Teufels-Friedhof
den Stangen, waren mit roter Farbe zwei ineinander verschachtelte Dreiecke gemalt, die so groß waren, daß sie noch ein Zentrum besaßen, in dem ein Teufelskopf schimmerte.
Ich drückte Jambo gegen die Wand. »Das also ist deine Magie?« fragte ich ihn.
»Ja.«
»Kinderkram«, murmelte Suko. »Willst du es mit deinem Kreuz versuchen?«
»Sicher.«
Ich holte es hervor, betrat die beiden Dreiecke und legte das Kreuz genau in das widerliche, dreieckige Gesicht des Teufelsschädels. Jambo kreischte, sonst passierte nichts.
Keine Flamme, kein Blitz, kein Zischen. Was wir hier erlebten, war der reinste Humbug.
Ich drehte mich wiederum. »Eine tolle Magie, Jambo, wirklich. So verarscht man Leute.«
Er schaute mich an. Sein Blick gefiel mir nicht. Tief in den dunklen Pupillen glaubte ich, so etwas wie Heimtücke zu erkennen. »Täusch dich nicht, Bulle, täusche dich nicht!«
»Wie sollte ich mich nach diesem Test täuschen?«
»Wenn das Blut an die richtige Stelle gelangt, wird es schon für Umwälzungen sorgen.«
»Wo sind diese Stellen denn?«
»Das werde ich dir nicht sagen, und wenn du mir die Zunge aus dem Maul schneidest.«
»Dann könntest du erst recht nicht sprechen«, meinte Suko. »Mal was anderes.« Er schaute zu den lethargisch auf der Stange sitzenden Hühnern hoch.
»Wo wohnst du eigentlich? Nebenan in dem Haus?«
»Ja.«
»Wir sollten es uns mal anschauen.«
Ich hatte Jambo nicht aus den Augen gelassen und bemerkt, daß er bei Sukos Vorschlag die Lippen hart zusammenpreßte. Irgend etwas stimmte da nicht. Die Worte hatten ihn gestört. Es konnte durchaus sein, daß er im Haus etwas verbarg.
»Nicht schlecht. Unser Freund will sicherlich auch seine Kleidung wechseln.«
»Weshalb?«
»Wir mögen es nicht, wenn beim Yard Typen herumhocken, die nach eingetrocknetem Hühnerblut riechen.«
»Was soll ich da?« kreischte er.
»Du hast mich schließlich angegriffen, weil du mich töten wolltest. Hast du das vergessen?«
»Ich kann mich nicht erinnern.«
»Los, Jambo, mach keinen Mist!« Langsam wurde ich wütend. »Geh vor und zeige uns den Weg.«
Er hob die mageren Schultern und machte sich auf den Weg. Ich dachte darüber nach, was er möglicherweise noch in diesem Wohnhaus hätte verbergen können. Alles, was er brauchte, befand sich im Treibhaus und im Stall. Jedenfalls war er in meinen Augen nicht mehr als ein Scharlatan. Er hatte sich einige magische Zeichen aufgemalt, um interessant zu wirken. Das Blut dieser Hühner konnte nicht magisch oder teuflisch verseucht sein. Mein Kreuz hätte sonst reagiert. Gebeugt wie ein armer Sünder ging Jambo vor uns her. Aus dem Boden schauten die helleren Inseln der Steinplatten in die Höhe, über die wir schritten.
Der verwilderte Garten, der sein Haus umwucherte, glich schon einem kleinen Dschungel. Die Haustür hätte ich längst weggeworfen, so verfault war das Holz. Jambo trat sie wütend auf. Licht machte er auch.
»Wohnen Sie allein hier?« fragte ich, wieder förmlich geworden.
»Ja.«
Es stank widerlich. Im Haus roch es ebenfalls nach Blut, außerdem war es so schmutzig, daß man nach dem Besuch duschen mußte. Ich unterließ es trotzdem, mir ein Taschentuch vor die Lippen zu halten. Suko stand an der schmalen Treppe, nickte den Stufen entgegen. »Ich schaue mich mal oben um.«
»Tu das.«
»Da ist nichts.«
»Stehen die Räume leer?«
Jambo nickte. »Fast. Ich schlafe nur da oben.«
»Wie die Hühner auf der Stange?« fragte Suko.
»Nein, im Bett.«
»Das sehe ich mir mal an.«
Es war Jambo unangenehm, daß Suko die Stufen hochschritt. Sein Blick sagte uns alles.
Wir blieben im schmalen Flur stehen. Die Wände sahen so grau aus wie die Dämmerung an einem Nebeltag. »Wie kann man nur hier leben?« fragte ich ihn.
»Daran seid ihr schuld, ihr Weißen. Ihr treibt uns doch mit eurer verdammten Politik in diese Hütten. Immer dann, wenn sie bald abgebrochen werden sollten.«
»Sauberkeit hat mit Geld nichts zu tun.«
»Ich fühle mich wohl.«
Mein langer Blick über seine Gestalt war ihm wohl unangenehm. Ich wechselte das Thema und kam wieder zum Kern des Problems. »Eine Frage, Jambo, an wen haben Sie das Blut verkauft?«
»Da gab es viele.«
»Das kann ich mir denken. Wer kaufte das Blut, und weshalb kaufte man es?«
»Es gibt eben viele, die es brauchen. Manche brauen sich daraus ein Getränk, andere wiederum trinken es so, weil sie in einen Rausch verfallen wollen.«
»Fallen sie dann?«
»Ja.«
»John!« Aus der
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