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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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einschließlich jener in einigen außerordentlich kostspieligen Hotels, beschloß er, vielleicht pervers, sich das riesigste aller Zimmer zu schaffen. Der einzige abgeschlossene Teil sollte ein recht üppig ausgestattetes Bad werden.
    Haere begann am hinteren Ende der Seitengasse und richtete dort eine ausgeklügelte Küche ein. Die Küche taumelte in den Eßbereich, der in den Wohn- und Arbeitsbereich sprang oder fiel, der mehr oder minder in den Schlafbereich wanderte. Er baute sich auch zahlreiche Bücherregale, Schränke und Vitrinen. Oder besser gesagt, ließ sie bauen. Es dauerte vier Jahre, bis alles soweit war, denn Haere ging immer wieder das Geld aus. Als er schließlich alles fertig hatte, fand er es großartig. Fast jeder andere fand es monströs.
    Haere wohnte über dem Geschäft. Unten, in dem ehemaligen Farbenladen, standen die geleasten IBM-Computer, die die Adressen speicherten, und die kunstvollen Maschinen, die die Jammer- und Bettelbriefe druckten, die an die Adressen geschickt wurden und um Geld flehten, um die Republik vor dem Ruin zu retten. Haere beschäftigte dreiundzwanzig Spezialisten für Rundschreiben und Computertechnik, die er überbezahlte und die in ihrer Loyalität fanatisch waren. Zum zehnjährigen Bestehen der Haere Company schenkten ihm seine Mitarbeiter ein Ölgemälde, das ihn in seinem üblichen dreiteiligen blauen Nadelstreifenanzug zeigte, wie er neben einem altmodischen Vervielfältigungsgerät stand, auf das er förmlich seine rechte Hand legte. Das kleine Messingschild auf dem Eichenrahmen des Portraits trug die Aufschrift: Unser Gründer. Haere hängte das Bild in dem kleinen Empfangsraum des Unternehmens auf.
    Haere war nicht nur aus eigenem Entschluß Junggeselle, sondern auch durch Mißgeschick. Seit inzwischen fast zehn Jahren war er in eine verheiratete Frau verliebt. Es war eine hoffnungslose Affäre, von der er glaubte, daß sie dazu verdammt war, noch hoffnungsloser zu werden. Natürlich hatte es irgendwann auch andere gegeben, mindestens sieben Frauen, mit denen es ihm ziemlich ernst gewesen war. Womöglich acht. Eine war gestorben. Vier hatten geheiratet. Zwei waren geflohen, eine nach Rom, die andere nach Costa Rica, und eine war einfach verschwunden – plötzlich, geheimnisvoll, absolut. Spät in der Nacht machte sich Haere oft Sorgen um sie.
    Schließlich tat Haere das, was angeblich alle Junggesellen tun: er legte sich eine Katze zu. Sie kostete ihn zehn Dollar im örtlichen Tierheim, und sie kam ungefähr zu der Zeit in seinen Haushalt, als er, eine letzte Konzession an die Eitelkeit, seine Zähne überkronen ließ. Das kostete ihn 19752355 Dollar, und eine Zeitlang verbrachte Haere beträchtlich viel Zeit damit, sie im Spiegel zu bewundern.
    Die Katze war ein außerordentlich geschwätziger, kastrierter, halbsiamesischer Kater, den Haere Hubert nannte. Wenn Haere verreiste, brachte er Hubert im Musette-Katzenhotel in Santa Monica unter, wo es Hubert zu gefallen schien, womöglich, weil er dort endlos vor einem gefangenen Publikum reden konnte.
    An dem Abend, als Haere von Denver ankam, nahm er vom Flughafen ein Taxi zu dem Katzenhotel, um Hubert auszulösen, und gab dem Taxifahrer ein Trinkgeld von zehn Dollar dafür, daß er ihm den Katzenkäfig die Treppe hinauftrug, was Haere mit seinen bandagierten Händen nicht versuchen wollte. Nachdem er Hubert befreit hatte, schlüpfte Haere in Schlafanzug, Hausmantel und Pantoffeln. Nächstes Jahr, dachte er, eine Schlafmütze mit Quaste.
    Der wundertätige Eisbereiter und Wasserkühler seines Kühlschranks ermöglichte es ihm, sich ohne sonderliche Schwierigkeiten einen Scotch mit Wasser zu mixen. Gerade hatte er seinen zweiten großen Schluck getrunken, als der Summer unten an der Haustür erklang. Haere ging zur Sprechanlage hinüber, drückte auf den Knopf und fragte: »Wer ist da?«
    »Wir kommen vom FBI, Mr. Haere«, antwortete eine männliche Stimme, die infolge der kleinen Sprechanlage etwas dünn klang. »Wir möchten Sie sprechen.«
    »Wer ist wir?«
    »Ich bin Special Agent Yarn. Mein Begleiter ist Special Agent Tighe.«
    »Wie buchstabieren Sie das?«
    Die Stimme buchstabierte ihm den Namen.
    »Worüber wollen Sie und Special Agent Tighe um elf Uhr nachts mit mir sprechen?«
    »Das möchten wir hier unten auf der Straße lieber nicht sagen.«
    »Wer ist der Leiter Ihrer Dienststelle in San Francisco?«
    Sofort wurde ein Name genannt. Er sagte Haere nichts, aber da die Antwort ohne das geringste

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