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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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daß er rauche. Jacques überreichte ihm eine Stange Marlboro und fragte ihn nach dem gegenwärtigen Aufenthalt seines vorgesetzten Offiziers. Der Soldat sagte, daß Hauptmann Vadillo sich im Moment auf einer Bank im Park ausruhe.
    Cecilio und Jacques parkten den Lieferwagen und schlossen ihn ab. Sie betraten den Park, und nach mehrmaligem Nachfragen wurden sie zu Hauptmann Vadillo geführt, der dösend in der Sonne saß und seine Kräfte für kommende Schlachten schonte.
    Jacques sprach den Hauptmann mit Namen an und sagte: »Wir haben ein merkwürdiges Anliegen.«
    Der Hauptmann musterte sie mit unverhohlenem Argwohn. »Um was geht es?«
    »Wir kommen vom Intercontinental-Hotel, wo ein verrückter Nordamerikaner uns ein kleines Vermögen dafür bezahlt hat, daß wir einen Karton Scotch Whisky und drei Stangen Marlboro einem seiner Freunde bringen. Der Freund ist ein anderer Nordamerikaner mit einem seltenen Namen.«
    »Und welchen seltenen Namen hat dieser Freund?«
    »Morgen Citron.«
    »Und wo soll er angeblich sein?«
    »Im Präsidentenpalast«, sagte Cecilio. »Er wird dort wegen irgendeinem geringfügigen Verstoß festgehalten.«
    »Seid ihr Kubaner?« fragte der Hauptmann. »Ihr sprecht wie Kubaner.«
    »Sehen wir wie Kubaner aus?« fragte Cecilio.
    »Es gibt viele schwarze Kubaner.«
    »Wir sind Haitianer.«
    »Ich würde euch nicht helfen, wenn ihr Kubaner wärt.«
    »Wir würden es dann auch nicht von Ihnen erwarten.« Cecilio sah den Hauptmann lächelnd an. »Wollen wir sagen, zwei Flaschen Scotch Whisky und zwei Stangen Marlboro-Zigaretten?«
    »Drei«, sagte der Hauptmann, »drei von jedem.«
    »Abgemacht.«
    »Wartet hier auf mich«, sagte der Hauptmann.
    Fünfzehn Minuten später kam er aus dem Präsidentenpalast zurück und sagte ihnen: »Der Nordamerikaner ist nicht mehr im Palast.«
    »Ah«, sagte Jacques.
    »Er ist im Bundesgefängnis.«
    »Gut.«
    »Er wird morgen früh erschossen.«
    »Ein Jammer«, sagte Cecilio. Er sah Jacques an, der über die Neuigkeit bedrückt nickte. »Dann müssen wir ihm den Whisky und die Zigaretten auf jeden Fall noch heute bringen«, sagte Jacques.
    Die beiden Haitianer drehten sich um und machten sich auf den Weg zu ihrem Lieferwagen. Jacques drehte sich mit einem Lächeln noch einmal um. »Kommen Sie mit, Hauptmann?« fragte er.
    Der Hauptmann eilte hinter ihnen und dem versprochenen Whisky und den Zigaretten her.
     
    Morgan Citron stand mit dem Rücken zu der hohen Mauer und sah zu, wie die Soldaten des Exekutionskommandos an ihren Gewehren fummelten. Irgend etwas stimmte mit den Waffen nicht. Die Läufe waren krumm und verbogen, wie Kerzen, die der Sonne ausgesetzt worden waren. Eine Frauenstimme sagte: »Sie sind immer noch viel zu dünn.« Er drehte sich um und sah zur Krone der Mauer hinauf. Dort saß rittlings Miss Cecily Tettah von Amnesty International und ließ eine Strickleiter mit gläsernen Sprossen herunter. Citron machte sich gerade Sorgen darum, ob die gläsernen Sprossen sein Gewicht tragen könnten, als er in seiner Zelle im Bundesgefängnis erwachte.
    Er setzte sich auf der Kante der Steinpritsche auf. Es überraschte ihn nicht, daß er geschlafen hatte. Fast die Hälfte der Zeit, die er im Gefängnis des Kaiser-Präsidenten verbracht hatte, hatte er geschlafen – in Schnellzeit, wie Gefangene überall es nannten. Er griff in den Plastikeimer und holte die goldene Rolex heraus. Er wischte sie am Hosenbein des Anzugs ab, den er bei Henshey’s in Santa Monica gekauft hatte. Der Uhr zufolge hatte er eine Stunde geschlafen.
    Citron brauchte nur zwei Minuten, um das Gliederarmband von der Rolex zu lösen. Die Uhr selbst legte er wieder in den Eimer zurück, stand auf, ging zu der Gittertür und begann nach dem Wärter zu rufen.
    Nach fünf Minuten kam der Wärter schlurfend durch den Gang und blieb vor der Zellentür stehen. Er zeigte deutliche Ansätze zu einem Schmerbauch, hatte runde, hängende Schultern und trübe Augen. Seine Uniform paßte ihm nicht mehr richtig. Citron schätzte das Alter des Wärters auf einige Jahre über vierzig, was gut war. Sein Ehrgeiz war verschwunden oder dabei, zu verschwinden. Ein jüngerer Wärter hegte vielleicht noch Hoffnungen.
    »Sie brauchen nicht so zu schreien«, sagte der Wärter. »Mein Platz ist nur ein paar Meter weit entfernt.«
    »Woher sollte ich das wissen?« fragte Citron.
    Der Wärter dachte darüber nach und nickte dann. »Stimmt.« Er machte eine Pause. »Was wollen Sie?«
    »Ich will etwas zu

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