Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
kommen. Ich würde ebenso arm werden wie du. Wie hast du es nur geschafft, so arm zu bleiben?«
    »Da gibt’s einen Trick – genau wie bei allem andern.«
    »Muß wohl. Also, was sie immer schon von mir wollten –«
    »Langley.«
    »Ja, Langley. Was sie immer schon von mir wollten, und das ist während der letzten fünfzehn Jahre ungefähr, mit Abwandlungen, fünf- oder sechsmal passiert, ist, daß ich einen oder zwei von ihren Leuten bei mir einstellte, in Ländern, wo das Wetter warm ist. Kosten würde es mich überhaupt nichts, weil sie mir alles wiedererstatten würden durch die Soundso-Corporation in, sagen wir, Liechtenstein. Und die bei mir eingestellten Langley-Leute würden sogar ein wenig bei mir arbeiten – vielleicht die Bleistiftspitzer leeren oder so was.«
    »Du bietest ihnen also eine Tarnung?«
    »Replogle Construction tut das.«
    »Wie viele?«
    »Jetzt bei mir angestellt sind? Ungefähr vierzehn.«
    Haere dachte einen oder zwei Augenblicke darüber nach und fragte dann: »Wo liegt denn nun das Problem?«
    »Mit Langley? Da gibt’s keins. Jedenfalls noch nicht. Nur, ich bin draußen in Singapur über etwas gestolpert. Etwas richtig Beschissenes. Etwas, womit man diese Ärsche vierundachtzig aus dem Weißen Haus rauspusten könnte.« Replogle machte eine Pause, ehe er fortfuhr. »Wenn die Situation normal wäre, könnte ich einfach darauf sitzen bleiben – um meinen eigenen Arsch zu schützen. Aber dann sagte ich mir, zum Teufel, was soll’s, du bist ohnehin bald tot, was können sie dir schon tun? Ich habe also gewartet, bis die Wahlen vorbei waren, und dann habe ich Kontakt mit Veatch aufgenommen. Ich dachte mir, Veatch und du, ihr würdet schon wissen, was man damit anfängt.« Replogle sah Haere an, als ob er eine Ermutigung erwarte.
    »Und weiter?« sagte Haere.
    »Also, es war in Singapur, wie ich schon gesagt habe, und diesmal wohnte ich im Raffles statt im Intercontinental. Hast du je im Raffles gewohnt?«
    »Ich bin nie in Singapur gewesen.«
    »Na ja, ich wohne da manchmal, weil es alt ist und weil es nett ist und weil ich immer hoffe, eine überwältigende eurasische Schönheit zu treffen, mit der ich nach Bora Bora abhauen kann, oder wenigstens auf jemand zu stoßen, der tragisch und zwielichtig ist und Geschichten zu erzählen hat, aber alles, worauf man im Raffles heutzutage stößt, sind Japse und die blaugespülte Bande aus Santa Barbara, weil das so ungefähr die einzigen sind, die es sich leisten können.«
    »Von diesem letzten Mal abgesehen«, sagte Haere.
    »Richtig. Er klopfte an meine Tür, und da stand er, direkt aus Somerset Maugham – schäbiger alter Anzug, Dreitagebart, Gin zum Frühstück – einfach perfekt.«
    »Wer?«
    »Meade.«
    »Drew Meade?«
    Replogle nickte.
    »Ach du lieber Himmel!«
    Draper Haere war knapp zwölf Jahre alt gewesen, als Drew Meade, der sich zum ersten Mal als getarnter Agent des FBI zu erkennen gab, als Hauptzeuge vor einem Untersuchungsausschuß des amerikanischen Senats erschien. Meade beschwor, daß Haeres Vater, der zu alte ehemalige Gefreite in der American Division und davor jugendlicher Leutnant im Lincoln Bataillon (nicht Brigade, Junge, Bataillon) in Spanien, damals eingetragenes, Beitrag zahlendes Mitglied der Kommunistischen Partei (USA) gewesen sei und tatsächlich immer noch ist.
    Aus mehr als beiläufiger Neugier hatte Haere im Lauf der Jahre die Spur von Drew Meade verfolgt und schließlich in den späten sechziger Jahren das Interesse an Meade sowie dessen Spur verloren.
    »Ich habe gehört, daß er für Langley gearbeitet hätte«, sagte Haere. »Ich habe gehört, er wäre einundsechzig oder zweiundsechzig zu ihnen übergelaufen – um den Dreh.«
    »Einundsechzig«, sagte Replogle. »Neunundsechzig landete er schließlich in Laos, und inzwischen stand er vier oder fünf Jahre vor seiner Pensionierung, doch statt dessen ging er ins Rauschgiftgeschäft, und Langley ließ ihn fallen, heimlich, still und leise.«
    »Er hat gedealt ?« fragte Haere, der seine Überraschung nicht verbergen konnte.
    Replogle nickte. »In großem Stil. Aber als ich mit ihm sprach, war er völlig pleite.«
    »Wo war das?«
    »In meinem Zimmer im Raffles. Er klopfte an meine Tür, ich machte auf, und da stand er vor mir – genau das, worauf ich gehofft hatte: jemand, der mir eine Geschichte erzählen konnte.«
    »Wieviel verlangte er dafür?«
    »Für seine Geschichte? Fünfzigtausend, aber ich handelte ihn sehr schnell auf zehn Riesen

Weitere Kostenlose Bücher