Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
Vom Netzwerk:
und? Mit was für Ergebnissen?« fragte der Professor streng.
    Das Subjekt schwenkte ekstatisch die Hand.
    »Ich schwöre bei Gott, Professor, seit fünfundzwanzig Jahren nichts Vergleichbares. Das letzte Mal 1899 in Paris, Rue de la Paix.«
    »Und warum sind Ihre Haare grün?«
    Das Gesicht des Besuchers bezog sich.
    »Verfluchte Firma! Sie können sich nicht vorstellen, Professor, was diese Halunken mir statt der Farbe angedreht haben. Sehen Sie nur«, murmelte er und suchte mit den Blicken nach einem Spiegel, »das ist doch entsetzlich! Man müßte sie verprügeln!« fügte er mit wachsender Wut hinzu. »Was soll ich jetzt machen, Professor?« fragte er weinerlich.
    »Hm. Kahlrasieren.«
    »Aber Professor«, rief der Besucher kläglich, »dann wachsen doch wieder graue nach. Außerdem kann ich mich im Dienst nicht blicken lassen, ich bleibe sowieso schon den dritten Tag zu Hause. Der Wagen kommt, ich schick ihn wieder weg. Ach, Professor, Sie müßten eine Methode entdecken, auch die Haare zu verjüngen!«
    »Eins nach dem andern«, brubbelte der Professor. Er beugte sich vor, untersuchte mit blitzenden Augen den nackten Bauch des Patienten und sagte: »Na, das sieht ja prächtig aus, alles in schönster Ordnung. Ehrlich gesagt, ein solches Resultat hätte ich nicht erwartet. ›So viel Blut, so viele Lieder.‹ Sie können sich anziehen, mein Bester!«
    »›Ich seh gern die Schönste wieder!‹« fiel der Patient mit einer Stimme ein, die wie eine Bratpfanne klirrte, und zog sich freudestrahlend an. Nachdem er sich in Ordnung gebracht hatte, zählte er, hüpfend und Parfümduft verströmend, dem Professor ein Päckchen helle Banknoten auf und drückte ihm zärtlich beide Hände.
    »Sie brauchen erst in zwei Wochen wiederzukommen«, sagte der Professor. »Trotzdem, bitte seien Sie vorsichtig.«
    »Professor!« rief die Stimme ekstatisch schon von der Tür her. »Seien Sie ganz unbesorgt.« Er kicherte lüstern und verschwand.
    Ein Klingelzeichen durchklirrte die Wohnung, die lackierte Tür ging auf, der Gebissene kam herein, gab dem Professor ein Krankenblatt und sagte:
    »Das Alter ist falsch angegeben. Bestimmt fünfundfünfzig. Herztöne etwas dumpf.«
    Er verschwand, und herein rauschte eine Dame mit keck aufgebogenem Hut und einem funkelnden Kollier um den zerknitterten Hals. Scheußliche dunkle Säckchen hingen unter ihren Augen, ihre Wangen aber waren von einem puppenhaften Rosa.
    Sie war stark erregt.
    »Gnädige Frau, wie alt sind Sie?« fragte der Professor sehr streng.
    Die Dame erschrak und erbleichte sogar unter der Farbkruste.
    »Professor, ich schwöre Ihnen, wenn Sie nur wüßten, was für ein Drama!«
    »Wie alt sind Sie, gnädige Frau?« wiederholte der Professor noch strenger.
    »Ehrenwort … Na, fünfundvierzig.«
    »Gnädige Frau«, schrie der Professor, »ich werde erwartet. Halten Sie mich bitte nicht auf. Sie sind nicht die einzige!«
    Die Brust der Dame hob sich stürmisch.
    »Ich sag’s nur Ihnen, einer Leuchte der Wissenschaft. Aber ich schwöre, das ist ja so entsetzlich.«
    »Wieviel Jahre sind Sie alt?« kreischte der Professor wütend, und seine Brille blitzte.
    »Einundfünfzig!« Die Dame wand sich ängstlich.
    »Ziehen Sie die Hose aus, gnädige Frau«, sagte der Professor erleichtert und zeigte auf ein hohes weißes Schafott in der Ecke.
    »Ich schwöre Ihnen, Professor«, murmelte die Dame, während sie mit zitternden Fingern irgendwelche Knöpfe am Gürtel öffnete, »dieser Moritz … Ich gestehe es Ihnen wie bei der Beichte …«
    »›Von Sevilla bis Granada‹«, trällerte der Professor gelangweilt und trat das Pedal des marmornen Waschbeckens. Wasser rauschte.
    »Ich schwöre bei Gott!« sagte die Dame, und lebendige Farbflecke drangen durch die künstliche Schicht auf ihren Wangen. »Ich weiß, es ist meine letzte Leidenschaft. Er ist ja solch ein Schuft! Oh, Professor! Er ist Falschspieler, den kennt ganz Moskau. Er kann keine einzige schäbige Modistin auslassen. Er ist ja auch so diabolisch jung.« Die Dame murmelte es und holte unter ihren rauschenden Röcken einen zusammengeknüllten Spitzenfetzen hervor.
    Der Hund war gänzlich benommen, und in seinem Kopf kehrte sich das Unterste zuoberst.
    Hol euch alle der Teufel, dachte er trüb, legte den Kopf auf die Pfoten und döste ein vor Scham. Ich will auch gar nicht versuchen, zu begreifen, was das alles soll, ich begreif’s ja doch nicht.
    Er erwachte von der Klingel und sah den Professor irgendwelche blanken

Weitere Kostenlose Bücher