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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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merkwürdig, Professor«, sagte Schwonder verärgert, »wieso nennen Sie die Dokumente idiotisch? Ich kann nicht dulden, daß ein Mieter ohne Dokumente im Hause wohnt, ganz besonders, wenn er von der Miliz noch nicht militärisch erfaßt ist. Und wenn auf einmal Krieg kommt mit den imperialistischen Räubern?«
    »Ich gehe in keinen Krieg!« kläffte Bellow mürrisch in den Schrank.
    Schwonder war baff, aber er faßte sich rasch und sagte höflich zu Bellow:
    »Bürger Bellow, Sie reden im höchsten Maße verantwortungslos. Die militärische Erfassung ist für jeden verbindlich.«
    »Erfassen lassen kann ich mich ja, aber in den Krieg – den Teufel werd ich tun«, antwortete Bellow feindselig und richtete den Schlips.
    Jetzt war die Reihe an Schwonder, verlegen zu sein. Der Professor wechselte ingrimmig und wehmütig einen Blick mit Bormental: Na bitte, so ist das mit seiner Moral. Bormental nickte vielsagend.
    »Ich bin bei der Operation schwer verwundet worden«, heulte Bellow finster, »da, wie sie mich zugerichtet haben.« Er zeigte auf seinen Kopf. Quer über die Stirn zog sich die frische Operationsnarbe.
    »Sie sind ein Anarchist und Individualist?« fragte Schwonder und zog die Augenbrauen hoch.
    »Mir steht eine Freistellung zu«, antwortete Bellow.
    »Na gut, das ist jetzt nicht so wichtig«, sagte Schwonder verwundert, »Fakt ist, daß wir die Bescheinigung des Professors zur Miliz schicken und Sie Ihr Dokument kriegen.«
    »Hören Sie mal«, unterbrach ihn der Professor, dem sichtlich ein Gedanke zusetzte. »Haben Sie im Haus nicht ein Zimmer frei? Ich bin bereit, es zu kaufen.«
    In Schwonders braunen Augen tanzten gelbliche Fünkchen.
    »Nein, Professor, zu meinem größten Bedauern. Auch nicht in absehbarer Zeit.«
    Der Professor preßte die Lippen zusammen und sagte nichts. Wieder schrillte das Telephon. Wortlos riß er den Hörer so heftig von der Gabel, daß der, sich drehend, an der hellblauen Schnur baumelte. Alle fuhren zusammen.
    Ganz schön nervös, der Alte, dachte Bormental. Schwonder verbeugte sich mit funkelnden Augen und ging.
    Bellow folgte ihm mit knarrenden Stiefeln.
    Der Professor war mit Bormental allein.
    Nach kurzem Schweigen schüttelte er sacht den Kopf und sagte:
    »Das ist ein Alptraum, wirklich wahr. Haben Sie das gesehen? Ich schwöre Ihnen, lieber Doktor, diese zwei Wochen haben mich mehr mitgenommen als die letzten vierzehn Jahre! Das ist ein Typ, ich kann Ihnen flüstern …«
    In der Ferne klirrte dumpf eine Glasscheibe, dann flatterte ein gedämpfter Frauenschrei auf und erlosch sogleich. Ein böser Geist bewegte sich, gegen die Tapeten polternd, durch den Korridor zum Untersuchungszimmer, dort krachte etwas, und sauste sofort zurück. Türen klappten, aus der Küche kam ein tiefer Schrei von Darja Petrowna. Dann heulte Bellow.
    »Mein Gott, schon wieder was!« schrie der Professor und stürzte zur Tür.
    »Ein Kater«, erriet Bormental und sprang ihm hinterher. Sie liefen durch den Korridor zur Diele, stürmten hinein und von dort in den anderen Korridor, der zur Toilette und zum Badezimmer führte. Aus der Küche kam Sina gerannt und prallte gegen den Professor.
    »Wie oft habe ich schon gesagt, Katzen haben hier nichts zu suchen«, schrie der Professor wutschäumend. »Wo ist sie? Iwan Arnoldowitsch, um Gottes willen, beruhigen Sie die Patienten draußen!«
    »Im Badezimmer, im Badezimmer sitzt das verdammte Vieh«, rief Sina keuchend.
    Der Professor warf sich gegen die Badezimmertür, aber sie ging nicht auf.
    »Sofort aufmachen!«
    Als Antwort sprang im zugeschlossenen Badezimmer etwas gegen die Wände, Schüsseln fielen herunter, und Bellows wilde Stimme brüllte dumpf hinter der Tür:
    »Ich bring dich um …«
    Wasser rauschte durch die Leitungsrohre. Der Professor rüttelte an der Tür. Die erhitzte Darja Petrowna erschien mit verzerrtem Gesicht in der Küchentür. Sodann wurde das Fenster, das oben an der Decke vom Badezimmer in die Küche blickte, rissig, gleichsam wurmstichig, zwei Scherben fielen herunter, und ihnen folgte ein riesiger, tigerartig gestreifter Kater mit einer hellblauen Schleife um den Hals, anzuschauen wie ein Schutzmann. Er fiel direkt auf den Tisch, in eine längliche Schüssel, die in zwei Hälften zerbarst, sprang von dort auf den Fußboden, drehte sich auf drei Pfoten, schwenkte die vierte wie im Tanz und sauste durch den Türspalt zur Hintertreppe. Der Spalt verbreiterte sich, und als Ablösung des Katers erschien ein

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