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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Greisinnengesicht mit Kopftuch. Gleich darauf war der Rock der Alten, mit weißen Tupfen gesprenkelt, schon in der Küche. Mit Daumen und Zeigefinger rieb sie sich den eingesunkenen Mund, guckte mit vorstehenden stechenden Augen in der Küche herum und sagte neugierig: »O Herr Jesus!«
    Der bleiche Professor durchquerte die Küche und fragte die Alte barsch:
    »Was wollen Sie?«
    »Den sprechenden Hund möcht ich sehen«, antwortete die Alte schmeichelnd und bekreuzigte sich.
    Der Professor erbleichte noch mehr, trat dicht an die Alte heran und flüsterte wie erstickend:
    »Raus aus der Küche!«
    Die Alte wich zur Tür und sagte beleidigt:
    »Sie sind ja ziemlich frech, Herr Professor.«
    »Raus, hab ich gesagt!« wiederholte der Professor, und seine Augen wurden rund wie bei einer Eule. Eigenhändig schmetterte er hinter der Alten die Tür zu. »Darja Petrowna, ich hatte Sie doch gebeten!«
    »Was soll ich denn machen, Filipp Filippowitsch«, antwortete Darja Petrowna verzweifelt und ballte die Hände zu Fäusten. »Die Leute lassen einem keine Ruhe, man möchte am liebsten alles hinschmeißen.«
    Im Badezimmer rauschte das Wasser dumpf und bedrohlich, doch Stimmen waren nicht mehr zu hören. Doktor Bormental kam hinzu.
    »Iwan Arnoldowitsch, ich bitte Sie dringend … hm … Wieviel Patienten sind noch draußen?«
    »Elf«, antwortete Bormental.
    »Schicken Sie sie weg, die Sprechstunde fällt heute aus.«
    Er klopfte mit dem Fingerknöchel an die Tür und rief: »Kommen Sie sofort heraus! Warum haben Sie sich eingeschlossen?«
    »Huhu!« antwortete Bellows Stimme kläglich und jammervoll.
    »Verdammt noch mal, ich höre nichts, drehen Sie den Hahn zu.«
    »Wau, wau!«
    »Drehen Sie doch den Hahn zu! Was macht er da, ich verstehe das nicht«, schrie der Professor, der allmählich in Raserei geriet. Sina und Darja Petrowna starrten offenen Mundes verzweifelt auf die Tür. Zum Rauschen des Wassers gesellte sich ein verdächtiges Plätschern. Der Professor schlug noch einmal mit der Faust gegen die Tür.
    »Da ist er!« rief Darja Petrowna aus der Küche.
    Der Professor eilte dorthin. Durch das zerschlagene Fenster unter der Decke schob sich die Visage von Bellow in die Küche. Sie war verzerrt, die Augen blickten weinerlich, und über die Nase zog sich ein flammendroter Kratzer.
    »Sind Sie wahnsinnig geworden?« fragte der Professor. »Warum kommen Sie nicht heraus?«
    Bellow warf einen ängstlichen und trübsinnigen Blick zurück und antwortete: »Ich hab mich eingeschlossen.«
    »Öffnen Sie das Schloß. Haben Sie noch nie ein Schloß gesehen?«
    »Aber ich krieg das verfluchte Ding nicht auf!« antwortete Bellow verängstigt.
    »Du meine Güte, er hat die Sicherung zuschnappen lassen!« rief Sina und schlug die Hände zusammen.
    »Da ist ein Knopf!« schrie der Professor, um das Wasser zu übertönen. »Drücken Sie ihn nach unten, nach unten!«
    Bellow verschwand und zeigte sich gleich wieder im Fenster.
    »Ich seh nichts«, bellte er entsetzt.
    »Machen Sie doch Licht. Der ist durchgedreht!«
    »Das verdammte Katervieh hat die Lampe zertöppert«, antwortete Bellow, »und wie ich den Halunken bei den Beinen packen wollte, hab ich den Hahn abgerissen, und jetzt kann ich ihn nicht finden.«
    Da schlugen alle drei die Hände zusammen und erstarrten. Fünf Minuten später saßen Bormental, Sina und Darja Petrowna nebeneinander auf dem eingerollten nassen Teppich vor der Badezimmertür und preßten ihn mit ihren Hinterteilen gegen den unteren Türspalt, und der Portier Fjodor kletterte mit der brennenden Hochzeitskerze Darja Petrownas über eine hölzerne Trittleiter durch das Fenster. Sein Hintern, grau und grobgewürfelt, schwebte in der Luft und verschwand in der Öffnung.
    »Huhu!« schrie Bellow im Rauschen des Wassers.
    Aus dem Fenster spritzte es noch ein paarmal gegen die Küchendecke, dann wurde das Wasser still.
    Darauf sagte Fjodors Stimme:
    »Filipp Filippowitsch, wir müssen doch aufmachen, was rausläuft, wischen wir in der Küche weg.«
    »Machen Sie auf!« rief der Professor ärgerlich.
    Das Trio erhob sich vom Teppich, Fjodor drückte die Badezimmertür auf, und nun wälzte sich die Flut in den Korridor, wo sie sich in drei Ströme teilte: geradeaus in die Toilette gegenüber, nach rechts zur Küche und nach links zur Diele. Sina hüpfte platschend hin und schloß die Dielentür. Fjodor kam, bis an die Knöchel im Wasser, aus dem Bad und schmunzelte. Er sah aus, als wären seine Sachen aus

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