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Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)

Titel: Teufeliaden: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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glänzte, strahlte und leuchtete.
    Bitte nein, heulte der Hund in Gedanken, entschuldigt, aber da mach ich nicht mit! Ich habe kapiert. Zum Teufel mit denen und ihrer Wurst. Sie haben mich in eine Hundeklinik gelockt. Gleich werden sie mich zwingen, Rizinus zu saufen, und mir die ganze Seite mit kleinen Messern aufschneiden, aber die darf keiner auch nur berühren.
    »Halt, wohin?« schrie die Frau, die Sina hieß.
    Der Hund riß sich los, nahm federnd Anlauf und sprang mit der gesunden Seite so gewaltig gegen die Tür, daß es durch die ganze Wohnung dröhnte. Dann flog er zurück und drehte sich auf der Stelle wie ein Brummkreisel unter Peitschenhieben, wobei er einen weißen Eimer umstieß, aus dem Wattebäusche hüpften. Während er sich drehte, umsausten ihn die Wände mit den Schränken voller blanker Instrumente, die weiße Schürze und das verzerrte Frauengesicht.
    »Wo willst du hin, du struppiger Satan?« schrie Sina verzweifelt. »Der ist ja wie besessen!«
    Wo mag die Hintertreppe sein? überlegte der Hund. Er nahm wieder Anlauf und sprang auf gut Glück gegen eine Scheibe in der Hoffnung, es wäre die Hintertür. Eine Wolke von Scherben klirrte zu Boden, eine bauchige Flasche mit einer rötlichen Scheußlichkeit sprang heraus und überschwemmte stinkend den Fußboden. Die richtige Tür ging auf.
    »Halt, du Bestie«, schrie der Herr, der den Kittel nur mit einem Ärmel übergestreift hatte, und packte ihn mit einem Sprung an den Beinen. »Sina, nimm ihn am Genick, den Strolch.«
    »Du meine Güte, ist das ein Köter!«
    Die Tür öffnete sich noch weiter, und herein stürmte eine weitere Persönlichkeit männlichen Geschlechts im Kittel. Die Glasscherben zertretend, eilte sie nicht zum Hund, sondern zu einem Schrank, riß ihn auf und füllte das ganze Zimmer mit einem widerlichen süßen Geruch. Dann warf sich die Persönlichkeit mit dem Bauch auf den Hund, der bei dieser Gelegenheit mit Genuß oberhalb der Schnürsenkel zuschnappte. Die Persönlichkeit schrie auf, ließ aber nicht ab. Die Übelkeit erregende Flüssigkeit benahm dem Hund den Atem, in seinem Kopf drehte sich alles, dann knickten ihm die Beine weg, und er sank schief zur Seite. Danke, es ist aus, dachte er träumerisch und legte sich auf die spitzen Scherben. Leb wohl, Moskau! Nie wieder werde ich Tschitschkin sehen und Proletarier und Krakauer Wurst. Für meine Hundelangmut komme ich ins Paradies. Brüder, Schinder, wofür tut ihr mir das an?
    Er sank endgültig auf die Seite und verendete.
     
    Als er wieder auferstand, schwindelte ihm ein wenig der Kopf, im Bauch war ihm etwas übel, aber die Seite spürte er nicht, sie schwieg wonnig. Der Hund öffnete matt das rechte Auge und sah, daß Bauch und Seiten straff verbunden waren. Habt ihr mich doch noch fertiggemacht, ihr Hundesöhne, dachte er trüb. Aber geschickt, das muß man euch lassen.
    »Von Sevilla bis Granada … in der stillen finstern Nacht«, sang über ihm eine Stimme falsch und unkonzentriert.
    Der Hund wunderte sich, er öffnete beide Augen und sah in zwei Schritt Entfernung einen Männerfuß auf einem weißen Hocker. Hosenbein und Unterhose waren hochgekrempelt, und die nackte gelbe Wade war mit getrocknetem Blut und mit Jod beschmiert.
    Um Gottes willen! dachte der Hund. Ich muß ihn gebissen haben. Mein Werk. Na, nun wird es Prügel setzen!
    »Laut ertönt die Serenade, und es klirrt der Schwerter Pracht! Warum hast du den Doktor gebissen, du Landstreicher? Na? Warum hast du die Scheibe zerschlagen? Na?«
    »Huuuuuh«, winselte der Hund kläglich.
    »Na schön, bist aufgewacht, bleib liegen, du Tölpel.«
    »Wie haben Sie’s fertiggebracht, einen so nervösen Hund herzulocken, Filipp Filippowitsch?« fragte eine freundliche Männerstimme, und die Trikotunterhose wurde heruntergerollt. Es roch nach Tabak, im Schrank klirrten Glasgefäße.
    »Mit Freundlichkeit. Sie ist die einzige Methode zum Umgang mit einem Lebewesen. Mit Terror ist bei einem Tier gar nichts zu erreichen, auf welcher Entwicklungsstufe es auch stehen mag. Das habe ich schon immer behauptet, und ich werde es immer behaupten. Die bilden sich ein, daß Terror ihnen helfen könnte. Nein, nein, er hilft nicht, egal, ob er weiß oder rot ist oder gar braun! Terror lähmt das Nervensystem. Sina! Ich habe diesem Spitzbuben für einen Rubel vierzig Kopeken Krakauer Wurst gekauft. Sei so freundlich, und gib sie ihm, wenn die Übelkeit vergangen ist.«
    Die Glasscherben wurden klirrend zusammengekehrt, und die

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