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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Professor Preobrashenski. Vitali Alexandrowitsch? Schön, daß ich Sie erreiche. Danke, gut. Vitali Alexandrowitsch, Ihre Operation entfällt. Was? Nein, ganz und gar. Ebenso alle anderen Operationen. Das will ich Ihnen sagen: Ich beende meine Arbeit in Moskau und überhaupt in Rußland. Eben sind vier Personen zu mir gekommen, darunter eine als Mann verkleidete Frau, zwei mit Revolvern bewaffnet, die terrorisieren mich in meiner Wohnung, um sie mir teilweise wegzunehmen.«
    »Erlauben Sie mal, Professor«, begann Schwonder erbleichend.
    »Entschuldigen Sie … Es ist mir nicht möglich, alles wiederzugeben, was die gesagt haben. Ich bin kein Freund von sinnlosem Geschwätz. Nur soviel – sie haben mir nahegelegt, auf mein Untersuchungszimmer zu verzichten, mit anderen Worten, sie haben mich in die Notwendigkeit versetzt, Sie dazu operieren, wo ich bisher Kaninchen seziert habe. Unter solchen Bedingungen kann und darf ich nicht arbeiten. Darum stelle ich meine Tätigkeit ein, schließe die Wohnung ab und fahre nach Sotschi. Die Schlüssel kann ich Schwonder geben. Soll er operieren.«
    Die vier standen wie angewurzelt. Auf ihren Stiefeln schmolz der Schnee.
    »Was soll ich machen … Ist mir ja selber sehr unangenehm … Wie? O nein, Vitali Alexandrowitsch! O nein. Das mache ich nicht mehr mit. Meine Geduld ist erschöpft. Das ist schon der zweite Vorfall seit August … Wie? Hm … Wie Sie möchten. Von mir aus. Aber unter einer Bedingung: Wer, wann, was, das ist mir egal, aber ich brauche ein Papier, das dafür sorgt, daß weder Schwonder noch sonstwer je wieder meiner Wohnung zu nahe kommt. Ein endgültiges Papier. Ein wirksames. Eine echtes! Ein Schutzdokument. Mein Name darf nie wieder erwähnt werden. Schluß. Ich will für die gestorben sein. Ja, ja. Bitte. Wer? Aha … Na, das klingt schon besser. Aha … Gut. Ich übergebe den Hörer. Seien Sie so liebenswürdig«, sagte der Professor scheinheilig zu Schwonder, »man will mit Ihnen sprechen.«
    »Erlauben Sie, Professor«, sagte Schwonder, der abwechselnd rot und blaß wurde, »Sie haben unsere Worte verdreht.«
    »Ich ersuche Sie, nicht solche Ausdrücke zu gebrauchen.«
    Schwonder nahm verwirrt den Hörer und sagte:
    »Ich höre, ja … Vorsitzender des Hauskomitees … Wir haben doch nach den Vorschriften gehandelt … Der Professor hat sowieso eine Ausnahmestellung … Wir wissen von seinen Arbeiten … Ganze fünf Zimmer wollten wir ihm lassen … Na gut … Wenn’s so ist … Gut …«
    Puterrot hängte er den Hörer ein und drehte sich um.
    Wie er den abgefertigt hat! Ist das ein Kerl! dachte der Hund hingerissen. Er weiß wohl ein Zauberwort? Na, jetzt könnt ihr mich verprügeln, wie ihr wollt, ich geh hier nie wieder weg.
    Die drei sahen offenen Mundes Schwonder an, der dastand wie bespuckt.
    »Eine Schande!« sagte er zaghaft.
    »Wenn wir jetzt mit diesem Vitali Alexandrowitsch diskutieren könnten«, sagte die Frau erregt und errötend, »dann würde ich ihm schon beweisen …«
    »Verzeihung, möchten Sie die Diskussion in diesem Moment eröffnen?« fragte der Professor höflich.
    Die Augen der Frau glühten.
    »Ich verstehe Ihre Ironie, Professor, wir gehen gleich. Aber ich als Leiter der Kulturabteilung unseres Hauses …«
    »Lei-te-rin«, verbesserte sie der Professor.
    »Ich möchte Ihnen Zeitschriften anbieten«, sagte die Frau und zog ein paar bunte und vom Schnee feuchte Zeitschriften aus der Lederjacke. »Zugunsten der Kinder in Frankreich. Einen halben Rubel das Stück.«
    »Nein, ich nehme keine«, antwortete der Professor kurz mit einem Seitenblick auf die Zeitschriften.
    Totale Verblüffung malte sich auf den Gesichtern, und die Frau lief preiselbeerrot an.
    »Warum nicht?«
    »Ich will nicht.«
    »Haben Sie kein Mitleid mit den Kindern in Frankreich?«
    »Doch, ich habe.«
    »Tut Ihnen der halbe Rubel leid?«
    »Nein.«
    »Warum also?«
    »Ich will nicht.«
    Schweigen.
    »Wissen Sie, Professor«, sagte die junge Frau mit einem Stoßseufzer, »wenn Sie nicht eine europäische Größe wären und nicht die empörende Unterstützung« (der Blonde zupfte sie an der Jacke, aber sie wehrte ihn ab) »von Personen hätten, die wir uns – da bin ich ganz sicher – noch näher ansehen werden, müßte man Sie verhaften.«
    »Wofür?« fragte der Professor neugierig.
    »Weil Sie das Proletariat hassen!« sagte die Frau stolz.
    »Ja, ich mag das Proletariat nicht«, gab der Professor traurig zu und drückte auf einen

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