Teufels Küche
ehemaligen Farbenladen. Wenn Luisa Veatch über dem Laden leben müßte, das war ihm klar, würde sie es lieber im Weißen Haus machen.
Die Veatchs sahen sich immer noch fest an, in einer Art wortloser Kommunikation, bis Louise Veatch sich schließlich Haere zuwandte und sagte: »Okay. Wir sollten es machen.«
Haere nickte. »Also gut.«
»Kannst du das übernehmen?« fragte Veatch.
Haere schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß nicht, wie.«
»Wer könnte es?«
»Ein geschulter Ermittler, vielleicht ein kluger Reporter, jemand in der Art.«
Veatch runzelte die Stirn. Offensichtlich ging er in Gedanken die Liste aller ungeeigneten Kandidaten durch. »Wir wollen das doch mit niemand teilen, oder?«
»Nein.«
»Hast du einen Vorschlag?«
»Auf Anhieb nicht«, sagte Haere.
Louise Veatch wandte sich ihrem Mann zu. »Gib mir mal etwas Kleingeld.«
»Wen willst du anrufen?« fragte er und wühlte in seiner Hosentasche.
»Craigie Grey. Wenn es so jemand gibt, wie wir ihn suchen, kennt sie ihn. Craigie weiß alles.«
Veatch stand auf, um seine Frau vorbeizulassen. »Aber mach ihr gegenüber keine Andeutung, was –«
Louise Veatch unterbrach ihn. »Baldy, habe ich das je getan?«
»Nein«, antwortete er. »Natürlich nicht. Niemals.«
Die beiden Männer sahen Louise Veatch nach, als sie mit einem rhythmischen Wiegen der Hüften, wie ein Featureautor es einmal charakterisiert hatte, zum Telefon ging. Sie wandten sich ab und sahen einander an, und wieder einmal fragte Haere sich, ob Baldwin Veatch wußte, daß er Hörner aufgesetzt bekam. Und wie immer kam Haere zu der gleichen Antwort: Wahrscheinlich, aber offenbar stört ihn das nicht, solange es diskret geschieht. Lieber ich als irgendein anderer.
»Wie war er?« fragte Veatch. »Replogle?«
»Man müßte wohl sagen, fröhlich resigniert. Die Schmerzen machten ihm zu schaffen.«
»Ihr zwei kanntet euch schon lange, nicht wahr?«
»Seit meiner Kindheit. Er und mein alter Herr waren gute Freunde. Als sie zweiundfünfzig hinter meinem Vater her waren, weil er ein Roter war, war Jack so ziemlich der einzige, der zu ihm hielt. So war er eben, Jack, meine ich.«
»Weißt du, diese Nostalgie nach den fünfziger Jahren«, sagte Veatch, »konnte ich nie verstehen. Es war ein geschmackloses und verlogenes Jahrzehnt.«
»Ich glaube, die Nostalgie geht zum größten Teil auf Gable zurück.«
»Clark Gable?«
»Richtig«, sagte Haere. »Machte man die Augen zu, wenn Eisenhower sprach, klang er genau wie Clark Gable. Das muß für die meisten sehr beruhigend gewesen sein.«
Sie blickten beide auf, als Louise Veatch mit einem zufriedenen Lächeln zurückkam. Veatch stand auf, um sie auf ihren Platz zu lassen. Sie rutschte in die Nische, sah die beiden Männer an, sagte: »Morgan Citron«, und wartete auf ihre Reaktion.
Haere sprach zuerst. »Die Chicago Daily News. Das ist lange her.«
»Nicht so lange«, sagte Veatch. »Elf Jahre. Vielleicht zehn.«
»Wie alt ist er jetzt – fünfzig?« frage Haere.
Louise Veatch schüttelte den Kopf. »Craigie sagte vierzig oder so – falls überhaupt schon.«
»Ich hätte ihn für älter gehalten«, sagte Haere.
Baldwin Veatch sah zur Decke hinauf. Sein Ausdruck war nachdenklich. »Da war mal was«, sagte er langsam. »Der Pulitzer, stimmt’s?«
»Er wurde vorgeschlagen«, sagte Louise Veatch, »und jeder dachte, er bekäme den Preis, aber dann überlegten sie sich das noch mal oder so.«
»Warum?« fragte Veatch.
»Ich erinnere mich nicht daran.«
»Aber ich erinnere mich an seine Sachen«, sagte Haere. »Da war dieser eine lange Artikel, den er für den New Yorker geschrieben hat über Togo und Dahomey – vor vier oder fünf Jahren. Eine sehr traurige, komische Geschichte.«
»Das ist nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe«, sagte Veatch.
»Einen Augenblick«, sagte Louise Veatch. »Mir fällt es jetzt wieder ein. Das mit dem Pulitzer-Preis. Er war in Vietnam. Es war eine Serie über Korruption, die er geschrieben hatte. Sie haben ihn aus dem Land ausgewiesen.«
»Du hast recht«, sagte Haere. »Und wo ist er jetzt?«
»Kennst du Craigies Haus unten am Pacific Coast Highway in Malibu?«
Haere schüttelte den Kopf.
»Also da ist er jetzt. Er ist Craigies neuer Hausmeister.«
»Lieber Himmel«, sagte Veatch. Sie schlossen den designierten Gouverneur von ihrem Besuch bei Morgan Citron aus. Sie taten das aus den üblichen Gründen: damit er bestreiten konnte, daß er irgend etwas davon gewußt habe,
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