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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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krampfhaft und starb.
    Sekunden später kam Gladys durch den Vorraum ins Wohnzimmer, ging zu dem Ohrensessel hinüber und sah auf die Leiche ihres ehemaligen Waffenbruders, zeitweiligen Liebhabers und gelegentlichen Freundes hinab. Ihre linke Hand schlich sich zum Aufschlag ihres Kostüms hinauf, wo sie an der Schleife der Ehrenlegion fingerte.
    »Es war nicht sehr laut«, sagte sie. »Die Schüsse, meine ich. Ich konnte sie im Schlafzimmer bei geschlossener Tür gerade noch hören.« Sie sah Tighe und Yarn an. »Hat er etwas gesagt?«
    »Er behauptete, er hätte ihnen nur eine Kostprobe gegeben«, sagte Tighe. »Haere und deinem Sohn. Er wußte allerdings nicht, daß Morgan dein Sohn ist. Der nannte sich aus irgendeinem Grund Mitch Mitchell. Meade glaubte ihm das zwar nicht, aber solange ich ihm nicht gesagt hatte, daß Morgan dein Sohn ist, wußte er es nicht.«
    »Was hat er dazu gesagt?« fragte sie, »als ihr ihm das erklärt habt?«
    »Ich glaube, er sagte: Ach, Scheiße.«‹
    »Ach du lieber Gott‹, hat er gesagt«, korrigierte Yarn.
    »Sonst noch etwas?«
    »»Diese gottverdammte Gladys‹«, antwortete Tighe. »Das war das letzte, was er gesagt hat.«
    Sie drehte sich um und sah wieder den toten Mann an. »Armer alter Meade«, sagte sie, ging zu dem Tablett mit den Flaschen hinüber und schenkte sich ein Glas Wein ein.
    »Meade hat ihm zuviel erzählt«, sagte Yarn.
    »Wem?« fragte sie, als sie das Glas langsam an die Lippen hob.
    »Deinem Sohn. Und auch Haere.«
    Gladys Citron schien über Yarns Behauptung einige Augenblicke lang nachzudenken. Schließlich drehte sie sich um, sah Yarn an, trank noch einen Schluck aus ihrem Glas und sagte: »Dann, nehme ich an, werden wir in der Sache wohl noch etwas unternehmen müssen, wie?«

17
    Das Interessanteste, was B. S. Keats auf seiner stundenlangen Vergnügungsfahrt an der kalifornischen Küste entlang zu sehen bekam, war der Lagerplatz der Cadillac People. Der faszinierte ihn so sehr, daß er dem Fahrer befahl, zu wenden und dort noch einmal zu einer weiteren Besichtigung entlangzufahren. Der Fahrer drosselte das Tempo, und Keats starrte fasziniert auf die Ansammlung altersschwacher Autos und Wohnwagen und ausgedienter Schulbusse, die aufs Geratewohl am Meeresufer parkten.
    »Wie, haben Sie gesagt, nennen die sich?« fragte er Citron.
    »Die Cadillac People.«
    »Aber sie haben doch nicht alle Cadillacs.«
    »Sie nennen sich trotzdem so.«
    »Was, zum Teufel, tun sie denn den ganzen Tag?«
    »Hören Radio und behalten den Ozean im Auge.«
    »Keiner von ihnen arbeitet.«
    »Jetzt nicht mehr. Sie sind mehr oder weniger ausgestiegen.«
    »Wovon leben sie – von der Wohlfahrt?«
    »Nein.«
    »Was wird aus ihnen?«
    »Sie warten darauf, das einmal zu erfahren«, antwortete Citron.
    »Soll ich Ihnen was sagen,« fragte Keats. »Die machen mir irgendwie Hunger. Kann man hier in der Gegend irgendwo essen?«
    »Hinten bei der County-Grenze gibt’s ein Lokal. Mögen Sie Fisch?«
    »Gewiß.«
    »Die haben guten Hummer und Krabben. Man ißt im Freien, an Picknicktischen, vorwiegend mit den Fingern.«
    »Versuchen wir’s mal.«
    Citron ließ die Trennscheibe herunter und sagte dem Fahrer, wohin er fahren sollte. Nachdem die Scheibe wieder hochgekurbelt war, sah Keats Citron lange überlegend an, ehe er fragte: »Haben Sie sich meinen Vorschlag mal überlegt?«
    »Der Liebhaber zu sein?«
    »Ich hätte es vielleicht nicht so nennen sollen. Was ich eigentlich von Ihnen will, ist, daß Sie auf Velveta aufpassen. Immer wieder mal mit ihr ins Kino gehen. Vielleicht auch in ein Museum. Gibt’s hier eigentlich Museen?«
    »Ein Stück weiter unten liegt eins an der Straße«, antwortete Citron. »Das Getty.«
    »Also, sie mag solche Sachen. So was könnten Sie doch machen und dabei nebenher auf sie aufpassen, dafür sorgen, daß sie richtig ißt, sich ihr Geplapper anhören, wenn euch danach ist, auch mit ihr ins Bett gehen. Worum ich Sie eigentlich wirklich bitten will, ist, daß Sie ihr bester Freund sind.« Keats ließ eine Pause eintreten. »Ich werde dafür sorgen, daß es sich für Sie lohnt.«
    Citron drehte sich um und sah sich den Mann mit dem braunen Gesicht genau an. Die blaßblauen Augen hatten wieder ihre runde Form angenommen und sahen beinahe ehrlich aus. Sein Gesicht war völlig offen. Citron hatte solche Gesichter schon früher gesehen, an Orten wie Cicero und Marseille und Montevideo. Er hatte auch gelernt, ihnen zu mißtrauen.
    »Wer waren sie,

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