Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)
Wachstuch, so durchnäßt war er.
»Ich hab’s mit Mühe zugestopft, bei dem Druck«, erklärte er.
»Wo ist der Kerl?« fragte der Professor und zog fluchend ein Bein hoch.
»Er traut sich nicht raus«, sagte Fjodor mit dummem Lachen.
»Werden Sie mich schlagen, Väterchen?« rief Bellows Stimme weinerlich aus dem Bad.
»Plattkopf!« entgegnete der Professor kurz.
Sina und Darja Petrowna, mit nackten Beinen, die Röcke bis zu den Knien gerafft, sowie Bellow und der Portier, barfuß, mit hochgekrempelten Hosenbeinen, wischten mit nassen Lappen den Küchenfußboden und wrangen sie über dem Ausguß und schmutzigen Eimern aus. Der verlassene Herd summte. Wasser lief durch die Tür ins hallende Treppenhaus und floß durch den Schacht in den Keller.
Bormental stand auf Zehenspitzen in einer tiefen Lache auf dem Parkett in der Diele und verhandelte hinter vorgelegter Kette durch den Türspalt:
»Heute ist keine Sprechstunde, der Professor fühlt sich nicht gut. Gehen Sie bitte weg von der Tür, bei uns ist ein Wasserrohr geplatzt.«
»Wann ist denn Sprechstunde?« drängte die Stimme hinter der Tür. »Bei mir dauert’s nur ein Minütchen.«
»Es geht nicht.« Bormental verlagerte das Gewicht von den Zehenspitzen auf die Absätze. »Der Professor liegt im Bett, ein Rohr ist geplatzt. Kommen Sie morgen. Sina, Liebste, wischen Sie hier auf, es läuft ja schon die Vordertreppe hinunter.«
»Die Lappen schaffen’s nicht.«
»Gleich schöpfen wir mit Bechern«, ließ sich Fjodor vernehmen, »gleich.«
Es klingelte immer wieder. Bormental stand schon mit den Sohlen im Wasser.
»Wann ist denn nun die Operation?« beharrte eine Stimme und versuchte sich durch den Türspalt zu zwängen.
»Ein Wasserrohr ist geplatzt.«
»Ich könnte ja in Galoschen durchgehen.«
Bläuliche Silhouetten bewegten sich vor der Tür.
»Unmöglich, kommen Sie morgen.«
»Aber ich bin für heute bestellt.«
»Morgen. Wir haben eine Katastrophe mit der Wasserleitung.«
Fjodor rutschte zu Füßen des Doktors in dem See herum und schöpfte mit einem Becher. Der zerkratzte Bellow hatte sich eine andere Methode ausgedacht. Er hatte einen großen Lappen zusammengerollt, lag bäuchlings im Wasser und schob es aus der Diele zurück zur Toilette.
»Wozu schiebst du es durch die Wohnung, du Waldschrat?« rief Darja Petrowna ärgerlich. »Schöpf es in den Ausguß.«
»Das bringt nichts«, antwortete Bellow, mit den Händen nach dem trüben Wasser haschend, »es läuft ja schon die Vordertreppe runter.«
Aus dem Korridor rutschte knirschend eine kleine Bank, darauf stand balancierend der Professor in dunkelblaugestreiften Socken.
»Iwan Arnoldowitsch, kümmern Sie sich nicht um die Leute. Kommen Sie ins Schlafzimmer, ich gebe Ihnen Pantoffeln.«
»Nicht nötig, Filipp Filippowitsch, unwichtig.«
»Oder steigen Sie in die Galoschen.«
»Lassen Sie doch, meine Füße sind sowieso naß.«
»Ach Gott!« rief der Professor verdrossen.
»Das ist aber auch ein gemeines Vieh!« ließ sich auf einmal Bellow vernehmen und watschelte in der Hocke herein, eine Suppenschüssel in der Hand.
Bormental warf die Tür zu, er hielt es nicht mehr aus und lachte. Die Nasenflügel des Professors blähten sich, die Brille blitzte.
»Von wem sprechen Sie?« fragte er Bellow von oben herab. »Das möchte ich doch wissen.«
»Von dem Kater natürlich. Dieses Mistvieh«, antwortete Bellow mit huschenden Augen.
»Wissen Sie, Bellow«, entgegnete der Professor und holte tief Luft, »ich habe mit Sicherheit noch nie ein so freches Wesen gesehen wie Sie.«
Bormental kicherte.
»Sie sind schlicht ein Flegel«, fuhr der Professor fort. »Wie können Sie es wagen, so etwas zu sagen? Sie haben das Ganze angerichtet, und jetzt nehmen Sie sich heraus … Ach was! Der Teufel soll’s holen!«
»Bellow, sagen Sie mir bitte«, fragte Bormental, »wie lange wollen Sie noch hinter Katzen herjagen? Schämen Sie sich! Das ist ja eine Unart!«
»Sie benehmen sich wie ein Wilder!«
»Ich bin kein Wilder«, erwiderte Bellow mürrisch, »überhaupt nicht. Man darf sie nicht in der Wohnung dulden. Die suchen ja bloß, wo es was zu klauen gibt. Neulich hat der Kater Darja Hackfleisch weggefressen. Ich wollte ihm einen Denkzettel verpassen.«
»Einen Denkzettel könnten Sie selber gebrauchen!« antwortete der Professor. »Sehen Sie sich doch mal Ihre Visage im Spiegel an.«
»Ich hätte beinah ein Auge verloren«, sagte Bellow finster und berührte sein Auge mit der
Weitere Kostenlose Bücher