Teufel - Thriller
Geistliche heulte auf und versuchte sein Bein wieder aus dem Loch zu ziehen. Aber es ging nicht, der Schmerz war zu groß.
Er steckte fest. Und das Benzin begann, auf ihn herabzurinnen und seine Soutane zu tränken. Mayröcker stiegen die Tränen in die Augen. Er hämmerte wieder panisch an die Türe des Beichtstuhls.
»Lassen Sie das!« Der Kopf des Reisenden erschien wieder vor dem Gitterfenster, aber Mayröcker konnte ihn nicht erkennen. »Machen Sie lieber Ihren Frieden mit Gott. Es bleibt Ihnen nicht mehr viel Zeit.«
»Sind Sie wahnsinnig? Was tun Sie?«, kreischte der Pfarrer.
»Danket dem Herrn, denn er ist gütig«, war die kryptische Antwort.
Mayröcker verstand sofort. Der Reisende war wegen ihm nach Schöngrabern gekommen! Mit zitternden Fingern schlug er ein Kreuzzeichen. »Sein Erbarmen währt ewig!«, schluchzte er, während das Benzin in dünnen Bächen an den Wänden des Beichtstuhls herunterrann.
»Der Herr hat dir die Sünden vergeben«, sagte der Fremde fast feierlich. »Geh hin in Frieden!«
Dann trat er zwei Meter zurück und entzündete ein langes Streichholz. In einem eleganten Bogen segelte die Flamme durch die Luft und landete auf dem Dach des Beichtstuhls. Die Benzindämpfe entzündeten sich sofort, und mit einem zischenden Geräusch raste eine Feuerwelle über das trockene Holz. Die Flammen leckten gierig nach den staubigen Vorhängen hinter der Tür, sprangen durch die kleinen Fenster ins Innere und erfassten Mayröcker. Er heulte auf, versuchte ein letztes Mal, sich zu befreien, und fiel dann in sich zusammen.
Die Flammen schossen immer höher. Nach wenigen Augenblicken verschwand der gesamte Beichtstuhl hinter einer Flammenwand.
Genau darauf hatte der Reisende gewartet. Ungerührt packte er den leeren Benzinkanister wieder in seinen kleinen Koffer. Es roch mit einem Mal nach verbranntem Fleisch. »Der Herr sei deiner armen Ketzerseele gnädig!«, flüsterte er wie nebenbei.
Schwarzer Rauch füllte rasch die Kirche und machte das Atmen schwer.
Nach einer Kniebeuge in Richtung Altar packte der Unbekannte den Griff seines Pilotenkoffers und ging mit großen Schritten zum Ausgang. In der Türe blieb er stehen und atmete tief durch. Eine alte Frau, die sich auf einen Gehstock stützte, kam ihm entgegen.
»Sie schickt der Himmel!«, stieß er hervor. »Jemand muss den Kerzenleuchter umgestoßen haben, und jetzt brennt der Beichtstuhl! Können Sie die Feuerwehr rufen, mein Handyakku ist leer.«
»Selbstverständlich«, antwortete die Alte bereitwillig und griff hastig zum Handy. Als sie den Notruf wählte und sich umschaute, war der Mann schon im Dunkel verschwunden.
Auf dem Parkplatz des Gasthauses »Zum Goldenen Hirschen« angekommen, eilte der Reisende zu seinem Auto und öffnete die Türe. Die beiden Rottweiler im Fond des dunklen Kombis bellten erfreut.
»Ich weiß, meine Lieben, ihr habt Hunger. Aber bald bekommt ihr euer Chappi«, lächelte er und tätschelte die massigen Köpfe der Hunde. »Und morgen verspreche ich euch frisches Fleisch, saftig und blutig, so wie ihr es liebt.«
Er warf Pilotenkoffer und Mantel auf die Rücksitzbank. Auch die Soutane, die er darunter trug. Jeans und Pullover kamen zum Vorschein. Dann startete er den Wagen und fuhr los. Auf seinem Weg südwärts begegnete er zwei Feuerwehren, die mit Vollgas und Blaulicht in Richtung Schöngrabern rasten. Hoffentlich gibt es in Hollabrunn bequeme Zimmer und ein gutes Gasthaus, dachte er sich.
Erfolgreiche Problemlösungen machten ihn immer hungrig.
Der dritte Kreis –
DA SAH ICH NEUE QUALE N
UND GEQUÄLTE UM MICH HE R
27.5.2010
Via delle Botteghe Oscure, Rom/Italien
E s war noch dunkel und es schien, als ob Rom Atem holte für den kommenden Tag. Lediglich ein schmaler, hellerer Streifen im Osten kündigte schüchtern den anbrechenden Morgen an. Ein Fahrzeug der Stadtreinigung fuhr gemächlich über die Via San Marco und sprühte Pappbecher, Papierschnitzel, Orangenschalen und ein paar gebrauchte Kondome mit kräftigem Wasserstrahl in das uralte Kanalsystem der Stadt am Tiber.
Der kräftige Dieselmotor und das Zischen des Wassers erfüllten für einen Moment die schmalen Straßen rund um das Foro Traiano. Keiner der Anwohner erwachte, man hatte sich an das tagtägliche Reinigungsritual gewöhnt.
Der Fahrer lenkte sein Fahrzeug bedächtig durch die Via delle Botteghe Oscure und bog schließlich am Ducati Caffè rechts in die Nebenfahrbahn ab, einer Abkürzung zum Corso Vittorio Emanuele II. Er
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