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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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herunter.«
    »Es muß trotzdem eine gute Geschichte sein.«
    »Ja«, sagte Replogle, »das ist sie.« Er schwieg kurz und fuhr dann in seiner präzisesten Ingenieursmanier fort. »Meade kam zu mir, erstens, weil er sich erinnerte, wie nahe dein Dad und ich uns immer gestanden haben; zweitens, weil er wußte, ich könnte das, was er mir zu erzählen hatte, gebrauchen; und drittens, weil ich dafür bezahlen konnte. Sogar ganz gut bezahlen, was das angeht. Das war das Wichtigste. Nun, ich sollte ihm zuerst das Geld geben, und das bedeutete einen Abstecher zur Bank. Dann mußte er erst einmal ein paar Drinks haben, ehe er sich hinsetzte, um mir zu erzählen, wie alles angefangen hatte, vor sechs Monaten unten in Miami, als Langley –«
    Replogle konnte seine Geschichte aus zweiter Hand nie beenden, weil der große blaue Dodge-Pickup hupte und sich links neben sie setzte. Haere blickte hinüber. In dem Pickup saßen zwei Personen. Beide trugen Skimasken. Der Pickup und der Kombi erreichten eine scharfe Kurve der Gebirgsstraße. Rechts von ihnen befand sich knapp zwanzig Meter tiefer ein vereister Bach.
    Der Pickup scherte aus, und sein rechter vorderer Kotflügel rammte gegen den Kombi, der auf einem vereisten Stück der Straße ins Schleudern geriet. Haere meinte später, damit müßten sie gerechnet haben – mit dem Eis. Replogle tat alles, was von ihm erwartet werden konnte. Er hielt seinen Fuß von der Bremse fern. Er steuerte gegen. Er fluchte.
    Der Kombi rutschte über die Seite ab. Entweder beim ersten oder zweiten Überrollen sprang die rechte Tür auf und Haere sprang hinaus. Er landete in einer Schneeverwehung. Der Kombi überschlug sich noch zweimal der Länge nach und prallte dann gegen einen riesigen Felsblock am Ufer des Baches. Zwei Sekunden später explodierte der Benzintank.
    Haere richtete sich auf und zwang sich, durch den Schnee zu dem brennenden Wagen hinunterzutaumeln. Er versuchte, die linke Vordertür zu öffnen, aber entweder war sie verklemmt oder abgeschlossen. Haere verbrannte sich die Handflächen, als er versuchte, die Tür zu öffnen. Schließlich konnte er weder die Hitze noch die Schmerzen ertragen, taumelte rückwärts, stolperte über etwas und setzte sich in eine Schneebank. Er bohrte seine verbrannten Hände tief in den Schnee, saß da und sah zu, wie Jack Replogle verbrannte, falls er nicht bereits tot war. So oder so, es gab nichts, was Draper Haere dagegen hätte tun können.

5
    Nachdem Draper Haeres Hände von einem Arzt in Idaho Springs behandelt worden waren, sprach er mit einer Dreiergruppe Polizisten , die sich aus einem stellvertretenden Sheriff des Clear Creek County, ein Mann in den Fünfzigern, und zwei schnauzbärtigen, sich sehr ähnlich sehenden Ermittlungsbeamten der Colorado Highway Patrol zusammensetzte.
    Haere beschrieb den blauen Dodge-Pickup und die beiden maskierten Insassen so gut er konnte. Er sagte auch, daß es seiner Meinung nach kein Unfall gewesen war, daß, soweit er das beurteilen konnte, der Zusammenstoß vorsätzlich herbeigeführt worden war. Die Polizisten nickten dazu düster, machten nachdenkliche Gesichter und nahmen es als Unfall mit Fahrerflucht auf. Haere erwähnte Jack Replogles Geschichte über die CIA und Singapur und Drew Meade nicht, weil er sich nicht vorstellen konnte, was es für einen Sinn haben sollte.
    Da Haere zu keinem Begräbnis mehr ging, blieb er auch nicht, um an der Bestattung von Jack Replogle teilzunehmen. Statt dessen rief er Maureen, Replogles Frau, an, um ihr sein Beileid zu bekunden. Maureen war angemessen tränenreich und wie immer hemmungslos dramatisch.
    »Sag mir, daß er nicht gelitten hat, Draper«, sagte Maureen Replogle.
    »Er hat nicht gelitten, Maureen.«
    »Dieser Mann war mein Leben – er war mein ganzes Leben. Wie soll ich ohne ihn weiterleben können? Wie kann ich ohne ihn nur existieren? Wie soll ich es denn ertragen? Draper, ich habe ein paar Schlaftabletten. Die werden mir helfen. Und wenn ich dann aufwache, dann bin ich wieder bei Jack.«
    »Ich glaube wirklich nicht, Jack wollte, daß du das tust, Maureen. Er würde wollen, daß du so lange weiterlebst wie möglich.«
    Darauf folgte Stille. Schließlich fragte Maureen in sehr zaghaftem Ton: »Glaubst du das wirklich, Draper?«
    »Ich bin fest davon überzeugt.«
    Wieder eine kurze Stille, und dann flossen die Tränen von neuem. »Weißt du, was ich bin, Draper? Ich bin – o mein Gott – ich bin eine Witwe.«
    Ohne sich zu verabschieden, hängte

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