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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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sie heißt Wjasemskaja, und das sind die Genossen Pestruchin und Sharowkin. Wir kommen also …«
    »Sind Sie das, die in die Wohnung von Fjodor Pawlowitsch Sablin einquartiert wurden?«
    »Ja«, antwortete Schwonder.
    »Mein Gott, das Kalabuchow-Haus ist verloren!« rief der Professor verzweifelt und schlug die Hände zusammen.
    »Professor, machen Sie sich lustig?« fragte Schwonder empört.
    »Lustig? Verzweifelt bin ich«, schrie der Professor. »Was soll jetzt aus der Dampfheizung werden?«
    »Spotten Sie, Professor Preobrashenski?«
    »In welcher Angelegenheit kommen Sie? Fassen Sie sich möglichst kurz, ich gehe jetzt essen.«
    »Wir, die Hausverwaltung«, sagte Schwonder haßerfüllt, »kommen zu Ihnen nach der Mieterversammlung unseres Hauses, auf der die Frage der Wohnraumverkleinerung in unserm Hause stand …«
    »Wer hat auf wem gestanden?« schrie der Professor. »Versuchen Sie, Ihre Gedanken klarer darzulegen.«
    »Es stand die Frage der Wohnraumverkleinerung.«
    »Genug! Ich habe begriffen! Ist Ihnen bekannt, daß laut Beschluß vom 12. August meine Wohnung von jedweder Verkleinerung und Einquartierung befreit ist?«
    »Es ist uns bekannt«, antwortete Schwonder, »aber die Mieterversammlung hat diese Frage untersucht und ist zu dem Schluß gelangt, daß Sie übermäßig viel Wohnraum beanspruchen. Viel zuviel. Sie bewohnen allein sieben Zimmer.«
    »Ich wohne und arbeite in sieben Zimmern«, antwortete der Professor, »und ich könnte ein achtes gebrauchen. Als Bibliothek.«
    Die vier standen starr.
    »Ein achtes! Hähä«, sagte der Blonde, der die Kopfbedeckung abgenommen hatte. »Das ist ja unerhört.«
    »Nicht zu fassen!« rief der Jüngling, der sich als Frau entpuppt hatte.
    »Ich habe ein Sprechzimmer – wohlbemerkt, es ist zugleich die Bibliothek, ein Eßzimmer, mein Arbeitszimmer, macht drei. Untersuchungszimmer – vier, Operationszimmer  – fünf. Mein Schlafzimmer – sechs, das Zimmer meiner Hausgehilfin – sieben. Mir fehlt also … Aber unwichtig. Meine Wohnung ist unantastbar und das Gespräch beendet. Kann ich essen gehen?«
    »Entschuldigung«, sagte der vierte, der wie ein kräftiger schwarzer Käfer aussah.
    »Entschuldigung«, unterbrach ihn Schwonder, »wegen des Eßzimmers und des Untersuchungszimmers kommen wir ja gerade. Die Mieterversammlung bittet Sie, im Rahmen der Arbeitsdisziplin freiwillig auf das Eßzimmer zu verzichten. Ein Eßzimmer hat in Moskau kein Mensch.«
    »Nicht mal Isadora Duncan«, rief die Frau schrill.
    Mit dem Professor ging etwas vor, demzufolge sein Gesicht puterrot anlief und er keinen Laut hervorbrachte, sondern abwartete, was weiter kam.
    »Und auf das Untersuchungszimmer«, fuhr Schwonder fort, »die Untersuchungen können Sie sehr gut im Arbeitszimmer vornehmen.«
    »Soso«, sagte der Professor mit seltsamer Stimme, »und wo soll ich meine Nahrung zu mir nehmen?«
    »Im Schlafzimmer«, antworteten die vier im Chor.
    Des Professors Röte ging in Grautöne über.
    »Im Schlafzimmer Nahrung einnehmen«, sagte er mit leicht gedämpfter Stimme, »im Untersuchungszimmer lesen, in der Diele ankleiden, im Zimmer der Hausgehilfin operieren, im Eßzimmer untersuchen. Durchaus möglich, daß Isadora Duncan das so macht. Vielleicht speist sie im Arbeitszimmer und seziert im Badezimmer Kaninchen. Mag sein. Aber ich bin nicht Isadora Duncan!« kläffte er plötzlich, und sein Gesicht wurde gelb. »Ich will im Eßzimmer essen und im Operationszimmer operieren! Richten Sie das der Mieterversammlung aus! Und jetzt ersuche ich Sie ergebenst, zu Ihren Angelegenheiten zurückzukehren und mir die Möglichkeit einzuräumen, meine Nahrung da zu mir zu nehmen, wo normale Menschen sie zu sich nehmen, nämlich im Eßzimmer, nicht in der Diele und nicht im Kinderzimmer.«
    »Dann, Professor, angesichts Ihres hartnäckigen Widerstands«, sagte Schwonder erregt, »werden wir über Sie eine Beschwerde an die höheren Instanzen einreichen.«
    »Aha«, sagte der Professor. »So?« Seine Stimme nahm einen verdächtig höflichen Klang an. »Bitte warten Sie ein Momentchen.«
    Das ist ein Kerl, dachte der Hund begeistert. Ganz wie ich. Au, gleich wird er sie beißen, und wie. Ich weiß noch nicht, auf welche Weise, aber er wird sie beißen. Schlag sie! Diesen Langbeinigen möchte ich oberhalb des Stiefels in die Kniesehne beißen … rrr …
    Der Professor nahm den Hörer ab und sprach hinein:
    »Bitte … ja … danke. Geben Sie mir bitte Vitali Alexandrowitsch.

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