Teufels Küche
ausscheide und in den Ruhestand gehe. In Anbetracht dieser Tatsachen sind Sie vielleicht bereit, mit dem Theater aufzuhören und mir bei einem Glas Whisky Gesellschaft zu leisten. Ich bin sicher, daß Miss Keats auch gern einen Schluck trinken würde.«
Velveta Keats nickte. »Ja, Sir, würde ich.« Sie blickte von ihrem Sessel vor Rinks Schreibtisch zu Haere auf. »Das hat alles schrecklich wütend geklungen, Draper.«
Haere grinste. »Ich habe verkauft. Ich klinge immer wütend, wenn ich verkaufe.«
»Sie sind wirklich sehr gut«, sagte Rink, während er den Scotch einschenkte und Wasser aus der Karaffe vom Schreibtisch hinzufügte. »Ich bin überzeugt, daß es sehr wirkungsvoll ist, wenn Sie es mit Kandidaten für öffentliche Ämter zu tun haben.«
»Es war eines der ersten Dinge, die ich lernte«, sagte Haere und nahm seinen Drink entgegen. »Wenn man wütend klingt, klingt man auch überzeugt. Die Leute lieben Überzeugung. Besonders in der Politik, wo sie ein verhältnismäßig rares Gut ist.« Haere trank einen großen Schluck von seinem Whisky, setzte sich in den Sessel neben Velveta Keats und sah Rink an. »Okay. Lassen Sie hören. Was können Sie für Citron unternehmen?«
Rink trank selbst einen Schluck von seinem Scotch. Er schien ihm zu schmecken. Dann seufzte er und sagte: »Nichts.«
»Überhaupt nichts?«
»Nichts, solange Merry nicht herausgefunden hat, was sie mit ihm gemacht haben. Wir müssen wissen, wo der Hund begraben liegt.« Er lächelte Velveta Keats an. »Ich meinte das natürlich nicht wörtlich.«
»Nein, Sir. Das hab ich auch nicht angenommen.«
»Es besteht aber noch ein weiteres Problem.« Rink neigte den Kopf dem Fenster zu. »Hören Sie das?«
Haere und Velveta Keats nickten beide. Das Gewehrfeuer klang zwar immer noch fern, seine Intensität schien aber zuzunehmen. »Das ist der Klang der Gegenrevolution«, sagte Rink. »Eine, die eine Erfolgschance von mindestens sechs zu fünf hat. Im Interesse von Mr. Citron hoffen Sie am besten auf ihren Erfolg.«
Noch ehe sie ihn fragen konnten, warum, klopfte es an der Tür, und Rink rief: »Herein.« Die Tür wurde geöffnet und Don Merry kam herein. Sein Haar war durcheinander, seine Krawatte gelockert, und er sah mitgenommen aus. Sein Lächeln zeigte er nicht.
»Nun?« fragte Rink.
»Ich komme direkt vom Palast.«
»Konnten Sie mit dem General sprechen?«
»Nein, Sir, das war unmöglich. Dort scheint plötzlich eine Art Belagerungsmentalität zu herrschen. Aber ich konnte mit Oberst Velasco sprechen.«
Rink sah Haere an. »Velasco ist der Chefadjutant des Generals.« Er wandte sich wieder Don Merry zu. »Ja, aber weiter, Don. Lassen Sie hören.«
»Sie haben Citron heute morgen den Prozeß gemacht. Sie verhörten ihn, sprachen ihn schuldig und verurteilten ihn.«
»Wie lange hat er bekommen?« fragte Rink.
»Bis morgen früh. Morgen um sechs Uhr soll er erschossen werden.«
»Gott Allmächtiger«, sagte Rink.
33
Das erste, was die beiden Haitianer mit Draper Haeres 9000 Dollar taten, war, den stellvertretenden Manager einer Niederlassung von Avis zu bestechen. Die Haitianer wollten einen Dodge-Lieferwagen mieten. Der stellvertretende Manager zeigte sich abweisend. Er war überzeugt, daß die Gegenrevolution erfolgreich verlaufen würde und daß die Personen- und Lastwagen von Avis sofort durch das neue Regime beschlagnahmt würden. Er würde auf jeden Fall stellungslos sein, weil seine politischen Neigungen unglücklicherweise nicht linksorientiert gewesen waren. Jetzt mußte er an seine Zukunft denken. Cecilio fragte den stellvertretenden Manager, ob 500 Dollar seine Aussichten verbessern könnten. Der stellvertretende Manager bekannte, daß durch einen seltsamen Zufall genau das der Betrag wäre, den er im Sinn gehabt hätte. Jetzt konnte er ihnen mit reinem Gewissen den Lieferwagen überlassen.
Im hinteren Lagerraum eines kleinen Ladens, der in der Regel lederne Sandalen verkaufte, kauften die beiden Haitianer zwei Kartons Ballantine Scotch und zehn Stangen Marlboro vom Schwarzmarkt. Der Whisky kostete sie 75 Dollar die Flasche, die Zigaretten kamen auf 100 Dollar die Stange. Mit dem Whisky und den Zigaretten hinten im Lieferwagen war ihr nächstes Ziel der Präsidentenpalast. Einen Block von den Palasttoren entfernt wurde der Lieferwagen von einem jungen Soldaten, der mit einem M-16-Gewehr bewaffnet war, angehalten.
»Rauchst du, tapferer junger Soldat?« fragte Jacques. Der tapfere junge Soldat bestätigte,
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