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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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als vorher. »Aber ihr habt geholfen, die Beweise zu vernichten«, flüsterte er und kicherte dann. »Ihr habt die ganzen Beweise aufgegessen.«
     
    Während der Audienz stand Citron die ganze Zeit über, während der Kaiser-Präsident zusammengesackt auf seinem Thron saß, der in Paris kunstvoll aus Ebenholz und Elfenbein angefertigt worden war. Citron fand, der Thron sähe unbequem aus. Er fand auch, daß der Kaiser-Präsident so aussähe, als ob er einen Kater hätte.
    »So«, sagte der Kaiser-Präsident. »Sie verlassen uns also.«
    »Ich hoffe es.«
    »Manche sagen, Sie sind Franzose, andere sagen Amerikaner. Was sagen Sie?«
    »Eine Zeit lang war ich beides. Jetzt bin ich Amerikaner.«
    »Wie konnten Sie beides sein?«
    »Eine Frage der Papiere.«
    »Dokumente?«
    »Ja.«
    »Ahhh.«
    Der Kaiser-Präsident schloß die Augen und schien für einen Augenblick lang einzunicken. Er war ein klobiger Mann, Anfang fünfzig, mit einem dicken Bauch, der unter einem langen weißen Baumwollgewand hüpfte und rollte. Das Gewand erinnerte an ein Nachthemd, und Citron dachte, daß es sowohl kühl wie auch äußerst praktisch sein müßte. Der Kaiser-Präsident öffnete die Augen, die etwas entzündet zu sein schienen, bohrte in der Nase und wischte sich die Finger irgendwo an seinem Thron ab. Dann winkte er Citron herbei. »Kommen Sie näher.«
    Citron trat näher.
    »Noch näher.«
    Citron ging zwei weitere Schritte vor. Der Kaiser-Präsident sah sich mißtrauisch um. Sie waren allein. Er winkte Citron mit einem einzelnen Finger zu sich. Citron beugte sich so weit vor, daß er den Gin vom gestrigen Abend riechen konnte. Oder den von heute morgen.
    »Ich will an die Präsidenten von Frankreich und von den Vereinigten Staaten eine Botschaft schicken«, flüsterte der Kaiser-Präsident. »Keiner darf etwas davon erfahren. Niemand.«
    Er wartete auf Citrons Antwort.
    »Ich bin nicht ganz sicher«, sagte Citron vorsichtig, »wie bald ich sie sprechen werde.«
    Der Kaiser-Präsident nickte mit seinem großen Kopf, als ob das die Worte wären, die er von einem Spion zu hören erwartete. »Meine Botschaft ist kurz. Sagen Sie ihnen – sagen Sie ihnen beiden, daß ich zu einer Versöhnung bereit bin – zu ihren Bedingungen.«
    »Ich verstehe.«
    »Können Sie das behalten?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Hier.« Der Kaiser-Präsident fummelte in den Falten seines langen weißen Gewandes, fand die Tasche und zog die geballte Faust wieder heraus. »Strecken Sie Ihre Hand aus.«
    Citron streckte die Hand aus.
    »Handfläche nach oben.«
    Citron drehte die Handfläche nach oben. Der Kaiser-Präsident öffnete seine Faust. Ein zweikarätiger Diamant fiel in Citrons geöffnete Hand. Automatisch ballte er die Faust um ihn.
    »Ein Zeichen«, sagte der Kaiser-Präsident. »Eine Geste.«
    »Eine Zeichengeste.«
    »Ja. Für Ihre Mühe.«
    »Ich verstehe.«
    »Sie können jetzt gehen.«
    »Ja. Gut. Ich bedanke mich.«
    Citron drehte sich um und ging auf die hohe Doppeltür zu, blieb aber stehen, als er die Stimme des Kaiser-Präsidenten hörte. »Warten Sie.« Citron drehte sich um.
    »Ich habe gehört, Sie hätten heute Affe zu essen bekommen.«
    Citron nickte nur.
    »Hat es Ihnen geschmeckt?«
    »Ich habe es gegessen.«
    »Ich auch«, sagte der Kaiser-Präsident und begann verhalten zu lachen – in einem tiefen Baß, der aus seinem Bauch heraufzusteigen schien. »Wir haben heute beide Affe gegessen«, sagte der Kaiser-Präsident und begann wieder zu lachen. Er lachte immer noch, als Citron durch die hohe Doppeltür hinausging.
     
    Miss Cecily Tettah zählte dreihundert französische Francs auf die nackte Tischplatte, hob sie auf und reichte sie Citron. Er nahm sie und schob sie in den Umschlag, der schon seinen Air-France-Flugschein nach Paris und seinen amerikanischen Paß enthielt.
    »Wie war er?« fragte sie. »Sie haben nichts darüber gesagt.«
    »Er hat viel gelacht.«
    »Sonst nichts?«
    »Er hält mich immer noch für einen Spion.«
    »Wirklich? Ich dachte, das wäre alles ausgeräumt. Sind Sie immer noch sicher, daß Sie niemand in den Vereinigten Staaten benachrichtigen wollen?«
    »Nein, niemand.«
    »Nicht einmal Ihre Mutter?«
    Citron schüttelte den Kopf. »Ganz besonders sie nicht.«

2
    Es war auf den Tag fast ein Jahr, nachdem Citron in Paris seinen Diamanten verkauft hatte, daß Draper Haere, der Geldbeschaffer, aus New York kommend, in Denver einflog. Er kam spät an, kurz vor Mitternacht. Da Haere in den vergangenen

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