Teufels Küche
essen und Bier und Kaffee.«
Der Wärter lächelte beinahe. »Vielleicht ein ordentliches Steak?«
»Ich werde bezahlen.«
»Womit?«
Citron hob das Uhrarmband hoch. »Mit Gold.«
Der Anblick von Gold brachte die übliche Reaktion. Der Wärter grinste und kniff die Augen zusammen und leckte sich über die Oberlippe. Er blickte schnell nach rechts und links, dann wieder auf das goldene Armband, das in einem kleinen Bogen unter Citrons Finger pendelte. »Echtes Gold?« flüsterte der Wärter.
»Achtzehn Karat.«
»Vielleicht ein paar Bohnen und Reis zu Ihrem Steak?«
»Und Bier und Kaffee«, sagte Citron.
»Ja, natürlich, Bier und Kaffee. Ich bin in dreißig Minuten wieder da.« Er drehte sich um, blieb aber stehen, als er Citrons Stimme hörte.
»Warten Sie.«
»Was noch?«
»Haben Sie irgendwelche Verwandten?«
»Ja, viele.«
»Und will vielleicht einer von ihnen in die Vereinigten Staaten auswandern?«
»Meine jüngste Schwester und ihre Kusine.«
»Bringen Sie mir ein Notizbuch und einen Stift zum Schreiben. Wenn Ihre Schwester und ihre Kusine in die Vereinigten Staaten kommen, können sie das Notizbuch einem Mann in Kalifornien bringen, der sie dafür bezahlen wird. Er wird ihnen mindestens zweitausend Dollar dafür geben.« Citron machte eine Pause. »Vielleicht mehr. Der Mann ist großzügig.«
Der Wärter zögerte. »Was wollen Sie in das Notizbuch schreiben?«
Citron lächelte. »Eine Geschichte«, sagte er.
Nachdem der Wärter das Essen und die Getränke und das Notizbuch und einen Kugelschreiber gebracht hatte, und nachdem er in das goldene Armband gebissen hatte, um dessen Qualität zu prüfen, und nachdem das Essen verzehrt und das Bier und der Kaffee getrunken waren, setzte Citron sich mit dem Notizbuch auf die Pritsche. Er öffnete es und schrieb auf die erste Seite Draper Haeres Namen und seine Adresse in Venice und dann: »Draper, bitte bezahlen Sie der Überbringerin (oder den Überbringerinnen) hierfür 2000 Dollar – oder mehr, wenn Ihnen ihr Aussehen gefällt. Grüße, Morgan Citron.«
Danach schrieb Citron vier Stunden ohne Unterbrechung. Und weil es eine seltsame Geschichte war, die einen kühlen und logischen Stil verlangte, schrieb er auf französich.
Als Gladys Citron im Miami International Airport angekommen war, ging sie in eine Telefonzelle und rief mit Hilfe ihrer Telefonkreditkarte einen Mann in seinem Haus in Middleburg, Virginia an. Der Mann lebte jetzt nach langjährigen Diensten in einem Regierungsamt seit annähernd vier Jahren im Ruhestand. Gladys Citron kannte ihn seit nahezu vierzig Jahren. 1944 hatte sie ihm in der Nähe von Cannes einmal das Leben gerettet. Als der Mann zu zögern schien, das zu tun, um was sie ihn bat, erinnerte sie ihn an 1944 in Cannes.
»Gladys«, sagte der Mann, »wenn ich auf all das zurückblicke, dann hast du mir in Wirklichkeit gar keinen Gefallen getan.«
»Was soll das, Harley?«
»Wenn du mir wirklich einen Gefallen tun wolltest, würdest du zu mir hierherkommen und wir würden ein paar Gläser miteinander trinken, und dann würde ich dir meine Flinte geben, die Purdey, die ich fünfundvierzig in London gekauft habe, erinnerst du dich? Und dann könntest du mir wirklich einen Gefallen tun.«
»Ruf sie an, Harley.«
Der Mann seufzte. »Ruf mich in dreißig Minuten zurück«, sagte er und hängte ein.
Gladys Citron betrat eine der Cocktailbars des Flughafens und bestellte sich einen Martini, den ersten Martini, den sie sich seit fünf Jahren gönnte. Ein vierzigjähriger Kubaner mit Augen in der Farbe von heißem Fondant versuchte sie anzumachen, und das half ihr, die Zeit zu vertreiben. Sie beendete diesen Versuch damit, daß sie beide Getränke, sowohl ihres als auch das des Kubaners, bezahlte, ging wieder in die Telefonzelle und rief noch einmal den Mann in Middleburg an. Er meldete sich auf das erste Klingeln des Telefons.
»Ich habe schlechte Nachrichten«, sagte er. »Bist du bereit?«
»Ich bin bereit.«
»Einem Telegramm zufolge, daß sie von dem Charge dort unten bekommen haben, einem Mann namens Rink, kein schlechter Mann übrigens, hat der gute General deinen Sohn heute morgen vor ein Kriegsgericht gestellt, und sie werden ihn morgen früh um sechs Uhr erschießen, was sieben Uhr Eastern Standard Time entspricht.«
»Ich verstehe«, sagte Gladys Citron.
»Das ist meine Gladys«, sagte der Mann. »Sag ihr, heute mittag um zwölf geht diese Scheißwelt unter, und sie antwortet: ›Ich verstehe.‹«
»Ist
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