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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Zögern erfolgt war, drückte Haere auf einen Knopf, der einen Summer betätigte und gleichzeitig unten die Tür zur Straße öffnete. Einen Augenblick später konnte er Schritte auf der Treppe ohne Teppich hören, die zu seiner Wohnung heraufführte.
    Agenten des FBI waren für Haere nichts Neues, nicht seit Anfang der fünfziger Jahre, als sie erstmals bei ihm auftauchten, um nach den alten Freunden seines Vaters zu forschen. In den sechziger Jahren waren sie gekommen und wollten wissen, ob einige von Draper Haeres älteren Freunden wirklich geeignet waren, in den oberen Etagen der Regierung unter Kennedy und Johnson zu dienen. In den frühen Siebzigern waren sie wieder da, um sich über die Neigung einiger Kinder jener älteren Freunde zu informieren, Bomben zu werfen.
    Aber damals in den Fünfzigern waren FBI-Agenten Haere als strenge, ältere Hüter des Gesetzes erschienen, nüchtern, grimmig, furchteinflößend. Im Laufe der Jahre wurden sie natürlich jünger. Die beiden, die an diesem Abend auf Haeres Schwelle erschienen, waren junge Flegel, keiner ein Jahr älter als zweiunddreißig. Der eine hatte blonde, der andere braune Haare.
    »Mr. Haere?« fragte der Blonde.
    Haere nickte, und darauf schwenkten sie Hüllen mit ihren Dienstausweisen und boten sie zur Kontrolle an. Haere griff mit seinen bandagierten Händen nach beiden und ließ sich Zeit, um sie zu prüfen.
    »Ich kannte in Washington mal einen Mann«, sagte Haere, der immer noch die Ausweise überprüfte, »damals in den späten sechziger Jahren. Ein Psychologe. Er wurde vom FBI engagiert, um den Agenten Einfühlsamkeit beizubringen. Anscheinend zogen manche von euch, wenn sie nach Hause kamen, statt ihre Frau zu küssen, ihren Dienstausweis aus der Tasche und sagten: ›Carson, FBI.‹«
    Special Agent Tighe sah Special Agent Yarn an. »Ich mache das immer so. Du nicht?«
    »Natürlich«, sagte Yarn. »Jeden Abend.«
    Haere gab ihnen die Ausweise zurück und forderte sie auf, hereinzukommen. Der Blonde war Yarn, John D., Tighes Vorname war Richard. Eine Mittelinitiale hatte er nicht. Ihr Haar war weder kurz noch lang. Yarn trug einen Anzug mit Krawatte, Tighe ein graues Fischgrätjackett, eine dunkelgraue Hose und keinen Schlips. Haere bemerkte, daß beide flache Halbschuhe mit Gummiabsätzen trugen. Yarn war etwas über einsachtzig, Tighe etwas darunter. Keiner war sympathisch, keiner war abstoßend. Nur ihre Augen glichen sich: unbewegt, wachsam und neugierig. Äußerst neugierig. Alle vier Augen, zwei braune und zwei blaue, musterten jetzt Haeres riesigen Raum.
    »Nur dieser eine große Raum?« fragte Yarn.
    »Das ist alles.«
    »Interessant.«
    »Ungewöhnlich«, sagte Tighe.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Haere.
    Yarn setzte sich auf das Ledersofa, das einst das Washingtoner Büro von Senator Wayne Morse von Oregon geschmückt hatte. Tighe wählte den gepolsterten Walnußsessel aus Henry Agard Wallace’ Büro im Capitol, als er Roosevelts Vizepräsident gewesen war. Haere saß auf dem hochlehnigen Sessel, auf dem er fast immer saß, dem Baton-Rouge-Sessel, von dem ein Händler in Opelousas geschworen hatte, es sei der letzte Stuhl gewesen, in dem Huey Long gesessen hatte, ehe er 1935 niedergeschossen worden war. Haere sammelte politische Möbel. Herrenlose politische Möbel, um genau zu sein. Seit einem Jahr feilschte er jetzt mit einem Mann in Tulsa um einen Messingspucknapf, von dem behauptet wurde, daß der fast vergessene Alfalfa Bill Murray von Oklahoma eine besondere Vorliebe für ihn gehabt hätte.
    Yarn zog ein schwarzes Notizbuch und einen Kugelschreiber aus der Tasche. Hubert sprang Tighe auf den Schoß und schrie ihm ins Gesicht. Tighe kraulte gedankenverloren Huberts Ohren mit der Miene eines Mannes, der über Katzen alles weiß. »Starker Siam-Anteil«, sagte er.
    Haere nickte. »Die Hälfte.«
    »Wir möchten mit Ihnen über Mr. John T. Replogle sprechen«, sagte Yarn.
    »Er ist tot.«
    »Das wissen wir. Berichten Sie uns über ihn.«
    »Über ihn berichten?«
    »Ja, bitte.«
    »Nun, Sir«, sagte Haere, »er war ein hart arbeitender, fleißiger Bürger und wahrscheinlich der zuverlässigste und patriotischste Hundesohn, den ich gekannt habe. Was Politik betrifft, er gehörte nie irgendeiner Partei an. Er war Demokrat.«
    Yarn schrieb sich nichts davon auf. Tighe kraulte weiter die Ohren des Katers und sagte: »Mr. Dooley?«, ohne aufzublicken.
    »Will Rogers«, sagte Haere.
    »Oh.«
    Yarn runzelte etwas die Stirn. »Sie waren

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