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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Zerstörungen durch die Chinesen erfahren habe, war es mir ein Anliegen, etwas zum Wiederaufbau des Klosters beizutragen. Es tut mir leid, dass ich nicht früher kommen konnte.«
    »Nein, nein, wir sind es, die für immer in Ihrer Schuld stehen«, antwortete der Abt bescheiden und legte den Arm um Goldmanns Schulter. »Kommen Sie bitte mit mir in den Versammlungsraum. Da können wir alles Weitere besprechen. Dann bereiten wir Ihnen die bequemsten Zimmer vor, die wir haben. Es wird gleich dunkel, und Sie sind selbstverständlich unsere Gäste.«
    Zweihundert Kilometer Luftlinie weit entfernt, auf einem streng geheimen und aufwendig getarnten Militärflughafen der chinesischen Armee nahe Lhasa, fuhr ein Geländewagen vor der Einsatzzentrale vor, hielt an und ließ einen schlanken, hochgewachsenen Chinesen in Generalsuniform aussteigen. Während der Fahrer das Gepäck seines Passagiers von der Ladefläche holte, sah sich der Neuankömmling in der Abenddämmerung um.
    Es hatte sich nicht viel verändert, aber was hatte er erwartet?
    Der General, dessen Gesichtszüge seine mongolischen Vorfahren verrieten, verband keine guten Erinnerungen mit dem Flughafen, mit Lhasa und mit Tibet. Fünfzehn Jahre lang war er hier bekannt gewesen für seine raschen Entscheidungen und berüchtigt für sein kompromissloses Vorgehen. Seine Rolle bei den Säuberungen in der chinesischen Provinz hatte ihn schließlich dahin gebracht, wo er seit jeher hinwollte – in den persönlichen Stab des chinesischen Armeeministers. Er war so hoch emporgestiegen, wie er es sich nur in seinen kühnsten Träumen zu wünschen gewagt hatte. Das war die beste Zeit in seinem Leben gewesen.
    Doch der anschließende Fall kam schnell und war tief. Nach einer Serie von Niederlagen und Fehlentscheidungen im Herzen Europas war der General in die Mongolei abgeschoben, als chinesischer Militärattaché in die Verbannung geschickt worden.
    Ulan Bator war wie Timbuktu, nur kälter.
    Doch nun war Li Feng zurück. Das missglückte Abenteuer in Wien war Geschichte, die mongolische Episode vorbei. Er war zwar noch nicht zurück in Peking, aber zumindest in Tibet. Der Posten eines Militärkommandeurs von Lhasa bewies, dass die Führung in der chinesischen Hauptstadt ihm vergeben hatte und zu einem neuen Anfang bereit war.
    Er, Li Feng, war es auf jeden Fall.
Schöngrabern, Weinviertel/Österreich
    I m Vergleich zum lichten Äußeren präsentierte sich das Innere der Pfarrkirche von Schöngrabern eher bedrückend und düster. Ein leicht modriger Geruch lag in der Luft, das Sonnenlicht fiel nur spärlich durch die schmalen Rundbogenfenster knapp unter der weißen Decke. Die glatte Linienführung, die an der Außenfassade Klarheit und Offenheit ausstrahlte, wirkte hier an den nackten Wänden beinahe abweisend.
    Georg erschienen die Fensteröffnungen wie Löcher, die in einen geschlossenen Sarg gebohrt worden waren, und er fröstelte. Barbara erging es nicht anders. Sie senkte ihre Schultern und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
    Mayröcker hingegen spazierte gelassen zwischen den hölzernen Bankreihen bis in die Mitte der Kirche, bevor er sich zu seinen beiden Gästen umdrehte. »Da vorne war im Mittelalter die romanische Westfassade«, erklärte er, »vom reichen Figurenschmuck blieb allerdings nicht mehr viel erhalten, außer einem steinernen Portallöwen, der heute im Landesmuseum Niederösterreich steht, die Monatsreliefs an der Südwand und die drei Apostelreliefs hier drüben.«
    Mayröcker deutete in Richtung Nordwand, Sina und Buchegger folgten seinem ausgestreckten Zeigefinger. Drei streng dreinschauende Bärtige, in der Rechten einen Stab, in der Linken eine Schriftrolle, blickten sie mit übernatürlich großen Augen an oder eher noch durch sie hindurch.
    »Das sind drei Lehrer oder Patriarchen«, kommentierte Sina, »leicht an ihren Attributen zu erkennen. Aber wo sind die anderen neun?«
    »Das weiß leider niemand mehr«, seufzte der Geistliche. »Was die Westwand betrifft, so sind wir auf Vermutungen angewiesen. Sie soll Christus als Herrscher über Raum und Zeit gezeigt haben.«
    Georg nickte und blickte in die Runde. Ein riesiges Fresko links vor dem Altarraum fesselte seine Aufmerksamkeit.
    »Der heilige Christophorus«, sagte Mayröcker, dem Sinas Überraschung nicht entgangen war. »Die Jahreszahl darüber lautet 1466, wohl die Zeit seiner Entstehung.«
    »Trägt er nicht das Gewand eines Fürsten?«, wunderte sich Barbara und betrachtete aufmerksam die

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