Teufel - Thriller
warf einen kurzen Kontrollblick in die großen Rückspiegel. Im Licht der speziell angebrachten Scheinwerfer glänzte die Straße wie geleckt, bevor sie wieder in der Dunkelheit versank. Zufrieden sah er wieder nach vorne, lenkte sein Fahrzeug geschickt zwischen drei geparkten Autos hindurch und stellte den Wasserdruck höher.
Das schwere Motorrad dicht hinter ihm hatte der Fahrer übersehen. Es war im toten Winkel, und der Fahrer der Honda schaltete noch im Rollen den Scheinwerfer aus.
Niemand sollte sie kommen sehen.
Dann verschwand das Motorrad zwischen zwei schräg geparkten Autos, der Motor erstarb, und es war wieder ruhig in der Via delle Botteghe Oscure. In der Ferne verklang das Zischen der Straßenreinigung nach und nach.
Die Neonreklame des Ducati Caffè flackerte blau und rot, als zwei Männer von der Honda abstiegen und sich vergewisserten, dass sie vor dem richtigen Hauseingang angekommen waren. Einer der beiden zog daraufhin ein schmales Etui aus seiner Tasche und machte sich am Schloss der Eingangstüre gleich neben dem Caffè zu schaffen. Keine dreißig Sekunden später standen die Männer im Hausflur und nahmen die schwarzen Vollvisierhelme ab.
Es war völlig still in dem alten Haus mit dem Flachdach und der auffälligen Fassadengliederung, auf der dicke, weiße Linien die Terrakottaflächen in weite Felder teilten. Einer der Männer ließ kurz eine kleine, fingerdicke Taschenlampe aufblitzen. Der weiße Notizzettel in seiner Hand leuchtete auf.
»Zweiter Stock«, murmelte er seinem Begleiter zu, bevor er vorsichtig die schmalen Steintreppen hinaufeilte. Mondlicht fiel durch die hohen Fenster, zeichnete Quadrate auf die alten Platten. Es roch nach Lavendel und Bohnerwachs.
Ihre Schritte waren kaum zu hören. Alles schlief.
In der Nähe schlug die Turmuhr von San Stanislao 4.30 Uhr.
Es war die Stunde der Jäger.
Die beiden Männer standen wenige Augenblicke später vor einer grün gestrichenen Tür mit einem blank polierten Messingschild. Links und rechts des Eingangs waren großzügige Blumenarrangements drapiert, mit passenden Schleifen verziert. Die Fußmatte in der Form eines Halbkreises, auf dem »Cave Canem« stand, war makellos sauber.
Die Taschenlampe holte stroboskopartig den Namen auf dem Messingschild aus der Dunkelheit. Der Mann nickte zufrieden und zog einen Schlüssel aus seiner Motorradjacke. Fast unhörbar öffnete er die Wohnungstür. Sein Begleiter legte die Helme neben die Blumen, dann betraten beide den Flur.
Sie waren sich ihrer Sache sicher.
Der schwere Duft von Lilien und Rosen erfüllte die Luft. Die Wohnung war übersichtlich angelegt, alle Räume gingen vom Flur ab. Rasch orientierten sich die beiden Männer, öffneten behutsam Türen, warfen einen Blick dahinter und schlossen sie wieder.
Als sie das Badezimmer gefunden hatten, nickte der Anführer seinem Begleiter zu und verschwand wieder im Flur. Der Mann im Bad allerdings tat etwas Seltsames: Er ließ das Badewasser einfließen, nachdem er den Abfluss der Wanne verschlossen hatte. Dann zog er einen Handschuh aus und testete die Temperatur, bevor er im Schein des Mondlichts, das durch das einzelne Fenster hereinfiel, einen Badezusatz wählte. Er streifte den Lederhandschuh wieder über, dann ergriff er die Flasche und goss eine großzügige Portion in die Wanne.
Während der Schaum wuchs, blickte er sich seelenruhig um. Glastiere standen auf einer Etagere, Krebse und Fische, Rehe und Enten. Die weißen Kacheln glänzten wie frisch geputzt. Alles wirkte aufgeräumt und methodisch angeordnet. Tiegel und Flaschen, Tuben und Döschen standen in Reih und Glied. Der Mann war versucht, mit einer Handbewegung die zerbrechlichen Tiere von ihrem Platz zu fegen, doch dann schüttelte er den Kopf und setzte sich auf den Rand der Badewanne. Er wartete.
Das Rauschen des Wassers, das in einem dicken Strahl dampfend aus dem Hahn schoss, wurde wenige Sekunden später von einem gedämpften Stöhnen übertönt. Eine zappelnde, nackte Frau mittleren Alters vor sich her schiebend, der er mit eiserner Hand den Mund zuhielt, betrat der Anführer das Badezimmer. In den Augen des Opfers spiegelten sich Angst, Verunsicherung und Verwunderung, als sie die halb volle Badewanne sah. Dann erblickte sie den zweiten Mann, bäumte sich auf und wollte schreien, aber ihr Angreifer hielt sie fest.
Während der Mann, der im Bad gewartet hatte, die Füße der Frau ergriff, hielt der andere ihren Kopf und Oberkörper fest. Gemeinsam legten sie
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