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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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das?«
    »Für den Wasserhahn und den Kater«, blaffte der Professor, den seine ironische Gelassenheit im Stich ließ.
    »Filipp Filippowitsch«, rief Bormental beunruhigt.
    »Warten Sie. Für die Schweinerei, die Sie angerichtet haben und wegen der ich die Sprechstunde absagen mußte. Das ist ja unerträglich. Sie springen in der Wohnung herum wie der erste Mensch und reißen Wasserhähne ab. Wer hat die Katze von Madame Pollassucher umgebracht? Wer …«
    »Sie, Bellow, haben vorgestern im Treppenhaus eine Dame gebissen«, warf Bormental ein.
    »Sie stehen …«, brüllte der Professor.
    »Aber sie hatte mir eine runtergehauen«, kreischte Bellow, »ich hab schließlich keine volkseigene Visage!«
    »Weil Sie sie in die Brust gekniffen haben«, schrie Bormental und warf sein Glas um. »Sie stehen …«
    »Sie stehen auf der untersten Entwicklungsstufe«, überschrie ihn der Professor, »Sie sind ein sich erst herausbildendes und geistig schwaches Wesen, alle Ihre Handlungen sind rein tierisch, und da unterstehen Sie sich, zwei Männern mit Universitätsausbildung unerträglich dreist irgendwelche Ratschläge von kosmischem Maßstab und ebenso kosmischer Dummheit zu geben, wie alles aufzuteilen wäre … und dabei essen sie Zahn pulver …«
    »Vorgestern«, bestätigte Bormental.
    »Na bitte«, dröhnte der Professor, »schreiben Sie sich hinter die Ohren – übrigens, warum haben Sie die Zinksalbe abgewischt? –, daß Sie zu schweigen haben und zuzuhören, wenn man Ihnen was sagt. Sie müssen lernen und sich Mühe geben, wenigstens ein halbwegs akzeptables Mitglied der sozialen Gesellschaft zu werden. Übrigens, welcher Halunke hat Ihnen das Buch gegeben?«
    »Für Sie ist jeder ein Halunke«, antwortete Bellow erschrocken, ganz betäubt von diesem Doppelangriff.
    »Ich kann es mir denken«, rief der Professor, rot vor Wut.
    »Von mir aus, Schwonder hat es mir gegeben. Er ist kein Halunke … Damit ich mich entwickle …«
    »Ich sehe, wie Sie sich entwickeln nach der Lektüre von Kautsky«, rief der Professor schrill, und seine Gesichtsfarbe spielte ins Gelbliche. Ingrimmig drückte er den Klingelknopf an der Wand. »Der heutige Vorfall zeigt das bestens. Sina!«
    »Sina!« schrie Bormental.
    »Sina!« brüllte der verschreckte Bellow.
    Sina kam blaß hereingelaufen.
    »Sina, im Sprechzimmer … Es ist doch im Sprechzimmer?«
    »Ja«, antwortete Bellow gehorsam, »grün wie Vitriol.«
    »Ein grünes Buch …«
    »Nicht verbrennen«, rief Bellow verzweifelt, »es gehört mir nicht, aus der Bibliothek ist es!«
    »Briefwechsel nennt es sich, zwischen … Engels und diesem Satan … In den Ofen damit!«
    Sina flog hinaus.
    »Mein Ehrenwort, ich möchte diesen Schwonder am ersten Ast aufhängen«, rief der Professor und biß wütend in seinen Truthahnflügel, »da hat man nun dieses Pack im Hause wie eine Eiterbeule. Nicht genug, daß er sinnlose Schmähartikel für die Zeitung schreibt …«
    Bellow sah den Professor böse und ironisch an. Dieser warf ihm seinerseits einen Seitenblick zu und verstummte.
    Oh, es scheint, wir haben in der Wohnung nichts Gutes mehr zu erwarten, dachte Bormental seherisch.
    Sina brachte auf einem runden Tablett die Kaffeekanne und einen Napfkuchen, auf der einen Seite gelblich und auf der anderen braun.
    »So was eß ich nicht«, erklärte Bellow drohend und feindselig.
    »Niemand hat Sie eingeladen. Benehmen Sie sich anständig. Doktor, greifen Sie zu.«
    In Schweigen ging das Mittagessen zu Ende.
    Bellow holte eine zerdrückte Papirossa aus der Tasche und qualmte los. Der Professor, nachdem er Kaffee getrunken, zog die Uhr, drückte den Repetierknopf, und sie schlug mit zarten Tönen Viertel nach acht. Nach seiner Gewohnheit lehnte er sich zurück und griff nach der Zeitung auf dem Tischchen.
    »Doktor, bitte fahren Sie mit ihm in den Zirkus. Aber sehen Sie um Gottes willen nach, ob die Katzen im Programm haben.«
    »Wie kann man solche Viecher in den Zirkus lassen«, bemerkte Bellow mürrisch und schüttelte den Kopf.
    »Nun, sie lassen alle möglichen rein«, entgegnete der Professor vieldeutig. »Was gibt es heute?«
    »Bei Solomonski«, las Bormental vor, »irgendwelche vier … Jussems und ein Akrobat.«
    »Was für Jussems?« fragte der Professor argwöhnisch.
    »Keine Ahnung. Diesen Ausdruck lese ich zum erstenmal.«
    »So, dann schauen Sie lieber bei den Nikitins nach. Wir müssen das genau wissen.«
    »Bei den Nikitins … Nikitins … hm … Elefanten und

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