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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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vorstellen, wie jemand die ganze Milch in Kuba gehört haben kann, aber das hat er immer gesagt. Als ich ihn heiratete, war er im Drogengeschäft. Das ist in Wirklichkeit der Grund gewesen, weswegen ich ihn geheiratet habe, damit die Keats und die Maneras ihre Geschäfte zusammenlegen konnten. Es ist alles okay gelaufen. In gewisser Weise, nehme ich an. Eine Zeitlang. Waren Sie mal verheiratet?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Die üblichen Gründe.«
    »Nennen Sie mir zwei.«
    Citron überlegte einen Augenblick. »Nun, die eine starb, und die andere sagte, nein danke.«
    »Dann sind Sie also nicht schwul?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Der Mann, der vor Ihnen hier war, der war schwul. Ich meine, er war stockschwul. Wenn ich bedrückt war, tauchte er mit einem Teller Fondant und dem neuesten Klatsch auf und brachte mich im Nu furchtbar zum Lachen.« Sie betrachtete Citron aufmerksam. »Irgendwie glaube ich, daß Sie nicht der Typ sind, der mit einem Teller Fondant auftaucht.«
    »Wer kann das wissen?« entgegnete Citron.
    Velveta Keats stand auf. »Nun denn, danke für den Wein und die Klempnerberatung.«
    »Es war mir ein Vergnügen.«
    Sie ging zu der immer noch offenen Tür, blieb stehen und drehte sich um. »Ich bin eine gute Köchin«, sagte sie.
    Citron lächelte. »Ich werde es mir merken.«
    »Ja«, sagte sie. »Tun Sie das.« Dann drehte sie sich um und ging durch die Tür.
    Als Velveta Keats fort war, blieb Citron mit seinem fast leeren Glas weiter am Tisch sitzen. Er fühlte, daß sie sich regte, fast erwachte, spürte die ersten schwachen Anzeichen der Krankheit, an der bereits zahllose Katzen gestorben waren. Neugier. Er begann sich zu fragen, wie sich das alles auswirken und wo er in einem Jahr sein würde. Er war es nicht gewöhnt, an die Zukunft in größeren Einheiten als ein Tag oder eine Woche zu denken – höchstens ein Monat. Der Gedanke an ein Jahr war beunruhigend. Das schien wie die Unendlichkeit zu sein. Einen Augenblick lang erwog er, seine zwei Pappkartons wieder zu packen und zu der tröstlichen Hoffnungslosigkeit der Cadillac People zurückzukehren. Statt dessen stand er auf, spülte die beiden Gläser aus, verwandelte die Couch zu einem Bett, putzte sich die Zähne und legte sich zwischen zwei, wie es schien, halbwegs saubere Laken. Nach etwa fünfzehn Minuten sorgte das Rauschen der Brandung dafür, daß er einschlief. Er träumte von Afrika.

6
    In den vergangenen vierzehn Jahren war Draper Haeres Heim ein zweistöckiges Geschäftshaus aus roten Ziegeln in der Main Avenue am Nordrand von Venice gewesen, fast schon in Ocean Park, einer Gemeinde, die dazu beiträgt, den Unterschied zwischen Venice und Santa Monica zu verstehen.
    Noch 1968 war es eine billige Gegend gewesen, ein verwahrlostes Viertel letzten Ranges, mit trüben Aussichten und niedrigen Immobilienpreisen – der Grund dafür, daß Haere hier hergezogen war: Es war alles gewesen, was er sich leisten konnte. Er hatte 27 500 Dollar für den Altbau bezahlt, davon zehn Prozent als Anzahlung. Weniger als dreizehn Jahre später bot ihm ein Iraner 425000 in bar dafür und überzeugte Haere davon, daß Eigentum tatsächlich Diebstahl war.
    In den siebziger Jahren entdeckten Spekulanten Venice. Das Übliche spielte sich ab. Die alten pensionierten Juden verschwanden, und mit ihnen die alternden Beatniks, die Studenten, die Künstler, die Radikalen, die Drogensüchtigen, die Verrückten, die Swimmingpool-Reiniger, die beruflichen Reifenwechsler, und es kamen die jungen, trendigen Reichen, denen Haere oft unterstellte, ausschließlich von Käse und Chablis zu leben.
    Das Haere Building war dreizehn Meter breit und über dreißig Meter tief und erstreckte sich vom Bürgersteig bis zur Gasse. Das Untergeschoß stand leer, als er das Haus kaufte. Der letzte Mieter war ein Farbenhändler gewesen, der pleite machte. Das Obergeschoß war in kleine Büros unterteilt und beherbergte zu dieser Zeit einen Vermittler von Kautionen, einen Antwortdienst, eine Inkasso-Agentur, zwei Börsenmakler und einen freiberuflichen Buchhalter. Alle waren sie monatlich kündbar. Als Haere andeutete, daß er die Miete um zehn Dollar monatlich würde erhöhen müssen, zogen alle prompt aus.
    Als der letzte Mieter fort war, hatte Haere alle Zwischenwände herausreißen lassen. Damit erhielt er einen riesigen Raum, dreizehn mal dreißig Meter, an die vierhundert Quadratmeter. Da er einen großen Teil seines Lebens in möblierten Zimmern verbracht hatte,

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