Teufels Küche
damit er eine weitere Verabredung zum Frühstück mit seinem Übernahmeteam im Beverly-Wilshire wahrnehmen konnte und damit Haere und Louise Veatch sich eine Stunde stehlen konnten, um sich miteinander im Bett zu wälzen. Veatch war sich zunächst keineswegs sicher, ob sich seine Frau an der Kontaktaufnahme mit Morgan Citron beteiligen sollte, bis sie ihn knapp an ihre zugegebenermaßen unheimliche Fähigkeit erinnerte, verborgene Charaktermängel zu entdecken.
»Erinnere dich an diesen Bankier oben in Redding – den du zum Vorsitzenden des Finanzkomitees für deinen Wahlkampf machen wolltest?«
Veatch nickte düster. »Den Kinderschänder.«
»Und? Wer hat ihn auf der Stelle durchschaut?«
Veatch seufzte. »Okay. Geh mit. Nehmt ihn euch vor, du und Draper, und wenn er gut aussieht, engagiert ihn.« Er wandte sich an Haere. »Aber er wird für dich arbeiten – nicht für mich. Verstanden?«
»Vollkommen«, sagte Haere.
Morgan Citron schnitt ein paar Mohrrüben für seinen neuen pot au feu, als sie an der Tür von Apartment A klopften. Mit dem Messer und einer Mohrrübe in der Hand ging er zur Tür und machte sie auf. Louise Veatch stand lächelnd vor ihm. Unmittelbar hinter ihr Draper Haere.
»Mr. Citron?« sagte sie.
Citron nickte. »Irgendwie«, sagte er, »habe ich nicht den Eindruck, daß Sie beide von den Zeugen Jehovas kommen.«
»Ich bin Mrs. Veatch«, sagte sie und streckte ihre Hand aus. »Mrs. Baldwin Veatch.«
»Ich weiß«, sagte Citron und ergriff ihre Hand.
»Und dies ist mein Freund und Partner, Mr. Haere.«
Citron sah Haere an, der mit seiner rechten, immer noch verbundenen Hand eine kleine um Entschuldigung bittende Geste machte.
»Draper Haere, nicht wahr?« sagte Citron. »Der Geldbeschaffer.«
Unwillkürlich fühlte Haere sich geschmeichelt, daß er erkannt wurde. Er lächelte und sagte: »Wir würden gern mit Ihnen sprechen, wenn es Ihnen recht ist.«
»Aber gewiß«, erwiderte Citron. »Kommen Sie herein.«
Louise Veatch und Draper Haere kamen in das Apartment und sahen sich um. Was sie sahen, veranlaßte sie, eine sorgfältig neutrale Miene aufzusetzen. Citron lächelte. »Entspricht sicher nicht ganz dem grundsätzlichen Prunk in Malibu.«
»Nicht ganz«, sagte Louise Veatch.
»Nehmen Sie Platz«, sagte Citron und deutete auf den Tisch und die Plastikstühle. »Kaffee?«
»Wenn es keine Mühe macht«, sagte Haere.
»Es ist Pulverkaffee«, sagte Citron und ging zu der Kochplatte in der Kochnische, auf der ein Topf mit Wasser kochte. Er löffelte Pulverkaffee in drei Becher, die nicht zueinander paßten, und goß Wasser darauf. »Ich habe Zucker, aber keine Sahne.«
Louise Veatch sagte, sie trinke ihren Kaffee schwarz, Haere bat um Zucker. Citron brachte den Kaffee zum Tisch, setzte sich und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, lächelte flüchtig und wartete darauf, daß das Gespräch beginnen würde.
»Craigie Grey hat uns gesagt, daß sie sich um ihr Haus kümmern«, sagte Louise Veatch. »Kennen Sie Craigie schon lange?«
»Nicht sehr lange.«
»Craigie ist – na ja, Craigie ist einmalig.«
»Das scheint sie zu sein.«
Haere griff in dieses indirekte Verhör ein. »Vor nicht sehr langer Zeit waren Sie in Afrika.«
»Es ist jetzt etwas länger als ein Jahr her.«
Haere nickte so, als ob er dankbar wäre, in einem nebensächlichen Punkt korrigiert worden zu sein. »Ich erinnere mich, daß ich darüber gelesen habe. Als Sie nach Paris zurückkamen. Es war ein Agenturbericht, glaube ich. AP.«
»Sie haben es alle gebracht«, sagte Citron. »AP, UPI, Reuters. Und dann war die Geschichte gestorben. Gott sei Dank.«
»Sie selbst haben aber nie etwas darüber geschrieben, oder?« fragte Louise Veatch und sah sich noch einmal in dem Apartment um. »Das sieht ganz so aus, als könnte man hier gut schreiben. Vielleicht sogar ein Buch.«
»Ich schreibe kein Buch, Mrs. Veatch.«
Haere nickte, diesmal verständnisvoll. »Es muß ein scheußliches Erlebnis gewesen sein – dort im Gefängnis zu sitzen, meine ich.«
»Ja«, stimmte Citron zu. »Das war es.«
»Mein Vater war Journalist«, sagte Haere und wunderte sich selbst, warum er es überhaupt erwähnte. Und dann hängte er, für ihn völlig untypisch, eine weitere autobiographische Bemerkung an. »Unten im Süden. In Birmingham.«
Es war Louise Veatch, die die Frage stellte, auf die Citron gewartet hatte. »War er – also war er wirklich ein Kannibale?«
Citron zuckte mit den Achseln. »Jedenfalls
Weitere Kostenlose Bücher