie viele es davon gibt und wo genau sie stehen, dachte Georg. Bestimmt waren sie über ganz Europa verteilt, und die Suche würde nicht leicht werden.
    Mayröcker warf dem Wissenschaftler einen herausfordernden Blick zu. »Selbst hier in der Gegend soll es der Sage nach einen Krug geben.«
    »Tatsächlich?« Sina sah den Priester zweifelnd an. Das wäre doch ein zu großer Zufall.
    »Man erzählt sich«, begann der Priester, »dass Kaiser Rudolf II. im 16. Jahrhundert den damaligen Schlossherrn von Ernstbrunn, Joachim Graf von Sinzendorf, als Sonderbotschafter an den Hof des Sultans nach Konstantinopel geschickt hat. Von dieser Mission soll der Graf einen der sechs steinernen Krüge von Kana mitgebracht haben. Als der Kaiser davon erfuhr, bot er Sinzendorf so viel Gold, wie der Krug fassen konnte. Als der dann tatsächlich bis oben hin mit Goldstücken gefüllt war, lockte der Graf den Gesandten des Kaisers unter einem Vorwand in ein anderes Zimmer und befahl seinen Leuten, den Krug sofort an einem geheimen Ort des Schlosses zu vergraben. Bis heute wurde das Gefäß nicht wiedergefunden.«
    Der Wissenschaftler musste an Jauerling denken. War der Leiter des Schwarzen Bureaus im Auftrag seines Kaisers hierhergekommen? Hatte er ursprünglich den Krug voller Gold gesucht?
    »War Joseph II. eigentlich in der Gegend aktiv?«, erkundigte er sich bei Mayröcker.
    »Ob er aktiv gewesen ist?«, fragte der Geistliche mit hochgezogenen Brauen. »Der hat sich hier förmlich ausgetobt. Schöngrabern war einmal im Zentrum von vier Wallfahrtskirchen. Kaiser Joseph ließ sie alle im Zuge der Säkularisierung abreißen. Aber das Absurde daran ist, dass er einige Jahre zuvor selbst ein paar davon hatte errichten lassen.«
    »Joseph ließ Kirchen bauen?« Sina war verblüfft. Das passte so gar nicht in das Bild des aufgeklärten Reformkaisers.
    »Seltsam, nicht wahr?«, murmelte Mayröcker. »Vielleicht war er sich manchmal seiner Sache doch nicht ganz so sicher. Jedenfalls sind seine Bauten keine dreißig Jahre lang gestanden, bevor er jeden einzelnen Ziegel wieder wegräumen ließ. Das war so bei einer über einem wundertätigen Bründl hier in der Nähe und bei der Kirche am Michelberg.«
    »Jeden Stein einzeln? Das kann ich mir nicht vorstellen«, zweifelte Georg.
    »Wenn ich es Ihnen doch sage!«, nickte Mayröcker. »Im Kellergewölbe des alten Pfarrhauses können Sie einige der Ziegel sehen. Fein säuberlich vom Mörtel gereinigt, wiederverwendet und mit einem Stempel, den Initialen der Gottesmutter Maria, versehen.«
    Er wippte ein wenig auf und ab. »Als die Kuenringer den Auftrag für den Ausbau von Schöngrabern gaben, bestand bereits eine Kirche an diesem Ort. Bis vor Kurzem wusste jedoch niemand, wo. Dann kam die Renovierung des alten Pfarrhauses vor wenigen Jahren, und wir entdeckten im Keller Gewölbereste und eine leere Grabkapelle im Westen, die weit älter als die Pfarrkirche waren.«
    »Was genau haben Sie gefunden?«, fragte Sina verblüfft.
    »Eine leere Grablege. Niemand weiß, für wen.« Mayröcker zuckte mit den Schultern. »Aber das sind eindeutige Belege dafür, dass dort die alte Kirche gestanden hat.«
    Georgs Notizblock begann sich zu füllen. Kuenringer, Ketzer, Krüge von Kana, leere Grablegen. Was ging hier vor?
    »Kommen wir zu dieser Kirche zurück«, hörte er Barbara sagen. »Wann wurde der Innenraum wieder romanisiert? Da war doch vorher sicher alles voll mit barocker Pracht und Herrlichkeit.«
    Mayröcker schien die Frage unangenehm zu sein. Er dachte kurz nach, räusperte sich und blickte sich nach allen Richtungen um. Dann meinte er leise: »Das war 1936. Wir wissen nicht, wer den Umbau

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