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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Frauenstimme versetzte kokett:
    »Krakauer! Mein Gott, Sie hätten ihm für zwanzig Kopeken Wurstzipfel kaufen sollen. Die Krakauer esse ich lieber selbst.«
    »Versuch’s nur. Ich werd dir helfen! Für den menschlichen Magen ist das Gift. Du bist ein erwachsenes Mädchen, aber du stopfst jeden Dreck in den Mund wie ein Kind. Untersteh dich! Ich warne dich: Weder ich noch Doktor Bormental werden uns um dich kümmern, wenn du Bauchschmerzen bekommst. ›Jeden, der da sagen wollte, eine andere käm dir gleich.‹«
    In diesem Moment klirrte ein sanftes Klingeln durch die Wohnung, und aus der fernen Diele drangen Stimmen. Das Telephon klingelte. Sina verschwand.
    Der Professor warf den Rest der Papirossa in den Eimer, knöpfte den Kittel zu, strich vor dem Wandspiegel den buschigen Schnurrbart glatt und rief den Hund:
    »Ft-ft. Na, schon gut, schon gut. Komm mit in die Sprechstunde.«
    Der Hund stand mit unsicheren Beinen auf, er schwankte und zitterte, erholte sich aber rasch und folgte dem wehenden Kittel des Professors. Wieder ging es durch den schmalen Korridor, aber der war jetzt von oben hell erleuchtet. Als die lackierte Tür aufging, betrat er mit dem Professor das Sprechzimmer, das ihn mit seiner Ausstattung blendete. Vor allem war es lichtdurchflutet: Unter der Stuckdecke leuchtete es, auf dem Schreibtisch leuchtete es, und es leuchtete an der Wand und in den Glasschränken. Das Licht beschien eine Unzahl von Gegenständen, von denen der spannendste eine riesige Eule war, die an der Wand auf einem Ast saß.
    »Platz«, befahl der Professor.
    Die gegenüberliegende holzgeschnitzte Tür ging auf, und herein kam der Gebissene, der jetzt im hellen Licht ein schöner junger Mann mit schwarzem Spitzbart war. Er gab dem Professor ein Krankenblatt und sagte:
    »Der von neulich.«
    Er verschwand geräuschlos. Der Professor schlug die Kittelschöße zurück, setzte sich an den gewaltigen Schreibtisch und sah sogleich würdevoll und repräsentabel aus.
    Nein, das ist keine Klinik, ich bin bei einer anderen Stelle gelandet, dachte der Hund und legte sich auf das Teppichmuster bei dem schweren Ledersofa. Und die Eule, die nehm ich mir noch vor.
    Die Tür öffnete sich weich, und herein kam ein Mann, der den Hund so sehr verblüffte, daß er, wenn auch zaghaft, kläffte.
    »Still! Oho, Sie sind ja nicht wiederzuerkennen, mein Bester.«
    Der Ankömmling machte dem Professor höflich und verlegen eine Verbeugung.
    »Hihi! Sie sind ein Magier und Zauberer, Professor«, sagte er verwirrt.
    »Ziehen Sie die Hose aus, mein Bester«, befahl der Professor und stand auf.
    Herr Jesus, dachte der Hund, ist das ein Früchtchen!
    Auf dem Kopf des Früchtchens wuchsen völlig grüne Haare, die am Hinterkopf in rostigem Tabakbraun schimmerten. Falten zerflossen im Gesicht, das aber rosa war wie bei einem Säugling. Das linke Bein war steif und wurde auf dem Teppich nachgezogen, dafür hüpfte das rechte wie bei einem Kinderhampelmann. Auf dem Revers des prachtvollen Jacketts prangte wie ein Auge ein Edelstein.
    Vor Interesse verging dem Hund die Übelkeit.
    »Wuff, wuff!« kläffte er leise.
    »Still! Wie ist Ihr Schlaf, mein Bester?«
    »Hähä. Sind wir allein, Professor? Es ist unbeschreiblich«, sagte der Besucher verschämt. »Parole d’honneur, seit fünfundzwanzig Jahren nichts Vergleichbares.« Das Subjekt griff nach dem Hosenknopf. »Glauben Sie mir, Professor, jede Nacht nackte Mädchen haufenweise. Ich bin geradezu hingerissen. Sie sind ein Zauberer.«
    »Hm«, brummte der Professor besorgt und blickte in die Pupillen des Besuchers.
    Der wurde endlich mit den Knöpfen fertig und ließ die gestreifte Hose herunter. Nun stand er in nie gesehenen Unterhosen da. Sie waren cremefarbig, mit schwarzen Seidenkätzchen bestickt und rochen nach Parfüm.
    Der Hund ertrug die Katzen nicht und schlug so laut an, daß das Subjekt hochhüpfte.
    »Au!«
    »Du kriegst Dresche! Keine Angst, er beißt nicht.«
    Was, ich beiße nicht? dachte der Hund verwundert.
    Aus der Hosentasche des Besuchers fiel ein kleiner Umschlag auf den Teppich, darauf war eine Schönheit mit aufgelösten Haaren abgebildet. Das Subjekt hüpfte hoch, bückte sich, hob es auf und lief rot an.
    »Aber passen Sie auf«, sagte der Professor mürrisch und warnend und drohte ihm mit dem Finger. »Sehen Sie zu, daß Sie’s nicht übertreiben!«
    »Das tu ich nicht«, murmelte das Subjekt verlegen und zog sich weiter aus. »Bloß so zum Probieren, teurer Professor.«
    »Na

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