Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
Vom Netzwerk:
nassen schmutzigen Hand.
    Als das von der Nässe dunkle Parkett ein wenig getrocknet war, beschlugen alle Spiegel wie im Dampfbad, und das Klingeln hörte auf. Der Professor stand in roten Saffianpantoffeln in der Diele.
    »Für Sie, Fjodor.«
    »Ergebensten Dank.«
    »Ziehen Sie sich gleich um. Vorher trinken Sie bei Darja Petrowna einen Wodka.«
    »Ergebensten Dank.« Fjodor druckste, dann sagte er: »Da wäre noch was, Filipp Filippowitsch. Entschuldigen Sie, es ist mir ja peinlich. Aber ich krieg noch was für die Scheibe in Wohnung sieben … Der Bürger Bellow hat mit Steinen geworfen …«
    »Nach dem Kater?« fragte der Professor, finster wie eine Gewitterwolke.
    »Ja, und nach dem Wohnungsinhaber. Der wollte schon Anzeige erstatten.«
    »Verdammt!«
    »Bellow wollte dem seine Köchin umarmen, und da hat der ihn rausgeschmissen. Na, da hat es Stunk gegeben.«
    »Um Gottes willen, erzählen Sie mir immer gleich, wenn so was passiert! Wieviel macht es?«
    »Eins fünfzig.«
    Der Professor holte drei blanke Fünfziger hervor und gab sie dem Portier.
    »Für den gemeinen Kerl auch noch Geld«, tönte es dumpf in der Tür, »der hat ja selber …«
    Der Professor drehte sich um, biß sich auf die Lippe, drängte Bellow wortlos ins Sprechzimmer und schloß ihn ein. Bellow hämmerte sogleich mit den Fäusten gegen die Tür.
    »Sofort aufhören!« rief der Professor mit deutlich kranker Stimme.
    »Es ist wirklich die Höhe«, bemerkte der Portier vielsagend, »einen solchen Flegel habe ich noch nicht erlebt.«
    Bormental stand da wie aus der Erde gewachsen.
    »Filipp Filippowitsch, bitte regen Sie sich nicht auf.«
    Der energische Äskulap schloß die Sprechzimmertür auf, und dann dröhnte von dort seine Stimme:
    »Was soll das? Sind wir hier in der Kneipe?«
    »Recht so«, sagte der Portier entschlossen, »recht so … Und nun noch eins ans Maul …«
    »Aber Fjodor«, brummte der Professor traurig.
    »Ich bitte Sie, Filipp Filippowitsch, Sie tun mir leid.«

7
    »Nein und nochmals nein!« sagte Bormental hartnäckig. »Bitte erst die Serviette.«
    »Mein Gott, was soll das«, knurrte Bellow erbittert.
    »Ich danke Ihnen, Doktor«, sagte der Professor freundlich, »ich bin es leid, ihm dauernd Vorhaltungen zu machen.«
    »Ich erlaube Ihnen nicht zu essen, ehe Sie die Serviette umhaben. Sina, nehmen Sie ihm die Mayonnaise weg.«
    »Warum denn?« rief Bellow ärgerlich. »Ich mach sie ja schon um.«
    Mit der linken Hand beschirmte er das Schüsselchen vor Sina, mit der rechten stopfte er die Serviette hinter den Kragen und sah nun aus wie ein Friseurkunde.
    »Bitte mit der Gabel«, sagte Bormental.
    Bellow gab einen Stoßseufzer von sich und angelte nach den Störhappen in der dicken Soße.
    »Wie wär’s mit noch einem Schnäpschen?« fragte er.
    »Haben Sie nicht genug?« erkundigte sich Bormental. »Sie sprechen dem Wodka in letzter Zeit kräftig zu.«
    »Tut es Ihnen leid darum?« fragte Bellow mit einem bösen Blick.
    »Dummes Zeug«, mischte sich der Professor gereizt ein, aber Bormental unterbrach ihn:
    »Bleiben Sie ruhig, Filipp Filippowitsch, ich mach das schon. Bellow, Sie reden Blödsinn, und was mich am meisten empört, Sie reden ihn kategorisch und mit Überzeugung. Um den Wodka tut es mir natürlich nicht leid, zumal er nicht mir gehört, sondern dem Professor. Nein, er ist einfach schädlich. Das zum ersten. Zweitens – Sie benehmen sich auch ohne Wodka ungehörig genug.«
    Bormental zeigte auf die geklebte Büfettscheibe.
    »Sina, geben Sie mir bitte noch von dem Fisch«, sagte der Professor.
    Bellow griff inzwischen mit einem Seitenblick zu Bormental nach der Karaffe und füllte sein Glas.
    »Sie müssen auch den anderen eingießen«, sagte Bormental, »und zwar in dieser Reihenfolge: zuerst dem Professor, dann mir und zum Schluß sich selbst.«
    Um Bellows Mund spielte kaum merklich ein ironisches Lächeln, während er allen eingoß.
    »Bei Ihnen muß es immer zugehen wie bei einer Parade«, bemerkte er, »Serviette dahin, Schlips dorthin, ›entschuldigen Sie‹ und ›bitte‹ und ›merci‹, aber mal so richtig, das gibt es nicht. Sie machen sich selber das Leben schwer wie unterm Zarenregime.«
    »Was heißt das, mal so richtig? Wenn ich fragen darf.«
    Bellow gab dem Professor keine Antwort, sondern hob das Glas und sagte:
    »Na, darauf, daß Sie alle …«
    »Und Sie auch«, fiel Bormental etwas spöttisch ein.
    Bellow kippte sich den Inhalt seines Glases in den Hals, verzog das

Weitere Kostenlose Bücher