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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Französisch, Spanisch und ich weiß nicht, was sonst noch alles«, sagte Haere.
    »Eindeutig Englisch«, sagte Jacques und wandte sich an Cecilio. Sie berieten sich in ihrem schnellen Französisch mit dem weichen Kreolenakzent fast eine Minute lang. Als sie ihre Beratung abgeschlossen hatten, wandten sie sich wieder mit höchst zuversichtlichem Ausdruck an Haere.
    »Wir haben Erfahrungen ganz beträchtlich in solchen Sachen, Cecilio und ich«, sagte Jacques. Cecilio nickte bestätigend, und Jacques fuhr fort. »Geld ist wichtig.«
    »Für Bestechungen?«
    »Aber natürlich.«
    Haere sah wieder Velveta Keats an. Sie zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nur, daß Papa auf sie schwört.«
    Haere sah erst den Hydranten Cecilio und dann die Bohnenstange Jacques an. »Und Sie kennen Citron?«
    »Er ist unser teurer Freund«, sagte Cecilio.
    Haere begann seine Weste und sein Hemd aufzuknöpfen. Als beides offenstand, enthüllten sie einen Geldgürtel aus hautfarbenem Nylon. Haere verschob den Gürtel, damit er den Verschluß öffnen konnte. Er nahm den Gürtel ab, zog den Reißverschluß auf, zählte tausend Dollar in Fünfzigernoten ab, faltete sie zusammen und steckte sie in seine Hosentasche. Den Geldgürtel reichte er Jacques. »Hier sind neuntausend Dollar drin«, sagte er. »Sehen Sie zu, was Sie damit machen können.«
    »Wir sind weise im Geldausgeben«, sagte Jacques, während er den Geldgürtel streichelte.
    Die beiden Männer wandten sich zur Tür, hielten aber inne, als Haere sagte: »Noch etwas.«
    »Ja?«
    »Wie gut ist Ihr Spanisch?«
    »Ausgezeichnet«, sagte Jacques. »Beinahe so gut wie unser wachsendes Englisch.«
    »Von einem kleinen kubanischen Akzent abgesehen«, sagte Cecilio.
    »An dessen Beseitigung wir arbeiten.«
    Sie gingen zur Tür hinaus und schlossen sie hinter sich.
    Haere wandte sich Velveta Keats zu und sah, daß ihr die Tränen über die Wangen liefen.
    »Das hilft auch nicht«, sagte er, weil ihm nichts anderes einfiel.
    »Ich kann nichts dafür.«
    Haere fand sein Taschentuch und reichte es ihr. »Hier. Putzen Sie sich die Nase damit oder so.«
    Sie wischte sich die Tränen ab und schneuzte sich geräuschvoll. »Was machen wir jetzt nur?«
    »Sie und ich?«
    Sie nickte.
    »Wir gehen zur Botschaft und veranstalten einen Höllenspektakel.«
    »Wird das Morgan helfen?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Sie schneuzte sich noch einmal. »Draper?«
    »Ja?«
    »Sie werden Morgan doch nicht erschießen oder ihm sonst was antun?«
    »Das weiß ich wirklich nicht«, sagte er.
     
    Das Gefängnis, in das der junge Hauptmann und der noch jüngere Leutnant Morgan Citron brachten, war vor 206 Jahren auf einer Klippe über dem Ozean errichtet worden. Es hatte hohe Mauern, war feucht und stank nach faulendem Fisch und menschlichen Absonderungen.
    Citron stand im Dienstzimmer des Kommandanten, die Hände mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt. Der Kommandant studierte an seinem Schreibtisch die Anweisungen für die Behandlung des Gefangenen. Der Kommandant war ein Major der Armee und hieß Torres. Er war fett und für seinen Rang zu alt. Eine Spur Speichel erschien in seinem linken Mundwinkel. Er wischte sie mit einem grünen Seidentuch fort. Nachdem er mit den Papieren fertig war, blickte er auf und sah Citron an. Dann lehnte er sich in seinem Sessel zurück, und sein Blick wanderte zu dem jungen Hauptmann. Citron fand, daß die Augen des Kommandanten Korruption verrieten. Er hoffte, daß er sich nicht irrte.
    »Die Telefone sind tot«, sagte Major Torres in unverbindlichem, fast gleichgültigem Ton.
    »Wann sind sie das nicht?« fragte der Hauptmann.
    »Und die Schüsse? Sie scheinen aus Richtung des Stadtzentrums zu kommen.«
    Der Hauptmann zuckte mit den Achseln. »Eine kleine Bande Trunkenbolde mit alten M- I -Gewehren und acht Schuß Munition für jeden.«
    Major Torres nickte. »Und das Fernsehen?«
    »Ich habe es mir nicht angesehen«, sagte der Hauptmann.
    »Nichts als Episoden von Rauchende Colts. Auch im Radio kommen keine Nachrichten. Nur Marschmusik. Jedesmal, wenn ich es einschalte, spielen sie den ›Washington-Post-Marsch‹.«
    »Er besänftigt nicht nur, er inspiriert auch«, sagte der Hauptmann.
    »Und was ist mit dem General?«
    »Er ist wohlauf und hat die Situation fest im Griff. Er hat bereits Korrektivmaßnahmen angeordnet.«
    Major Torres nickte zweifelnd, wischte sich wieder über den Mund und deutete mit dem Kinn auf Citron. »Und der da. Er soll morgen früh erschossen werden.

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