Teufeliaden: Erzählungen (German Edition)
Röhrchen in eine Schüssel werfen.
Die fleckige Dame drückte die Hände an die Brust und sah den Professor hoffnungsvoll an. Der runzelte gewichtig die Stirn, setzte sich an den Schreibtisch und schrieb etwas.
»Gnädige Frau, ich werde Ihnen die Eierstöcke einer Äffin einsetzen«, verkündete er mit strengem Blick.
»Ach, Professor, müssen sie wirklich von einer Äffin sein?«
»Ja«, antwortete der Professor unbeugsam.
»Wann soll die Operation sein?« fragte die Dame erbleichend mit schwacher Stimme.
»›Von Sevilla bis Granada …‹ Hm … am Montag. Kommen Sie am Morgen in die Klinik. Mein Assistent wird Sie vorbereiten.«
»Aber ich möchte nicht in die Klinik. Geht es nicht bei Ihnen, Professor?«
»Schauen Sie, bei mir operiere ich nur in äußersten Fällen. Und es ist sehr teuer – fünfhundert Rubel.«
»Einverstanden, Professor!«
Wieder rauschte Wasser, der Federhut schwankte von dannen, und nun erschien ein Kopf, so kahl wie ein Teller, und umarmte den Professor. Der Hund döste, die Übelkeit war weg, er genoß es, daß die Seite nicht mehr schmerzte, genoß auch die Wärme, schnarchte sogar einmal auf und hatte einen kurzen, angenehmen Traum: Er reißt der Eule ein ganzes Büschel Federn aus dem Schwanz. Dann kläffte eine erregte Stimme über ihm: »Ich bin zu bekannt in Moskau, Professor. Was soll ich machen?«
»Um Himmels willen«, schrie der Professor entrüstet, »so geht das nicht. Man muß sich beherrschen. Wie alt ist das Mädchen?«
»Vierzehn, Professor. Verstehen Sie, wenn das bekannt wird, bin ich erledigt. Ich mache in den nächsten Tagen eine Dienstreise nach London.«
»Aber ich bin doch kein Jurist, mein Bester! Warten Sie noch zwei Jahre ab, und heiraten Sie sie.«
»Ich bin verheiratet, Professor.«
»Ach du meine Güte!«
Die Tür ging immer wieder auf, die Gesichter wechselten, Instrumente klirrten im Schrank, der Professor arbeitete unablässig.
Eine unanständige Wohnung, dachte der Hund, aber so schön! Bloß was zum Teufel will er mit mir? Ob er mich am Leben läßt? Komischer Kerl! Dabei brauchte er nur mit der Wimper zu zucken, und schon hätte er einen Hund, daß man nur staunen würde! Aber vielleicht bin ich auch schön. Das muß wohl mein Glück sein! Die Eule da, die ist gemein … So frech.
Endgültig wach wurde der Hund erst spät am Abend, als das ewige Klingeln aufgehört hatte, in dem Moment, als die Tür besondere Besucher einließ. Sie waren gleich zu viert. Alles junge Leute, sehr bescheiden angezogen.
Was wollen die denn? dachte der Hund feindselig und verwundert. Noch viel feindseliger empfing sie der Professor. Er stand am Schreibtisch und blickte sie an wie ein Feldherr die Feinde. Die Flügel seiner Habichtsnase blähten sich. Die vier traten auf dem Teppich von einem Bein aufs andere.
»Wir kommen zu Ihnen, Professor«, sagte einer von ihnen, der auf dem Kopf eine ein viertel Arschin hohe Mähne aus dichtem schwarzem Lockenhaar trug, »in folgender Angelegenheit …«
»Meine Herren, Sie sollten bei diesem Wetter Galoschen tragen«, fiel ihm der Professor belehrend ins Wort, »erstens erkälten Sie sich sonst, und zweitens haben Sie mir die Teppiche schmutzig gemacht, und es sind alles Perserteppiche.«
Der mit der Mähne verstummte, alle vier starrten den Professor verblüfft an. Das Schweigen dauerte mehrere Sekunden und wurde vom Fingertrommeln des Professors auf einer bemalten Holzschale ausgefüllt.
»Erstens sind wir keine Herren«, sagte endlich der jüngste der vier, der ein Gesicht wie ein Pfirsich hatte.
»Zweitens«, unterbrach ihn der Professor, »sind Sie ein Mann oder eine Frau?«
Die vier verstummten abermals mit offenem Mund. Diesmal besann sich als erster der mit der Mähne.
»Was macht das für einen Unterschied, Genosse?« fragte er hochmütig.
»Ich bin eine Frau«, gestand der Jüngling mit dem Pfirsichgesicht, der eine Lederjacke trug, und errötete heftig. Daraufhin errötete noch heftiger ein weiterer der vier, ein blonder junger Mann mit Pelzmütze.
»Dann können Sie Ihre Mütze aufbehalten, aber Sie, mein Herr, muß ich bitten, die Kopfbedeckung abzunehmen«, sagte der Professor mißbilligend.
»Ich bin kein Herr«, sagte der Blonde scharf und nahm die Pelzmütze ab.
»Wir kommen zu Ihnen«, fing der mit der schwarzen Mähne wieder an.
»Zunächst einmal, wer ist das, wir?«
»Wir sind die neue Hausverwaltung«, sagte der Schwarzmähnige mit unterdrückter Wut. »Ich heiße Schwonder,
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